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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 27.1911-1912

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Schumann, Paul: Stätten der Arbeit
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https://doi.org/10.11588/diglit.13090#0386

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STÄTTEN DER ARBEIT |

STATTEN DER ARBEIT März in der Galerie Ernst Arnold zu Dresden J

eröffnet, nachdem eine Jury von Künstlern die fi

Es ist eine unbestreitbare Wahrheit, daß die Quali- Kunstwerke ausgewählt und dabei etwa die Hälfte )

tat den dauernden künstlerischen Wert der Kunst- der eingesandten Gemälde, Skulpturen und Griffel- /-

werke bestimmt, ebenso unbestreitbar ist es, daß werke ausgeschieden hatte. Vielleicht ist sie noch \

der Gegenstand der Darstellung bestimmten Perioden immer nicht streng genug gewesen, für eine Ueber- Jä

der Kunstgeschichte den Stempel aufdrückt, daß jury bliebe immer noch zu tun übrig. Aber trotz- y

neue Gegenstände, die in den Bereich der künst- dem — die Ausstellung ist interessant und lehr- G

lerischen Wiedergabe treten, der Kunst auch neue reich, denn sie zeigt, daß recht viele Künstler P

Antriebe stets gegeben haben und immer wieder unserer Zeit ihre Kraft der künstlerischen Wieder- u
geben. Unsere Zeit steht im Zeichen — was diesen gäbe der Arbeit, der Arbeitsplätze, des Arbeiters

vielfach angewandten Gemeinplatz ergänzt, ist sehr zugewandt haben, daß der malerische oder der f

verschiedenartig je nach der Stimmung des Schrei- soziale Gehalt im Leben der industriellen Arbeit J;

bers und nach dem Zweck, den er gerade beim sie gepackt und angeregt hat, sie zeigt auch die »

Niederschreiben im Auge hat — aber sicher ist, lebendige Wechselwirkung zwischen dem modernen y

daß unsere Zeit auch im Zeichen der Arbeit, der Stoff und den modernen künstlerischen Ausdrucks- y

unermüdlichen, hastig schaffenden, endlos Werte mittein. Manchem Beschauer wird dabei wieder, {

erzeugenden industriellen Arbeit steht, mehr als wie dies schon in Meuniers Ausstellungen der Fall 0

jede andere Zeit vorher. Man weiß auch, daß die war, das Bedeutsame dieser Erscheinung unseres {
Kunst an dieser Arbeit nicht achtlos vorübergegangen Lebens aufgehen. Das Interessanteste an der Aus-

ist. Millet mit seinen arbeitenden Bauern, Courbets Stellung ist natürlich das spezifisch Moderne, nicht )

Steinklopfer, Menzels Eisenwalzwerk, Meuniers die Arbeit im weiteren Sinne, Handwerk, geistige p

großartige Verherrlichung der Arbeit und der Ar- Arbeit usw., sondern was uns die Maschine, der f

beiter fallen uns unmittelbar ein, wenn wir an Arbeit Dampf und die Elektrizität, die Arbeitsteilung ge- J

und Kunst denken. Es war deshalb ein naheliegender schaffen haben, also um es kurz zusammenzufassen: jj

Gedanke, in einer Ausstellung einmal ein Gesamt- Fabriken, Eisenwerke, Hochöfen, Häfen, Eisenbah- {

bild der Arbeit in der Kunst der Gegenwart zu nen u. a. Das Bedeutendste an Hafenbildern geben f

geben: der Titel wurde nicht ganz glücklich gewählt: die längst bekannten Schilderer, die ihre Motive am J

Stätten der Arbeit. Die Ausstellung wurde am Hamburger Hafen, in Mannheim, Genua usw. fi

suchen. Da ist Graf Kalchreuth, )
_der einst auf Lichtwarks Anregung r,

Pmit der Schilderung des Hamburger l

Hafens voranging, neben ihm Carlos 5

Grethe, der ebenfalls in Gemälden V

und in mannigfaltigen Griffeltechni- (

ken das reiche Leben des Hamburger Ü

Hafengebiets wirksam vorführt, weiter {

Ulrich Hübner, der uns starke far- fl

bige Eindrücke aus Hamburg und r

Rostock ohne Rücksicht auf Form und «

Zeichnung zu schauen gibt, weiter )

^^H| Leonhard Sandrock (Löschender >

Kohlendampfer in Genua), Rudolph i

Hellwag -(klare, ruhige, selbstver- G

KT ständliche Bilder vom Pool in London y

und vom Hafen in Mannheim) und (j

W. Gallhoff (Dreimaster beim An- P

strich). An die Eisenbahn führen uns (,

vor allem die Gemälde des allzufrüh 0

verstorbenen Pleuer, der in der ma- )

lerischen Bewältigung des Gegen- *

ständlichen, in der selbstverständli- 1

chen Herausgestaltung des Bedeuten- J

den und Ueberwältigenden modernen Y

Eisenbahnbetriebs die größte Reife er- (

langt hat. Weniger bedeutend, aber {

immerhin ein Künstler von eigener {

Anschauung ist Walter Klemm (Leip- p

ziger und Münchener Bahnhofsfalle, {

Hackerbrücke in München). Franz r,

v Heckendorf aber schildert den Bau )

IW^^B^^^^H der Berlin-Dahlemer Untergrundbahn ;

als ein großes malerisch-lebendiges V

-~"^^^^^^^W' Gesamtschauspiel. Zahlreich ist die (

Schar der Künstler, die uns an oder (

*^^^^H in die großen Industriestätten führt '

Arthur v. Kampfs bekanntes Walz- f

werk wirkt hier durchaus akademisch, (

Eugen Bracht stimmt seine Schil- t

a. BESnard akt derungen industrieller Werke auf )

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