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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 27.1911-1912

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Haberfeld, Hugo: Gustav Klimt
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https://doi.org/10.11588/diglit.13090#0201

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GUSTAV KLIMT

GUSTAV KLIMT PALLAS ATHENE (1898)

bedingungen gestellten Motivs. Ebenso verhält biet reiner Malerei verlassen, daß sie in
es sich mit den Frauenbildnissen. Früher reichstem Maße Gold und Silber verwenden,
nicht nur Porträts im Sinne vollendeter Aehn- die außerhalb organischer Valeurbeziehungen
lichkeit, sondern durch die Gefühlsintensität zur Farbe stehen. Charakteristisch sind auch
Klimts für das sichtbare und verhüllte Wesen die über die Hintergründe, Gewänder und
der Dargestellten fast schon Typen wiene- Gegenstände verstreuten Ornamente, jene
rischer Weiblichkeit, geraten auch sie jetzt Kreise, Kurven, Quadrate und parallelen Strich-
unter die Herrschaft der konsequenten Stil- lagen, deren Erfindung sich durchaus im For-
umsetzung. Wohl bleibt in der Zeichnung von menbereich des Steinschnitts bewegt. Am
Kopf und Händen die meisterlichste Formtreue mächtigsten sprechen die neue Anschauung
bestehen, der restlichen Figur jedoch und der die figürlichen Kompositionen dieser Zeit, etwa
anderen Hauptelemente des Bildes bemächtigt „Der Kuß" in der Wiener Modernen Galerie
sich vollends jener ornamentale Zug, der in oder „Die drei Alter" (Abb. S. 186) aus, weil
der vorangegangenen Periode sich am Detail bei ihnen die letzte Schranke für die deko-
begnügte. An Stelle des rein Malerischen, rativ schaltende Phantasie fiel. Aber vor
in dessen vielmaschiger Struktur sich letzte ihnen bedauert man auch am lebhaftesten,
Heimlichkeiten der Seele verfingen, treten daß es dem Künstler nicht vergönnt war,
von einem einzig dastehenden Geschmack be- sie als festlichen Schmuck einer großen Wand
wüßt geordnete koloristische Komplexe, die in echtem Material auszuführen, in dem er
nicht nur in der Art ihrer musivischen Ver- sie visionär gesehen.

bindung, sondern mehr noch darin das Ge- Der Stoclet-Fries gab ihm diese Erfüllung,

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