WAS IST STIL?
Von Dr. Emil UnTz-Rostock
(Schluß)
DamithabenwirdenUebergangzu einem neuen ja zweifellos sehr naiv oder höchst pedantisch,
Bedeutungstypus gewonnen, den wir als gleichsam gegen die Entwicklungsgänge unserer
nationalen Stil bezeichnen, und den die künst- bedeutendsten Künstler etwa Protest zu erheben,
lerischen Einflüsse ausmachen, die daherrühren, weil sie in ihrem Schaffen zum Teil von aus-
daß der Künstler einer oder der anderen Nation ländischer Kunst und fremden Kulturformen
entstammt. Da einzureihen ist es, wenn etwa sich bestimmen ließen. Für die reife Kunst
gesagt wird, der italienische Stil zeige mehr Dürers kommen italienische Einflüsse wesent-
Formenschönheit, der deutsche mehr seelischen lieh in Betracht, und Goethe ließ sich doch
Ausdruck; oder der französische Stil huldige von allen Seiten anregen; ein Leibi ist ohne
mehr der Farbe, der deutsche mehr der Linie. Courbet und manche andere Franzosen kaum
Nur muß man sich bei all diesen so weitgehenden denkbar usw. Und trotzdem erscheinen uns
Verallgemeinerungen darüber klar sein, daß gerade diese Künstler als höchst wertvolle
Ausnahmen sehr häufig anzutreffen sind, und Typen echt nationaler Art und Weise. Der
es sich lediglich hierbei um ziemlich beiläufige nationale Einschlag ist eben nicht so gleichsam
Bestimmungen handelt. Sicherlich bildet der äußerlich zu behandeln, wie etwa klimatische
nationale Einschlag mit eine charakteristische Einflüsse, denen man durch offene Loggien
Note des Kunstwerkes, stellt demnach ein oder geschlossene Erker Rechnung zu tragen
wirksames Moment dar, aber doch scheint es vermag. Und die Forderung nach Steigerung
mir sehr bedenklich, gerade hier eine ganz nationaler Besonderheiten in der Kunst führt
strenge Stilforderung aufstellen zu wollen, gar oft zur nationalen Pose, zur nationalen
Denn wie sollte sie auch lauten? Es wäre Phrase; ebenso wie die gegenteilige Forderung
^ FRANK BRANGTYN VENETIA NISCHE SCHIFFER ^
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Von Dr. Emil UnTz-Rostock
(Schluß)
DamithabenwirdenUebergangzu einem neuen ja zweifellos sehr naiv oder höchst pedantisch,
Bedeutungstypus gewonnen, den wir als gleichsam gegen die Entwicklungsgänge unserer
nationalen Stil bezeichnen, und den die künst- bedeutendsten Künstler etwa Protest zu erheben,
lerischen Einflüsse ausmachen, die daherrühren, weil sie in ihrem Schaffen zum Teil von aus-
daß der Künstler einer oder der anderen Nation ländischer Kunst und fremden Kulturformen
entstammt. Da einzureihen ist es, wenn etwa sich bestimmen ließen. Für die reife Kunst
gesagt wird, der italienische Stil zeige mehr Dürers kommen italienische Einflüsse wesent-
Formenschönheit, der deutsche mehr seelischen lieh in Betracht, und Goethe ließ sich doch
Ausdruck; oder der französische Stil huldige von allen Seiten anregen; ein Leibi ist ohne
mehr der Farbe, der deutsche mehr der Linie. Courbet und manche andere Franzosen kaum
Nur muß man sich bei all diesen so weitgehenden denkbar usw. Und trotzdem erscheinen uns
Verallgemeinerungen darüber klar sein, daß gerade diese Künstler als höchst wertvolle
Ausnahmen sehr häufig anzutreffen sind, und Typen echt nationaler Art und Weise. Der
es sich lediglich hierbei um ziemlich beiläufige nationale Einschlag ist eben nicht so gleichsam
Bestimmungen handelt. Sicherlich bildet der äußerlich zu behandeln, wie etwa klimatische
nationale Einschlag mit eine charakteristische Einflüsse, denen man durch offene Loggien
Note des Kunstwerkes, stellt demnach ein oder geschlossene Erker Rechnung zu tragen
wirksames Moment dar, aber doch scheint es vermag. Und die Forderung nach Steigerung
mir sehr bedenklich, gerade hier eine ganz nationaler Besonderheiten in der Kunst führt
strenge Stilforderung aufstellen zu wollen, gar oft zur nationalen Pose, zur nationalen
Denn wie sollte sie auch lauten? Es wäre Phrase; ebenso wie die gegenteilige Forderung
^ FRANK BRANGTYN VENETIA NISCHE SCHIFFER ^
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