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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 27.1911-1912

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Glaser, Curt: Die XXIV. Ausstellung der Berliner Secession
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https://doi.org/10.11588/diglit.13090#0452

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XXIV. AUSSTELLUNG DER BERLINER SECESSION j

fand, wird man bewundern müssen, und man tiver im Gegensatz zu den vielen Primitivisten, j
bedauert es, daß man nicht ein paar leicht die in den ethnographischen Sammlungen oft
erreichbare Bilder von Cezanne daneben hing, wertvolle Anregungen suchen. Aber wenn man (
wie sie Cassirer jetzt gerade zeigt, um einem einmal Bild und Studie nebeneinander sieht j
größeren Publikum den Weg zum Verstehen wie in dem Quai Henri IV., sieht man deut-
zu erleichtern, und statt dessen einen Raum lieh, daß nicht Zufall, sondern bewußtes Stili-
zusammenstellte, der dem Nichtsahnenden als sieren zu der Vereinfachung der Flächen führte,
das Kabinett der Tollhäusler erscheinen soll. die etwa an oberbayerische Marterltafeln zu-
Abkehr vom Naturalismus ist die Parole, rückdenken läßt (Abb. S. 434).
unter der sich hier allenfalls auch die wider- Auf anderen Wegen geht Max Pechstein, (
strebenden Elemente zusammenbringen ließen. von dem man leider nicht die markantesten (
Es ist die Tendenz in den Werken des seit- Bilder ausstellte. Nur der gelbe Akt zeigt, '
samen Henri Rousseau, der ein Zollwächter was der Künstler heute kann. Er ist kolo- j
war und abseits von der Straße der anderen ristisch eine reife Komposition, geschlossen im j
seinen Weg fand. Hier ist ein wirklich Primi- linearen Aufbau und von wohltuender Ruhe in 1

der flächenhaften Gebundenheit. Immerhin re- /
präsentiert dieses eine Bild nicht den Künst- )
ler, am wenigsten aber in der Zusammen- (
Stellung mit den zwei älteren Werken. (
Und nun stellte man neben Picasso Herbin, (
seinen unbedeutenden Nachahmer, neben Pech- (
stein Max Oppenheimer, mit einem großen )
Bilde einer Operation, einer künstlichen Neu- J
aufläge von Greco, einem Bilde, in dem viel )
Geschick, aber noch mehr Manier zu spüren i
ist, dazu ein Bild von Hermann Huber, das (
als einzelnes ganz unverständlich bleiben muß. (
Vor allem aber suchte man nicht, von diesem
Räume, den man als etwas durchaus Abseitiges
behandelte, die Brücken zu den übrigen zu
schlagen, sondern überließ es dem Beschauer,
die Wege zu finden, nachdem man doch an
diesem einen Orte eine einigermaßen program-
matische Zusammenstellung gegeben hatte.

Man hätte etwa Karli Sohn mit hierher-
stellen mögen, dessen „Akte in Felsenland-
schaft" und dessen Bild der „Stadt Anticoli"
eine eigene Entwicklung aus Cezannescher
Formensprache darstellen, einen Weg zu star-
ker Farbigkeit, der zu Greco hinführt, ohne
doch dessen Wirkungen äußerlich zu imitieren,
wie andere es tun. Man vermißt neben ihm
leider Hofer, wie man manchen anderen guten
Namen unter den Jungen vergeblich sucht.
Aber nicht von dem, was fehlt, soll hier die
Rede sein, obwohl es manchem fast wichtiger
in dieser Ausstellung scheinen mag als das
Gebotene.

Schaltet man das wenige, das wir voran-
stellten, aus und sucht nach dem Gesamtein-
druck des übrigen, das nun eher imstande
ist, ein einheitliches Bild zu bieten, so fällt
allgemein das Streben nach großem Format,
nach Bildinhalt, die Abkehr von der reinen
Zustands- und Landschaftsmalerei auf. Das

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xxiv. Austeilung der Berliner Session Suchen nach einem Inhalt, nachdem die

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