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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 27.1911-1912

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Lange, Konrad von: Die Notlage unserer Maler, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.13090#0303

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DIE NOTLAGE UNSERER MALER

Von Konrad Lange, Tübingen
I

1£ ünstler gelten im allgemeinen für schlechte der Malkunst benutzen, um eine Frage zu behan-

Wirtschafter. Der Berliner Kunsthändler dein, fürdiesichjederMalerinteressierensollte,

Paul Cassirer und der Münchner Volkswirt- nämlich die, wie es kommt, daß der heutige

schaftler Paul Drey haben ihnen das wieder vor MalerseineBerufsarbeitsoschwerwirtschaftlich

kurzem deutlich gesagt. Sie kümmerten sich verwerten kann, mit anderenWorten, daß so viele

nicht um ihre ökonomische Lage, seien stolz Bilder ihren Beruf—gekauft zu werden—ver-

auf ihre Unwirtschaftlichkeit, in der sie gerade- fehlen. Drey berechnet die Zahl der Bilder,

zu eine ArtStandesprivileg erblickten, schlössen die auf Ausstellungen unverkauft bleiben, auf

sich nur zu Kampforganisationen der verschie- 2U bis 4/= der ausgestellten. Das ist gewiß

denen künstlerischen Richtungen, nicht zu niedrig gerechnet. Nimmt man dazu noch

wirtschaftlichen Organisationen zusammen, kurz die zurückgewiesenen, die klanglos im Orkus

zeigten in allem eine ,,grenzenlose Wirtschaft- versinken, wenn sie nicht in einer „unab-

liche Kurzsichtigkeit und Interesselosigkeit.'1*) hängigen" Ausstellung wieder auftauchen, zieht

Das ist kurz der Inhalt ihrer Ausführungen. man ferner alles hinzu, was überhaupt nicht

Ichmöchte deshalb dasErscheinen des Buches auf Ausstellungen geschickt wird, weil die

von Drey über die wirtschaftlichen Grundlagen Maler es behalten oder verschenken oder

•) Vgl. die Broschüre „Im Kampf um die Kunst". Die Antwort in eine ausführliche Kritik des Werkes eintreten zu können. Wo
auf den Protest deutscher Künstler S. 155, und das Buch: Die wirt- ich aber die Schilderung der modernen Verhältnisse kontrollieren
schaftlichen Grundlagen der Malkunst. Versuch einer Kunstöko- und mir ein Urteil über die gemachten Besserungsvorschläge zu-
nomie von Dr. Paul Drey. (Stuttgart und Berlin 1910, J. G. Cottasche trauen darf, kann ich nur durchweg meine Uebereinstimmung
Buchhandlung Nachfolger, 321 S. 8°) S.87. Ich kann die Lektüre erklären. Drey entwickelt ein großzügiges Programm fortschritt-
dieses vortrefflichen Werkes nur jedem Künstler empfehlen. Ein licher Kunstpolitik, das hoffentlich von unseren Gesetzgebern ein-
Schüler von L. Brentano, der mit volkswirtschaftlicher Schulung ein gehend geprüft werden wird. Als Mangel empfindet er selbst, daß
tiefes Verständnis für das Wesen der Kunst und ein liebevolles Ein- seine Untersuchungen sich auf München beschränken mußten,
gehen auf die Bedürfnisse der Künstler verbindet, entwirft hier auf und daß viele seiner Anfragen unbeantwortet geblieben sind. Auf
Grund der übrigens spärlichen Literatur und unter Benützung der die UnZuverlässigkeit der statistischen Daten, was z. B. das Ver-
Statistik des Deutsehen Reiches, vor allem aber auf Grund persön- hältnis von Export und Import von Kunstwerken anbetrifft, ist
lieher Erhebungen in Münehener Künstlerateliers, bei Kunst- auch von anderer Seite neuerdings hingewiesen worden. Die An-
händlern, Ausstellungsleitern usw. ein Bild von dem Wirtschafts- gaben über Bilderpreise in alter Zeit stammen fast alle aus abge-
betrieb der Malerei, wie es bisher noch nicht existierte, da Waentig leiteten Quellen und sind nicht immer zuverlässig. Sonst ist auch
in seinem Buche ^Wirtschaft und Kunst" 1909 nur das Kunst- die kunsthistorische Literatur sehr gut ausgenützt worden, obwohl
gewerbe behandelt hat. Ich bin zu wenig Volkswirtschaftler, um hier manche Ergänzung gegeben werden könnte.

MAXIMILIAN LIEBEN WEIN 'S ANBETUNG DER HEILIGEN DREI KONIGE >
Ausstellung der Wiener Secession in München \

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