B KunftMMtotMl
Stnnlliclie Museen
Ii Berlin
| OTTO GREINER
| menschlichen Gestalt, in allen P ~1 tizen dem Publikum mitzuteilen,
ihren Formen ausreichend und so würde ich darin eine Zu-
3 klar zu definieren. Freilich, rückhaltung erblicken, die der
% wenn man sich bei der Darstel- Nachahmung zu empfehlen ist.
3 lung der Erscheinung mit dem Es ist ein Genuß, einen Blick
Ungefähren begnügt, wenn man ^ in die geistige Werkstatt des
sich etwa mit der Charakteristik '^A-^i Künstlers zu tun, aber nur ein
einer Bewegung zufrieden gibt ' / zudringliches Reportertum kann
und im übrigen an der Zusam- , //mlkäL*! Vergnügen daran finden, ihn in
menhangslosigkeit der Glied- '/;' ^fy seinem Neglige zu belauschen,
maßen, an der anatomischen Un- Aber freilich ist zuzugeben,
möglichkeit des Körperbaues, an daß die, die sich ganz auf das
hundert topographischen Unklar- j^, eingestellt haben, was in der
heiten und Unwahrheiten keinen ^\ Kunst heut für modern gilt,
Anstoß nimmt, ja, dann ist es ' u nerhaupt Greiner schwer ge-
wohl leicht, einen Akt „breit" f^ ^Jfi recht werden können. Denn er
hinzuwerfen. Aber das heißt ■ \\. , ^ gehört zu einem Künstlertypus,
einer der schwierigsten künst- V "^CSj der gegenwärtig mit dem größten
lerischen Aufgaben, nämlich der Mißtrauen betrachtet wird. Er
Auseinandersetzung mit dem un- Jlv'TStv^ gehört zu denen, die mit aller
endlichen Formenreichtume der Kraft die sinnliche Erscheinung
Natur, sich entziehen, nicht sie jA 4fa I Vi umfassen und ihr ihre Formen
lösen. Mir scheint, daß der, ^_ - Jr^* zu entreißen streben, die sie
der z. B. Greiners Studien zum (^^*<^^-ry ^§ \J aber doch wieder nur als Stoff
Odysseusbildeunbefangenen Au- ' H und Baustein betrachten und be-
ges betrachtet, die Besonnenheit Ä^'' handeln und aus einer tätigen
bewundern muß, mit der er fast t? B^'j und lebendigen Phantasie heraus
durchweg die richtige Grenze /ft'-' darnach streben, in freien Er-
zwischen Leere und Ueberfül- . findungen ihr inneres Weltbild
lung der Formen zu treffen ver- \ sichtbar zu machen. Er will nicht
standen hat; und diese Beson- f nur Maler, er will Künstler,
nenheit ist heute eine zu seltene -?\ Schöpfer sein und erblickt in
Kigenschaft, um nicht besondere /«Ihh der Kunst letzten Endes nur eine
Hervorhebung zu verdienen. Ein j Jf besondere Ausdrucksform des
anderes ist Vereinfachung und allgemein Menschlichen und all-
Zusammenfassung, ein anderes j jjf'ii ,* . gemeinen Geistigen. Geradevon
VerpowerungderFormengebung. diesem Bezüge aber möchte die
Dazu ist noch eins zu bedenken. heutige Malerästhetik die bil-
Die ganz überwiegende Mehr- j4o~ '^* I dende Kunst am liebsten abge-
zahl der der Oeffentlichkeit vor-
liegenden graphischen Blätter
und Studien Greiners läßt er-
kennen, daß er sie, ganz unab-
hängig von ihrer etwaigen fer-
neren Verwendung, als künstle-
rischen Selbstzweck behandelt
und sich darin die runde Dar-
schnitten sehen, und so kann
sie freilich für Greiners Schaffen
kein rechtes Herz haben. Gewiß
ist, daß die Deutschen gerade
durch das, was heut gering-
schätzig als Phantasiekunst stig-
matisiert wird (als ob Kunst über-
haupt etwas anderes wäre, als
Stellung der Erscheinung zur Auf- organisierte und Form gewordene
gäbe gesetzt hat. Ich vermute, Phantasie!), von Dürer bis auf
daß es auch in Greiners Mappen Klinger viele ihrer originellsten
nicht an jenen flüchtigen Notizen und stärksten Kunstleistungen
fehlen wird, wie sie jetzt zu fiW- j^*^" - .'^^^H geschaffen haben, und es ent-
Hunderten die graphischen Aus- ^ - --J- . behrt des Humores nicht, daß
e) aber wenn er es nicht für ange- der Gegenwart ein Element des
3 messen erachten sollte, diese No- o. greiner ganymed künstlerischen Schaffens leugnet
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Stnnlliclie Museen
Ii Berlin
| OTTO GREINER
| menschlichen Gestalt, in allen P ~1 tizen dem Publikum mitzuteilen,
ihren Formen ausreichend und so würde ich darin eine Zu-
3 klar zu definieren. Freilich, rückhaltung erblicken, die der
% wenn man sich bei der Darstel- Nachahmung zu empfehlen ist.
