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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 27.1911-1912

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Wiener Herbstausstellungen: (Kunstlerhaus-Hagenbund)
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https://doi.org/10.11588/diglit.13090#0203

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WIENER HERBSTAUSSTELLUNGEN

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gustav klimt damenbildnis (1907)

Geschichte der österreichischen Heere zu schildern, reicht; dieses rüstige Methusalemalter ist nicht das
weniger künstlerische Probleme zu bewältigen. Trotz- einzige, worin er seinem Bruder Rudolf ähnelt,
dem — und trotz des instinktiven Mißtrauens gegen Landschaftliche und architektonische Motive und
militärische Kunst — kann man ihm hervorragende der Charakter der Staffage, Auffassung und tech-
Eigenschaften nicht bestreiten; er hat die Gabe, nische Behandlung decken sich fast völlig und doch
die Hauptpersonen und die Komparserie einer mili- kann ich mir keinen größeren Unterschied denken
tärischen Aktion genau so zu gruppieren, wie sie als die beiden Brüder. Es ist ein lehrreiches Bei-
der unausrottbar in uns lebenden, epischen Vor- spiel, wie wenig Stoff und Technik dem Werte der
Stellung von einer Schlacht entsprechen; der Feld- Persönlichkeit gegenüber bedeuten; denn wo Rudolf
herrnhügel und die Hurrastimmung, der Adjutant, das Persönlichste einer Architektur mit unfehlbarer
der heransprengt und der Verwundete, der gelabt Sicherheit erfaßt, sieht Franz nur die Vedute, wo
wird, es ist alles so, wie es wahrscheinlich nie aus- jenem Bau und Mensch eine Einheit sind, erblickt
sieht und wie wir alle es uns vorstellen. Aber es dieser eine Landschaft, die er mit Staffagefiguren
wirkt nicht hohl und theatralisch, weil es im ein- belebt; Franz ist auch bei der größten Bemühung
zelnen mit jener Treue und Gewissenhaftigkeit ge- nur ein anständiger Vedutist, der immer am Gegen-
malt ist, die gerade die Militärmaler in der ersten ständlichen kleben bleibt, Rudolf in jedem Pinsel-
Hälfte des neunzehnten Jahrhunderts wieder in strich in seiner Beschränkung ein Meister. — Übri-
Ehren zu bringen geholfen haben; es ist etwas Alt- gens hat die Genossenschaft der bildenden Künstler
väterisches wie Hoechle, Adam und Krüger, wogegen Wiens aus Anlaß ihres 50jährigen Bestehens eine
die Entstehungsdaten der Bilder allerdings etwas Erinnerungsplakette prägen lassen, welche in
gespenstisch anmuten. — Franz Alt hat jetzt, zeich- 750 Exemplaren in Bronze an alle Teilnehmer der
nend und malend, das neunzigste Lebensjahr er- Jubiläumsausstellung 1911 sowie an die Mitglieder,

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