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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 27.1911-1912

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Ostini, Fritz von: Der Bildhauer Emil Epple
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https://doi.org/10.11588/diglit.13090#0184

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DER BILDHAUER EMIL EPPLE

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\ seine, nach des Alltags Begriffen „klassi- Stein bearbeiten und für die Bronze model- W

j zierende" Richtung aus innerstem Müssen Heren, in beiden Materialien denken, sozu- /)

f. herausgekommen ist, belehrt durch die Natur sagen. Für ihn ist die Ausführung in Marmor W

^ selbst, bestärkt durch die Offenbarungen der nicht die letzte umständliche Etappe der Ar- U

) Antike, die er gründlich verstehen lernte in beit, die man am bequemsten einem Spezia- u

\ langen Studienjahren im Süden, wo nicht nur listen überträgt, für ihn ist sie ihr Endzweck, ^

A die herrlichsten Marmorschätze aus dem Alter- in dem alles Vorhergegangene aufgeht und in

tum, sondern auch die schönsten blühendleben- dem das Kunstwerk erst seine endgültige Feile, Ü

•) digen Menschenleiber aus der Gegenwart zum seine letzten Feinheiten erhält. Das einem

4 Vergleiche bereit stehen. Die Antike durch Routinier zu überlassen, der am Werke selbst {$

i die Natur und die Natur wiederum durch die kaum ein flüchtiges Interesse hat, ist doch (i

•> Antike verstehen lernen, das wird immer und wohl Barbarei und solche, früher recht allge- £)

\ ewig die beste Schule für den Bildhauer be- meine Gefühlsroheit gegen das eigene Werk )\

A deuten. Und diese Schule ist schließlich das kommt zum Glücke ja jetzt allmählich wieder M

) Fundament der Kunst eines Adolf Hildebrand ab, wenn auch recht viele noch geneigt sind, (i

) so gut wie der eines Rodin. Wer zum Nach- die abgußbereite Tonfigur für die eigentlich y)

f ahmer geboren ist, wird ein solcher freilich fertige Arbeit zu halten. Epple überläßt dem ji

\ durch den Einfluß der Alten ebenso, wie durch Arbeiter nicht einmal das Punktieren, und für {*

) den der Ultramodernsten. ihn bringt den höchsten Schaffensgenuß erst 7)

? Als Emil Epple zum ersten Male mit zahl- die Ausführung in Stein. Schon bei seinen K\

< reicheren Werken in Deutschland vor einer brei- ersten, in München gezeigten Arbeiten waren M
) terenOeffentlichkeit erschien—es war wohl im Werke von erstaunlicher Innigkeit der Durch- (l
) Jahre 1907 —, hatte er schon sieben Jahre in arbeitung, wie die nackte Gestalt einer Su- K)
} Italien,hauptsächlich in Rom gearbeitet. Und wie sanna — die beiden Alten als Masken auf dem K
\ gearbeitet! Mit der ganzen Begeisterung eines Sockel — eine Figur von herrlichen Formen!— (<
) echten Talentes! Was er heraus schickte an ein idealer Orpheus, eine kauernde und trau-

\ Akten und Büsten, war von einer ungewöhnli- ernde Eva, ohne weitere Vorbereitung direkt

< chen Reife und Geklärtheit der Formgebung, von aus einem kleinen Stück Marmor herausge- (i
) einem Ernst der Arbeit, derfastnichtzur Jugend hauen — was eine gewaltige Talentprobe be- ß
\ eines dreißigjährigen Künstlers passen wollte. deutet, nebenbei gesagt! Dabei sahen wir aus- K)
i Dem ersten Blicke mochte manches ein wenig gezeichnete Bildnisarbeiten, wie die Büste eines ff
i kalt erscheinen, zumal an einigen Reliefs. Denn Kindes von stiller und herber Lieblichkeit und (<
) der junge Plastiker mied mit fast puritanischer den klassisch edlen, schnittigen Bronzekopf

f Strenge alles, was nicht zur Sache gehörte, einer Römerin (modelliert 1903), der freilich

< alle jene mehr malerischen als plastischen viel schöner und viel reicher an Feinheiten in \a
) Mittelchen, durch die einer heute Bildhauer- seiner Modellierung ist, als die Abbildung mit den A
\ arbeit leicht mundgerecht, warm, „persönlich" allzu üppigen Glanzlichtern der Photographie K)
i macht. Sah man näher zu, dann freilich fand erkennen läßt (Abb. S. 169). Erkennen läßt diese M
\ man auch in den Reliefs eine weitgehende aber, wie sinngemäß der Künstler für die Bronze Ü
) Vertiefung in die Form, eine feine und innige modellieren gelernt hatte; alles, was das Ma- W
J Herausarbeitung des Fleisches, und betrachtete terial für die glatte Fläche, wie für die stoff- N
\ man die Büsten und runden Akte, dann fand liehe Differenzierung der Haare usw. hergibt, ist (<
) man ein Können, wie es heute doch nur recht da ausgenützt, wie etwa in den Meister-Bronzen r)
? wenige jüngere Bildhauer ihr eigen nennen, aus Herkulanum im Neapler Museum. k)
\ Epple hatte die Körperschönheit der italieni- Ein Hauptwerk Epples, die auf einer Schild- ^5
} sehen Modelle mit Feuereifer in aufreibender kröte kniende Anadyomene (Abb. S. 167), war dj
) Arbeit studiert, sich immer mehr vertiefend, nie in München mehrfach ausgestellt worden, ohne /)
} selbstgenügsam. Es war ihm da so gegangen, wie zu rechter Wirkung zu kommen. Sie gehört ^
\ manchem anderen deutschen Künstler in Rom, eben absolut in ein Wasserbecken mit seiner 0
) der formaler Vollkommenheit nachstrebt und Frische und dem Reiz der Spiegelung und a
X dann nach und nach zur Erkenntnis gelangt, daß in eine intime Umgebung, wie sie diese t)
m es hierin nie ein Zuviel, fast nie ein Genug, bei- endlich auf der Ausstellung in Baden-Baden M

nahe immer ein Zuwenig gibt. Man denke an fand. Da erst gewann der Marmor sein wahres (i

Erscheinungen wie Klinger und Otto Greiner! Leben und der ganze Adel dieser keuschen

m Zu dem, was Emil Epple in Rom an Form Nacktheit trat hervor. Sie bedeutet nicht die ^

|j gelernt hatte, kam Technisches. Er lernte den Schablone irgendeines schönen Frauenleibes; ^

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