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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 27.1911-1912

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Lange, Konrad von: Die drei Gaben des Künstlers: eine altmodische Betrachtung, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.13090#0076

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DIE DREI GABEN DES KÜNSTLERS

IVAN MESTROVIC DIE WITWEN

Serbische Aasstellung in Rom 1911 .

weit verbreitete Meinung, diese Gabe hinge Anfertigung des Kunstwerks verändern. Der I
gar nicht mit der Uebertragung der Natur in Künstler vereinfacht die Natur nicht deshalb, I
die künstlerische Technik zusammen, sondern weil er schon das Leben als Künstler einfach
sei etwas für sich Bestehendes, was einem sieht, sondern weil er es in die Kunst über-
rein physiologischen Bedürfnis entspreche. Die setzen muß, wobei eben die Vereinfachung
Natur sei „unruhig", „verwirrend", „quälend", notwendig ist. Erst in der Kunst wird das /
und die künstlerische Tätigkeit bestehe darin, Problem der Form aktuell. j
daß der Künstler dies „Quälende" beseitige, die Entsprechend jener irrigen Auffassung wird
Natur für den Beschauer präpariere, indem er nun von dieser modernen Aesthetik der schöp- I
sie zunächst selbst „einfach sehe" und dement- ferische Prozeß der Kunst lediglich als ein I
sprechend auch in dieser vereinfachten Form Vereinfachen und Verdeutlichen aufgefaßt. Die <
künstlerisch darstelle. Tatsächlich ist aber die erste Bedingung der künstlerischen Wirkung
Natur durchaus nicht verwirrend und quälend, wäre danach die Bequemlichkeit der Apper-
im Gegenteil höchst angenehm anzusehen, weil zeption. AesthetischerGenuß wärenichtsanderes
I man ja die Dinge immer im Räume sieht, um als eine zum Bewußtsein kommende Bequem- i
\ sie herumgehen, sie sukzessiv anschauen, in die lichkeit der Anschauung. Das läuft im wesent- j
richtige Beleuchtung rücken kann usw. Alles liehen auf die alte, längst überwundene Formal-
das ist dem Kunstwerk gegenüber unmöglich, aesthetik mit ihren Gesetzen der Harmonie, der (
und eben deshalb muß man die Natur bei der Einheit in der Mannigfaltigkeit usw. hinaus, j

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