Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 27.1911-1912
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https://doi.org/10.11588/diglit.13090#0171
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Wolf, Georg Jacob: Karl Stauffer, Bern
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KARL STAUFFER-BERN
i I
U zigjährige Stauffer die berühmte Malklasse, die Der akademischen Studien und Zeichnungen, (i
W Wilhelm Diez, „der alte Diez", an der Aka- Gemälde und Skizzen Stauffers haben sich da 8
y\ demie hielt. Hier kam Stauffer in der dunk- und dort verschiedene erhalten. Sie sprechen VS
M len, asphaltischen Malweise der Münchner noch nicht von starker Eigenart. Der den W
(i Schule rasch vorwärts, und oft konnte Diez, meisten Akademieschülern eingepflanzte Nach-
Ö vor die Staffelei seines Schülers tretend, be- ahmungstrieb tut sich auch hier in der An- ö
friedigt auf gut münchnerisch sagen: „Aha, näherung an die Hand des Lehrmeisters kund. ^
(a gelten S', jetzt kommen S' drauf!" Als Diez Wesentlicher sind erst zwei Arbeiten aus den m
() kränkelte, übernahm Löfftz dessen Klasse, letzten Münchner Jahren: ein Studienkopf, der «
►N Aber dieser neue Lehrmeister, auch heute, mit der analytischen Finesse eines Denner und ►)
^ nach seinem Tode, noch ein vielfach Verkann- doch mit viel breiterer Zügigkeit, die zuweilen ^
(i ter, bedeutete für die Schar der Akademiker an den courbetischen Leibi gemahnt, eine alte Ü
t) nur einen Personal-, keinen Prinzipienwechsel. Bäuerin zeigt, beachtenswert auch hinsichtlich Ö
Löfftz war selbst aus der Schule Diezens her- des Kolorits, das bunte Farben schön und ver-
(4 vorgegangen, und seine Pietät und sein Takt halten zu dämpfen weiß, und eine Landschaft, w
W reichten aus, in eine interimistisch übernom- ein Waldinneres, das 1879 entstand und droben r)
►) mene Schule keinen Neuerergeist zu tragen, im Laubwald von Großhesselohe sein liebens- ►)
V Stauffer blieb also umhüllt von der guten, würdiges Motiv holte: wie hier die reich- M
(i handwerklichen Tradition der Münchner Schule, nüancierte Grünmalerei sozusagen zeichnerisch (jj
die aus der Blütezeit der sechziger und sieb- gebändigt und auf den Gegenstand konzentriert y
ziger Jahre mehr als die Piloty-Gefolgschaft ist, das muß dem feineren Auge bereits als ^
(3 die Klasse des Wilhelm von Diez auf unsere eine Introduktion zu Stauffers späterer kon- 0
() Zeit herabgeführt hat. zentrierter Arbeit auf der Kupferplatte er-
8 8
K. STAUFFER GUSTAV FREYTAG IM GARTEN (RADIERUNG)
Mit Genehmigung der Vcrlagskunsthandlung Amsler & Ruthardt, Berlin
154
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U zigjährige Stauffer die berühmte Malklasse, die Der akademischen Studien und Zeichnungen, (i
W Wilhelm Diez, „der alte Diez", an der Aka- Gemälde und Skizzen Stauffers haben sich da 8
y\ demie hielt. Hier kam Stauffer in der dunk- und dort verschiedene erhalten. Sie sprechen VS
M len, asphaltischen Malweise der Münchner noch nicht von starker Eigenart. Der den W
(i Schule rasch vorwärts, und oft konnte Diez, meisten Akademieschülern eingepflanzte Nach-
Ö vor die Staffelei seines Schülers tretend, be- ahmungstrieb tut sich auch hier in der An- ö
friedigt auf gut münchnerisch sagen: „Aha, näherung an die Hand des Lehrmeisters kund. ^
(a gelten S', jetzt kommen S' drauf!" Als Diez Wesentlicher sind erst zwei Arbeiten aus den m
() kränkelte, übernahm Löfftz dessen Klasse, letzten Münchner Jahren: ein Studienkopf, der «
►N Aber dieser neue Lehrmeister, auch heute, mit der analytischen Finesse eines Denner und ►)
^ nach seinem Tode, noch ein vielfach Verkann- doch mit viel breiterer Zügigkeit, die zuweilen ^
(i ter, bedeutete für die Schar der Akademiker an den courbetischen Leibi gemahnt, eine alte Ü
t) nur einen Personal-, keinen Prinzipienwechsel. Bäuerin zeigt, beachtenswert auch hinsichtlich Ö
Löfftz war selbst aus der Schule Diezens her- des Kolorits, das bunte Farben schön und ver-
(4 vorgegangen, und seine Pietät und sein Takt halten zu dämpfen weiß, und eine Landschaft, w
W reichten aus, in eine interimistisch übernom- ein Waldinneres, das 1879 entstand und droben r)
►) mene Schule keinen Neuerergeist zu tragen, im Laubwald von Großhesselohe sein liebens- ►)
V Stauffer blieb also umhüllt von der guten, würdiges Motiv holte: wie hier die reich- M
(i handwerklichen Tradition der Münchner Schule, nüancierte Grünmalerei sozusagen zeichnerisch (jj
die aus der Blütezeit der sechziger und sieb- gebändigt und auf den Gegenstand konzentriert y
ziger Jahre mehr als die Piloty-Gefolgschaft ist, das muß dem feineren Auge bereits als ^
(3 die Klasse des Wilhelm von Diez auf unsere eine Introduktion zu Stauffers späterer kon- 0
() Zeit herabgeführt hat. zentrierter Arbeit auf der Kupferplatte er-
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K. STAUFFER GUSTAV FREYTAG IM GARTEN (RADIERUNG)
Mit Genehmigung der Vcrlagskunsthandlung Amsler & Ruthardt, Berlin
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