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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 27.1911-1912

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Wiener Herbstausstellungen: (Kunstlerhaus-Hagenbund)
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https://doi.org/10.11588/diglit.13090#0205

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WIENER HERBSTAUSSTELLUNGEN

gustav klimt die drei alter (1908)

Gründer, Stifter usw. der Genossenschaft zur Ver- Zuloaga geleitet, gleichfalls anstrebt. Ein Lernender
teilung gelangte. Diese auf Seite 196 reproduzierte ist auch Nechleba, der bei Venezianern und Kolo-
Plakette ist das Resultat einer Konkurrenz, die risten in die Schule geht und seinen eigenen Weg
unter den Mitgliedern der Genossenschaft ausge- noch finden wird. Denn man hat unwillkürlich Ver-
schrieben war und aus der der Wiener Medailleur trauen zu diesen jungen Tschechen, die nicht müde
Arnold Hartig als Sieger hervorging. werden, den ganzen Schatz europäischer Kunst für
Der Ausstellung der Prager Künstlervereinigung ihre nationale und persönliche Weiterbildung zu
Manes im Hagenbund gibt die Persönlichkeit des verwerten. Das gilt auch von den Bildhauern wie
kürzlich gestorbenen Malers Antonin Slavicek Stursa und Maratka, die Maillol und Metzner
am meisten das Gepräge. Sein Streben, einer Land- ein gutes Stück folgen, aber sich selbst doch nicht
schaft mehr abzugewinnen als persönliche, kolo- verlieren werden, denn hoffentlich wird auch der
ristische Impressionen, bis zu den großen Formen noch recht haltlose Maratka die ruhige Sicherheit
ihres Aufbaus und zu dem Eigentümlichsten ihres Stursas erreichen, dessen hier ausgestellte Werke
Charakters vorzudringen, findet in einem ganzen größtenteils von der römischen Ausstellung (siehe
Kreis böhmischer Maler Widerhall; keiner von ihnen die Abbildung seiner „Eva" Seite 99) her bekannt
hat noch die Kraft des verlorenen Führers, an den sind. An der kräftigen und klar bewußten Weiter-
Honsa nur ausnahmsweise und Stretti ein ein- entwicklung dieser neuen Generation beginnt Bileks
ziges Mal mit einem höchst überraschenden vene- vegetative Kunst, sein instinktives Gestalten dunkler
zianischen Nachtstück heranreichen. Svabinsky Volksvorstellungen leer und theatralisch zu wirken,
ist außer durch seine eleganten Radierungen durch Für diejenigen, die Bilek hoch geschätzt haben, mag
ein großes farbensattes Bild vertreten, das noch seine Ueberflüglung durch Jüngere als Verlust er-
halb unbewußt nach jener Größe stilisierter Formen scheinen, für eine Künstlervereinigung aber ist es
ringt, die Karel Myslbek, einer der Jüngsten wohl das beste Zeugnis, daß jedesmal die Jüngsten
des Bundes, vorderhand vielfach von Daumier und das meiste Interesse erregen. h. t.

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