DOI Artikel:
Michel, Wilhelm: August Brömse
DOI Seite / Zitierlink: https://doi.org/10.11588/diglit.13090#0132
AUGUST BROMSE
SELBSTBILDNIS (RADIERUNG)
A
AUGUST BROMSE
von Wilhelm Michel
ls Schüler Max Klingers — das Wort ist na- halb Statue, halb Gespenst, umfließt, ist meister-
türlich nicht buchstäblich zu nehmen — be- haft bezwungen.
tratderDeutschböhme August Brömse vor Jahren Kein Wunder, daß der Künstler auf diesem
die Arena der Oeffentlichkeit. Ein Blatt „Im Wege zunächst weiterging. Es entstand ein
Park" ließ jeden Kenner aufmerksam werden: ganzer Zyklus vom Tode, der alle Lyrik des
Da war einer, der Klingers heroisch-idealistische Todesgedankens enthält.
Ausdrucksweise von innen her verstanden Dem Blatte „Im Park" schließen sich dem
hatte. Man spürte einen Hauch von des säch- Gehalte nach die Blätter „Sommernacht" und
sischen Meisters athletischer Weltanschauung, „Ein altes Lied" am innigsten an. Das „alte
man vernahm das Wort eines Künstlers, der Lied" kann man betrachten als einen Versuch,
in gebändigter und gesteigerter Sprache von die tiefe Schwermut, die in alten Volksge-
den dunklen Dingen der Welt redete. Die sängen liegt, darzustellen. Die Situation ist
symbolische Bedeutung des Blattes ist ein- so sprechend als möglich! Auf den Stufen
fach und faßlich: aus sommerlicher Üppigkeit der Haustreppe steht in der Sommernacht der
das Lied des Todes. Aber es ist in diesem Tod und schickt die Töne seiner Geige in
Blatte auch die Süße der Geigentöne festge- den dunklen Flur hinein. Und in der Finster-
halten, die Zauberei der Mondnacht, die bis nis des Flurs fühlt man deutlicher, als es der
zur Schwermut satte Fülle pflanzlichen Le- physiognomische Ausdruck darstellen könnte,
bens. Es ist zur Vision gesteigert, es liegt die Betroffenheit der Lauschenden, das bange
ein Tönen darüber wie von uralten Saitenin- Schlagen ihrer Herzen, die Angst ihrer weit-
strumenten. Die Arbeit ist technisch vorzüg- geöffneten Augen. Etwas lockt hinaus in die
lieh. Die schwelgerische Zartheit des bläu- Mondnacht, etwas das süß und grauenvoll
liehen Lichtes, das die Figur des Mädchens, zugleich ist. Ja, vielleicht ist nur dies der Gegen-
Die Kunst für Alle XXVII.
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SELBSTBILDNIS (RADIERUNG)
A
AUGUST BROMSE
von Wilhelm Michel
ls Schüler Max Klingers — das Wort ist na- halb Statue, halb Gespenst, umfließt, ist meister-
türlich nicht buchstäblich zu nehmen — be- haft bezwungen.
tratderDeutschböhme August Brömse vor Jahren Kein Wunder, daß der Künstler auf diesem
die Arena der Oeffentlichkeit. Ein Blatt „Im Wege zunächst weiterging. Es entstand ein
Park" ließ jeden Kenner aufmerksam werden: ganzer Zyklus vom Tode, der alle Lyrik des
Da war einer, der Klingers heroisch-idealistische Todesgedankens enthält.
Ausdrucksweise von innen her verstanden Dem Blatte „Im Park" schließen sich dem
hatte. Man spürte einen Hauch von des säch- Gehalte nach die Blätter „Sommernacht" und
sischen Meisters athletischer Weltanschauung, „Ein altes Lied" am innigsten an. Das „alte
man vernahm das Wort eines Künstlers, der Lied" kann man betrachten als einen Versuch,
in gebändigter und gesteigerter Sprache von die tiefe Schwermut, die in alten Volksge-
den dunklen Dingen der Welt redete. Die sängen liegt, darzustellen. Die Situation ist
symbolische Bedeutung des Blattes ist ein- so sprechend als möglich! Auf den Stufen
fach und faßlich: aus sommerlicher Üppigkeit der Haustreppe steht in der Sommernacht der
das Lied des Todes. Aber es ist in diesem Tod und schickt die Töne seiner Geige in
Blatte auch die Süße der Geigentöne festge- den dunklen Flur hinein. Und in der Finster-
halten, die Zauberei der Mondnacht, die bis nis des Flurs fühlt man deutlicher, als es der
zur Schwermut satte Fülle pflanzlichen Le- physiognomische Ausdruck darstellen könnte,
bens. Es ist zur Vision gesteigert, es liegt die Betroffenheit der Lauschenden, das bange
ein Tönen darüber wie von uralten Saitenin- Schlagen ihrer Herzen, die Angst ihrer weit-
strumenten. Die Arbeit ist technisch vorzüg- geöffneten Augen. Etwas lockt hinaus in die
lieh. Die schwelgerische Zartheit des bläu- Mondnacht, etwas das süß und grauenvoll
liehen Lichtes, das die Figur des Mädchens, zugleich ist. Ja, vielleicht ist nur dies der Gegen-
Die Kunst für Alle XXVII.
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