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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 27.1911-1912

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Glaser, Curt: Frankfurter Ausstellungen
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Neue Kunstliteratur - Personal-Nachrichten
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https://doi.org/10.11588/diglit.13090#0468

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NEUE KUNSTLITERATUR — PERSONAL-NACHRICHTEN

weilen fast auf Kosten ihrer Frische und Unmittel- legende monumentale Werk über das gesamte mo-
barkeit, gegeben. Der Kunstverein beabsichtigt, in hammedanische Kunstgewerbe und als solches be-
der Art dieser Burnitz-Ausstellung auch das Werk rufen, zum Ausgangspunkt aller künftigen einschlä-
der anderen großen Frankfurter Meister in Sonder- gigen Spezialforschungen zu werden. Hatten die
ausstellungen zusammenzustellen, um dann in einer glänzenden Teppichpublikationen der Wiener Hof-
großen Ausstellung über die gesamte Frankfurter und Staatsdruckerei für ein Einzelgebiet Muster-
Malerei einen Ueberblick zu geben. CG. gültiges geschaffen, so ist hier ein ungleich viel-
seitigeres Bildmaterial zusammengetragen, das in

NEUE KUNSTLITERATUR ^^^^^S^l^

Goethes I ta 11 e n i s ch e R e 1 s e. Mit den Zeich- das große Album der Pariser Exposition des Arts
nungen Goethes, seiner Freunde und Zeitgenossen. Musulmans von 1903 in diesem Sinne schon von
Herausgegeben von G. v.Grae venitz.Leipzig,Insel- n\c^t zu unterschätzender Bedeutung, so tritt hier
verlag. Mit 167 Tafeln. Halbleder 40M., Leder 60 M. zum ersten Male als notwendige Ergänzung ein um-
Der durch stilgerechte Ausstattung von Neu- fassender Text hinzu, der dem Unternehmen ein
drucken reformatorisch tätige Verlag übertrifft sich den strengsten Anforderungen entsprechendes
selbst durch dieses Werk. Es bietet vor allem in wissenschaftliches Niveau verleiht. Das Werk ist,
meisterhaften, originalgetreuen Lichtdrucken der den einzelnen Techniken entsprechend, in acht Ab-
Verlagsanstalt Bruckmann ein Kleinod, dessen Wert teilungen geschieden, in deren Bearbeitung sich
durch den geistigen Gehalt wächst. Den Text fünf Spezialisten geteilt haben: Friedrich Sarre hat
illustrieren Bilder von Goethe sowie des römischen Keramik und Teppiche, Moritz Dreyer die Stoffe,
Kreises, manche traute Bekannte, köstliche Inedita, Camillo List die Waffen, F. R. Martin die Buchkunst
wenig veibreitete Blätter. Die Hauptquelle, der und Ernst Kühnel Metall, Holz und Elfenbein, Glas
Sammelband im Weimarer Goethehaus, ist um- und Kristall übernommen. Jeder Tafel steht ein
sichtig erschlossen und durch Nebenquellen be- Textblatt gegenüber, das, abgesehen von rein prak-
reichert. Was der Meister dem Kunstler Jakob tjschen Angaben, eine ausführliche Beschreibung
Roux für eine zu illustrierende Ausgabe 1815 zu- des reproduzierten Gegenstandes, sowie eventuell
sammenstellte, tritt in Auswahl vor Augen. Inter- eine Begründung der Zuweisung, literarische No-
essant bleibt jedes Stück Goethes, weil es von tizen u_ dergl. enthält. Bei Teppichen und Stoffen
neuem beweist, wie ihm in Italien zweite Natur kommen noch die textil-technischen Untersuchungen
wurde, die sinnliche Wahrnehmung durch Kunst von Severin Schröder über die Knüpfung bezw.
festzuhalten, die Beobachtung zu schärfen, dadurch v#ebart hinzu. Die Publikation hat also für die
auch die Schreibart abzuklären. Mögen die Skizzen abgebildeten Werke den Wert einer äußerst zuver-
oft elementar erscheinen, Sinn für das Monumentale lässigen und detaillierten Katalogisierung. Ferner
wird ihnen auch ein strenger Richter nicht ab- ist jeder Abteilung (außer derjenigen der Waffen)
sprechen, mancher Landschaft, Architekturansicht von ihrem Bearbeiter eine besondere Einleitung
Lob spenden. Wertvollersind Leistungen der Freunde. voraufgeführt, die im allgemeinen über das frag-
Wie eine Perle glänzt das Aquarell von Hackert: Hche Gebiet mehr oder weniger eingehend orien-
Der etwa 38jährige Dichter in freier Natur bequem tiert_ ßei der Herstellung der Tafeln hat der Ver-
dasitzend, an einen Baumstamm gelehnt, das große Iag für eine mustergültige Reproduktion Sorge ge-
Auge träumerisch schwärmend wie ein jugendlicher tragen. k
Seher zum Äther gerichtet, ungezwungener als auf

