Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 27.1911-1912

DOI article:
Trost, Alois: Radierungen von Ferdinand Schmutzer
DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.13090#0347

DWork-Logo
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
St

m

I RADIERUNGEN VON FERDINAND SCHMUTZER

und größten Formates sind, muß die
Arbeitskraft und Arbeitsfreude des
Künstlers wohl als erstaunlich be-
zeichnet werden. Es soll hier nicht
versucht werden, Wesen und Reiz der
Radierkunst Schmutzers in Worten zu
schildern, die abgebildeten Proben
mögen für sich selbst sprechen. Da-
gegen werden einige rein sachliche
Mitteilungen, über die Entstehungs-
geschichte der Blätter, ihre Stellung
der Zeitfolge nach im Werke des
Künstlers und ähnliches, vielleicht
willkommen sein.

Mit dem Bildnis des greisen Wiener
Malers Rudolf von Alt (Abb. S. 320),
das im Jahre 1899 entstand und das
Schmutzer selbst auch heute noch mit
Recht für eine seiner Hauptarbeiten
hält, beginnt die stolze Reihe der Por-
trätgalerie berühmter Zeitgenossen,
die wir dem Künstler verdanken. Im
Jahre 1901 folgte Paul Heyse, in Gar- jg
done gezeichnet; kein Geringerer als
Lenbach hat das Blatt für das beste
Bildnis des Dichters erklärt. In das
folgende Jahr fällt das Porträt Karl
Goldmarks (Abb. S. 325), gleichzeitig
damit ist auch ein kleineres Blatt, das
den Komponisten der Königin von
Saba in ganzer Figur, am Schreibtisch
sitzend, darstellt.

Ferdinand schmutzer Rudolf von alt Inzwischen aber hatte Schmutzer,

(Radierung 1899) noch im Jahre 1901, ein Blatt radiert,
das schon durch sein unerhört großes
Schmutzers früheste Radierungen sind auch Format Aufsehen erregte, „Die Reiterin", das
noch Reproduktionen, allerdings eigener Ge- Bildnis einer jungen Dame in ganzer Figur,
mälde. An der Spitze steht der Zeitfolge nach die neben ihrem Reitpferde steht. Unsere
das Blatt „Lesendes Fischermädchen (Hollän- Leser kennen es aus der Abbildung in einem
disches Interieur)", das die Datierung 1896 früheren Bande der vorliegenden Zeitschrift
trägt. Selbst die hier (im zweiten Zustand) (1905/06, S. 65). Aehnlichen Umfangs ist
abgebildete „Holländische Bettlerherberge in das „Joachim-Quartett" aus dem Jahre 1903,
Edam" (Abb. S. 318), aus dem Jahre 1897, ein Blatt, das wohl am meisten zum Ruhme
gehört in gewissem Sinne noch unter seine Schmutzers beigetragen hat (Abb. S. 321).
reproduzierenden Blätter. Denn der erste Zu- Der Künstler zeichnete den König der Gei-
stand, dessen einziger Abdruck sich im Be- ger auf dem Keudellschen Gute Hohen-
sitze der Frau des Künstlers befindet, gibt ge- Lübbichow in der Neumark; nach der lebens-
treu die Komposition eines seiner Gemälde großen Zeichnung erschien später, aus Anlaß
wieder. Dann aber wurden, während das des Todes Joachims, eine Nachbildung in
Interieur beibehalten blieb, die Staffagefiguren Heliogravüre. Dem Aufenthalte in Hohen-
so verändert, daß das Blatt im zweiten Zu- Lübbichow erwuchs auch die kleine Radierung
stand wohl schon als Originalradierung zu „Joachim und Exzellenz von Keudell", Frau
gelten hat. von Keudell am Klavier, Joachim geigend,

Die Zahl der Schmutzerschen Blätter ist seine Tochter zuhörend im Hintergrunde. Im
sehr hoch, derzeit ist bereits das erste Hundert Jahre 1906 hat dann Schmutzer die Figur
^ weit überschritten. Da viele davon großen Joachims, wie auf dem Hauptblatt, in einer

320
 
Annotationen