3 lung der Erscheinung mit dem Es ist ein Genuß, einen Blick
Ungefähren begnügt, wenn man ^ in die geistige Werkstatt des
sich etwa mit der Charakteristik '^A-^i Künstlers zu tun, aber nur ein
einer Bewegung zufrieden gibt ' / zudringliches Reportertum kann
und im übrigen an der Zusam- , //mlkäL*! Vergnügen daran finden, ihn in
menhangslosigkeit der Glied- '/;' ^fy seinem Neglige zu belauschen,
maßen, an der anatomischen Un- Aber freilich ist zuzugeben,
möglichkeit des Körperbaues, an daß die, die sich ganz auf das
hundert topographischen Unklar- j^, eingestellt haben, was in der
heiten und Unwahrheiten keinen ^\ Kunst heut für modern gilt,
Anstoß nimmt, ja, dann ist es ' u nerhaupt Greiner schwer ge-
wohl leicht, einen Akt „breit" f^ ^Jfi recht werden können. Denn er
hinzuwerfen. Aber das heißt ■ \\. , ^ gehört zu einem Künstlertypus,
einer der schwierigsten künst- V "^CSj der gegenwärtig mit dem größten
lerischen Aufgaben, nämlich der Mißtrauen betrachtet wird. Er
Auseinandersetzung mit dem un- Jlv'TStv^ gehört zu denen, die mit aller
endlichen Formenreichtume der Kraft die sinnliche Erscheinung
Natur, sich entziehen, nicht sie jA 4fa I Vi umfassen und ihr ihre Formen
lösen. Mir scheint, daß der, ^_ - Jr^* zu entreißen streben, die sie
der z. B. Greiners Studien zum (^^*<^^-ry ^§ \J aber doch wieder nur als Stoff
Odysseusbildeunbefangenen Au- ' H und Baustein betrachten und be-
ges betrachtet, die Besonnenheit Ä^'' handeln und aus einer tätigen
bewundern muß, mit der er fast t? B^'j und lebendigen Phantasie heraus
durchweg die richtige Grenze /ft'-' darnach streben, in freien Er-
zwischen Leere und Ueberfül- . findungen ihr inneres Weltbild
lung der Formen zu treffen ver- \ sichtbar zu machen. Er will nicht
standen hat; und diese Beson- f nur Maler, er will Künstler,
nenheit ist heute eine zu seltene -?\ Schöpfer sein und erblickt in
Kigenschaft, um nicht besondere /«Ihh der Kunst letzten Endes nur eine
Hervorhebung zu verdienen. Ein j Jf besondere Ausdrucksform des
anderes ist Vereinfachung und allgemein Menschlichen und all-
Zusammenfassung, ein anderes j jjf'ii ,* . gemeinen Geistigen. Geradevon
VerpowerungderFormengebung. diesem Bezüge aber möchte die
Dazu ist noch eins zu bedenken. heutige Malerästhetik die bil-
Die ganz überwiegende Mehr- j4o~ '^* I dende Kunst am liebsten abge-
zahl der der Oeffentlichkeit vor-
liegenden graphischen Blätter
und Studien Greiners läßt er-
kennen, daß er sie, ganz unab-
hängig von ihrer etwaigen fer-
neren Verwendung, als künstle-
rischen Selbstzweck behandelt
und sich darin die runde Dar-
schnitten sehen, und so kann
sie freilich für Greiners Schaffen
kein rechtes Herz haben. Gewiß
ist, daß die Deutschen gerade
durch das, was heut gering-
schätzig als Phantasiekunst stig-
matisiert wird (als ob Kunst über-
haupt etwas anderes wäre, als
Stellung der Erscheinung zur Auf- organisierte und Form gewordene
gäbe gesetzt hat. Ich vermute, Phantasie!), von Dürer bis auf
daß es auch in Greiners Mappen Klinger viele ihrer originellsten
nicht an jenen flüchtigen Notizen und stärksten Kunstleistungen
fehlen wird, wie sie jetzt zu fiW- j^*^" - .'^^^H geschaffen haben, und es ent-
Hunderten die graphischen Aus- ^ - --J- . behrt des Humores nicht, daß
e) aber wenn er es nicht für ange- der Gegenwart ein Element des
3 messen erachten sollte, diese No- o. greiner ganymed künstlerischen Schaffens leugnet
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