Tischbeins posenreich grandiosem Gemälde, den PERSONAL-NAGHRIGHTEN

Goethe, wie ihn der Freund gewiß oft etwa bei

Ausflügen beobachtete, treu wiedergebend, zum JV/IUNCHEN. Am 9. Mai ist hier der Maler Pro-

Tvpus verklärend. Zu beiden Männern, zu den fessor Gabriel Schachinger im Alter von

Gleichgesinnten denken wir uns versetzt in die 62Jahren gestorben. Der Verstorbene, ein Schüler

selige Zeit des italienischen Aufenthalts und fühlen von Alex. Wagner und Piloty,war besonders auf dem

die Stimmung der Römischen Elegien: Gebiet der Porträt- und Genremalerei tätig; diesen

„Nun umleuchtet der Glanz des helleren Äthers die Werken, unter welchen die Bildnisse der Könige

Stirne, Max II. und Ludwigll. von Bayern,des Kaisers Fried-
Phöbus reifet, der Gott, Formen und Farben hervor." rieh,des Prinzregenten von Bayern,danndas Bild„Ber-
Heinrich Ludwig Urlichs ner Patrizierfrauen beim Abzüge der Eidgenossen"
Die Ausstellung von Meisterwerken zu nennen wären, schließen sich Arbeiten dekorativen
mohammedanischer Kunstin München 1910. Stils, wie die Plafondgemälde in der Schloßkirche
Herausgegeben von F. Sarre und F. R. Martin unter des Fürsten Schwarzenberg und im Kurhaus zu
Mitwirkung von M. van Berchem, M. Dreyer, E. Küh- Wiesbaden an. In den letzten Jahren entstand eine
nel, C.List und S.Schröder. Drei Foliobände mit Re'he Blumenbilder, die dem Künstler auch auf
257 Tafeln. München 1912, F. Bruckmann A.G. diesem Gebiet verdiente Anerkennung brachte.
In Leinwand geb. 425 M, in Leder 550 M. /^ESTORBEN: In Wien, 87 Jahre alt, der böh-
Die strenge Sachlichkeit, die den Grundzug der *s-* mische Maler Alexander Rupp; in München
Münchner Ausstellung mohammedanischer Kunst im Alter von 83 Jahren der Kupferstecher Johann
bildete, ist auch bei dem von allen Seiten mit Burger, Mitglied der Münchener Akademie der
Spannung erwarteten und nunmehr erschienenen bildenden Künste, bekannt im besonderen durch
großen Tafelwerk der leitende Gedanke gewesen. die hervorragenden Kupferstiche nach Raffaels Ma-
Wenn diese Publikation verhältnismäßig lange auf donna della Sedia, Raffaels Heiliger Cäcilie, Palma
sich warten ließ, so wird sie durch ihren inhalt- Vecchios Heiliger Barbara, dann der Aurora von
liehen Reichtum nun auch die Ungeduldigsten über- Guido Reni, der Flora von Tizian, der Violante von
raschen. Sie ist, um das Gesamturteil gleich vor- Palma Vecchio und einigen Werken moderner Künst-
wegzunehmen, das erste in jeder Hinsicht grund- Ier, wie Grützner, Heß, Genelli, Vaulier.

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