WAS IST STIL? I
Zweckstil eng zusammen; denn neue Zwecke stil, sonst von Stillosigkeit, denn überall wo in {
erheischen oft neue Materialien, und durch uns die Vorstellung eines angestrebten Zweckes C
neue Materialien vermögen bisweilen neue hervorgerufen wird, das betreffende Werk aber '
Zwecke befriedigt zu werden. Unter Zweck- diesem Zweck nicht gerecht wird, fühlen wir \
stil, also etwa Kirchenstil, Palaststil, Rathaus- diese Diskrepanz als einen Mangel. Dies darf [j
stil, haben wir die Gesamtheit der formalen aber nicht so verstanden werden, daß mit dem >
Eindruck der Zweckmäßig- «
keit auch schon allen An- Y
Sprüchen an Schönheit Ge- (j
nüge geschieht, denn ein
Ding, das zweckmäßig aus- G
sieht, kann noch sehr kahl, G
ärmlich, nüchtern und lang- y
weilig wirken, wie ein Jj
Mensch, der gleich einer V
Maschine pedantisch seinen a
Pflichten nachkommt. Wie £
wir uns im gewöhnlichen P
Leben nicht mit einförmi- (<
ger Pflichterfüllung begnü- £
gen, so leisten wir auch £
in Geschmacksfragen nicht y
Verzicht auf die Schönheits- >
werte, die uns ein eifernder >
Puritanismus nehmen will, a
weil sie über die Zweckform J
hinausgehen. Es heißt eben \
Gestaltungen schaffen, die
nicht nur unseren Zweckan- C
Sprüchen genügen und die «
ihre Zweckbestimmung klar v
und schlicht offenbaren, son- }-
dern auch unsere Sehnsucht r
nach schmückender Schön- a
heit befriedigen. Nur so Q
möchte ich die Forderung
nach Zweckstil vertreten,
denn fassen wir sie anders,
befürworten wir entweder
phantastische Dekorationen,
die Zweckbedürfnisse ver-
schleiern und ihnen Gewalt
antun, oder eine Stimmungs-
losigkeit, welche jeden zar-
ten Duft mordet und in ein-
fache Nützlichkeit mündet,
i anders zorn forst troubetzkoy. Radierung Ein neuer Bedeutungs-
: typus erschließt sich uns,
( und gehaltlichen Einflüsse zu verstehen, die wenn wir dem Ortsstil unsere Aufmerksam-
j das Werk von seiner Zweckbestimmung her keit zuwenden. Er gründet sich auf die Be-
j empfängt; denn naturgemäß bedarf es ver- rücksichtigung aller örtlichen Einflüsse im
| schiedener Mittel zur Erlangung verschiedener Kunstwerke. So ist es sicherlich nicht gleich-
) Zwecke. Ist einem Kunstwerke ein Zweck ge- gültig, welche Materialien ein Land den Künst-
) setzt, dann muß es auch in jeder Beziehung lern darbietet, und es ist leicht einzusehen, daß
5 der vollständigen Zweckerfüllung gerecht wer- der harte Basalt Aegyptens günstige Bedin-
l den! In diesem Falle sprechen wir von Zweck- gungen für die strenge Art seiner Plastik bot,
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Zweckstil eng zusammen; denn neue Zwecke stil, sonst von Stillosigkeit, denn überall wo in {
erheischen oft neue Materialien, und durch uns die Vorstellung eines angestrebten Zweckes C
neue Materialien vermögen bisweilen neue hervorgerufen wird, das betreffende Werk aber '
Zwecke befriedigt zu werden. Unter Zweck- diesem Zweck nicht gerecht wird, fühlen wir \
stil, also etwa Kirchenstil, Palaststil, Rathaus- diese Diskrepanz als einen Mangel. Dies darf [j
stil, haben wir die Gesamtheit der formalen aber nicht so verstanden werden, daß mit dem >
Eindruck der Zweckmäßig- «
keit auch schon allen An- Y
Sprüchen an Schönheit Ge- (j
nüge geschieht, denn ein
Ding, das zweckmäßig aus- G
sieht, kann noch sehr kahl, G
ärmlich, nüchtern und lang- y
weilig wirken, wie ein Jj
Mensch, der gleich einer V
Maschine pedantisch seinen a
Pflichten nachkommt. Wie £
wir uns im gewöhnlichen P
Leben nicht mit einförmi- (<
ger Pflichterfüllung begnü- £
gen, so leisten wir auch £
in Geschmacksfragen nicht y
Verzicht auf die Schönheits- >
werte, die uns ein eifernder >
Puritanismus nehmen will, a
weil sie über die Zweckform J
hinausgehen. Es heißt eben \
Gestaltungen schaffen, die
nicht nur unseren Zweckan- C
Sprüchen genügen und die «
ihre Zweckbestimmung klar v
und schlicht offenbaren, son- }-
dern auch unsere Sehnsucht r
nach schmückender Schön- a
heit befriedigen. Nur so Q
möchte ich die Forderung
nach Zweckstil vertreten,
denn fassen wir sie anders,
befürworten wir entweder
phantastische Dekorationen,
die Zweckbedürfnisse ver-
schleiern und ihnen Gewalt
antun, oder eine Stimmungs-
losigkeit, welche jeden zar-
ten Duft mordet und in ein-
fache Nützlichkeit mündet,
i anders zorn forst troubetzkoy. Radierung Ein neuer Bedeutungs-
: typus erschließt sich uns,
( und gehaltlichen Einflüsse zu verstehen, die wenn wir dem Ortsstil unsere Aufmerksam-
j das Werk von seiner Zweckbestimmung her keit zuwenden. Er gründet sich auf die Be-
j empfängt; denn naturgemäß bedarf es ver- rücksichtigung aller örtlichen Einflüsse im
| schiedener Mittel zur Erlangung verschiedener Kunstwerke. So ist es sicherlich nicht gleich-
) Zwecke. Ist einem Kunstwerke ein Zweck ge- gültig, welche Materialien ein Land den Künst-
) setzt, dann muß es auch in jeder Beziehung lern darbietet, und es ist leicht einzusehen, daß
5 der vollständigen Zweckerfüllung gerecht wer- der harte Basalt Aegyptens günstige Bedin-
l den! In diesem Falle sprechen wir von Zweck- gungen für die strenge Art seiner Plastik bot,
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