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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 27.1911-1912

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Pica, Vittorio: Hermen Anglada y Camarasa
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https://doi.org/10.11588/diglit.13090#0217

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H. ANGLADA

HERMEN ANGLADA Y CAMARASA

Von VlTTORIO PlCA

Hermen Anglada y Camarasa, der ausge- Anglada war gerade in der Kunstwelt ein
zeichnete hypersensible Meister der Palette, wenig bekannt geworden, als er im Jahre 1903
ist zusammen mit Ignacio Zuloaga und Joaquin zwei Bilder zur venezianischen Ausstellung
Sorolla y Bastida, deren natürliche Veran- sandte. Das eine stellte eine Gesellschaft von
lagungen und ästhetische Absichten freilich jungen Stutzern und dekolletierten Frauen mit
ganz andere sind als die seinen, der Träger großen Federhüten dar: sie sitzen im Cafe-
des neu sich entfaltenden glänzenden Kunst- Konzert und venezianische Lampions leuchten
lebens im modernen Spanien. über ihnen. Das andere hatte

Einst holte er sich die Vorwürfe ^^^^ drei Zigeunerinnen zum Vor-

für seine Bilder fast ausschließ- B^. wurf, in prunkende, farbige Ge-

lich aus dem mondänen Paris: JA j.\ wänder gekleidet, in stürmi-

ä

da gefiel er sich bald in einer Mk HF schem Fandango die Kastagnetten

leisen Karikatur, die an Toulouse- "^^WHV schwingend und die geschmeidi-

Lautrec gemahnte, bald in der ' ' gen Körper lasziv verdrehend . . .
ritterlichen Verehrung prächtiger *^BV Nur wenige beachteten diese Ge-
weiblicher Gestalten, die er in mälde, kaum ein paar erkannten
leuchtenden Farben vor den Hin- B ihren wahren Wert, der in der
tergrund eines Gartens in der Art ■ HBW außerordentlich lebhaften Wirk-
Watteaus oder Monticellis setzte. V HL Hj HJ lichkeitsabschilderung und der

Heute bevorzugt er bewegte Dar- v] Hfc^^Dv^Br erlesenen Farbenmusik beruhte.

Stellungen, die in ihrer Verleben- Als dagegen der kühne Meister

digung bis an die Grenze des IV von Barcelona zur nächstfolgen-

Möglichen gehen: festlich ge- ^^BS^^ den Ausstellung in Venedig eine

schmückte Bauern auf reich ge- Serie von zehn Werken sandte,

putzten Pferden, ein Häufchen leidenschaft- vermochte er sich sofort die Beachtung des

licher Musikanten bei einer Serenade, Zi- italienischen Publikums zu verschaffen, ob-

geunerinnen, die sich in wildem Tanz berau- schon dieses Interesse ein mißtrauisches, ja

sehen. Dem Kenner komplizierter chromati- sogar feindliches genannt werden mußte,

scher Akkorde gewähren diese Gemälde, die Eines dieser Bilder befindet sich jetzt in der

so weich in der Farbgebung und bis zum Aeu- „Modernen Galerie" zu Venedig (mit meister-

ßersten getrieben in der Ausführung sind, einen licher Virtuosität stellt es ein weißes Pferd

ebenso subtilen als intensiven Genuß. und einen Hahn einander gegenüber), die an-

~ * t deren hatten Szenen des Pariser Nachtlebens

Die Kunst für Alle XXVII. 9. 1. Februar 1912

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