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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 27.1911-1912

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Graphische Ausstellung des Deutschen Künstlerbundes
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https://doi.org/10.11588/diglit.13090#0465

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GRAPHISCHE AUSSTELLUNG DES DEUTSCHEN KÜNSTLERBUNDES

beit gezeichnet, als Radierer und mit dem Skizzen-
buch auf den Knien. Diese Kalckreuth-Kollektion j^^H^I ~ •—: -" 7 C
allein lohnt den Besuch der Chemnitzer Ausstellung. I^HBI 2
die ferner eine größere Kollektion enthält von Hans 3
Olde, dem neuen Leiter der Kasseler Kunstaka- I f
demie (darunter zwei Nietzsche-Studienköpfe), Ein- I | c
fälle und Gelegenheits-Festkarten, Neujahrskarten El^H -
von Max Zschoch, die eine ungewöhnliche Ge- s
staltungsgabe für derben Humor, aber in anmutiger
Form verraten. In einem ersten Rundgang ist nicht
viel „Intimeres" zu sagen, da so vieles in dem
bunten, beängstigend raschen Wechsel derEindrücke
nicht haften kann! —JosephUhl (München) bringt
eine Folge von Originalradierungen in einem Zyklus
„Liebesmysterium", der durch den Stoff, abgesehen
von der Form an sich, schon ,,gedanklich" fesselt —
obwohl man lange Jahre dem „gedanklichen Inhalt"
fast bänglich aus dem Wege ging. Diese Blätter
sind eine poetische Paraphrase über die Lieb?, mit
ihrer „heiligen Nacht" der folgenden „Morgendäm-
merung", dann „Verlassen", dem „Tanz der Gemein-
heit", der „Frage an das Schicksal" und — »Im-
mer die alte Leier", doch scheint das letztgenannte
Blatt nicht dazu zu gehören. Max Slevogt und
Lovis Corinth sind beide mit charakteristischen
Blättern ihrer unverkennbaren Handschrift vertreten,
ersterer u. a. mit der Originalaufnahme des Sängers
D'Andrade als Don Juan (Champagnerlied) und letz-
terer mit einer Anzahl Lithographien und einer
großen Radierung „Kain" (nach dem Mord). Carlos
Grethe's „Lootsboot" (farbige Steinzeichnung),
„Elbe bei Hamburg" und „Einfahrende Fischerboote"
zeigen die großzügige Handschrift und koloristische
Noblesse dieses Künstlers zum Besten. EmilOrlik
stellt einen liegenden weiblichen Akt von fast sibyl-
linischer Größe der Glieder aus und zwei meister-
hafte Bildnisradierungen, Ernst Haeckel am Bord
eines Schiffes, und Ferdinand Hodler, den Schweizer
Monumental-Maler, im Begriff zu zeichnen, mit aus-
gestrecktem Arm vor einem Werke. Es ist bei jeder
Ausstellung des Deutschen Künstlerbundes üblich,
den von Max Klinger ins Leben gerufenen Preis der
Villa Romana-Stiftung in Florenz zur Entscheidung
zu bringen. Unter den ziemlich zahlreichen Be-
werbern, die diesmal in Wettbewerb traten, war der
glückliche Gewinner Georg Greve-Lindau in
Weimar, der bereits auf der diesjährigen Künstler-
bundausstellung in Bremen für den Preis in den
engeren Wettbewerb kam.

Von Max Klinger sind diesmal Reiseerinne-
rungen von der Insel Elba in aquarellierten Zeich-
nungen ausgestellt, darunter eine Aussicht vom
Zimmer, wo weiland der erste Napoleon wohnte!
Eine große, mit wenigen rosigen Strichen übertönte
Zeichnung des Kopfes des Grafen Kalckreuth
ergänzt die diesmaligen Beiträge Klingers. Von
den jüngeren Münchenern wären noch zu erwäh-
nen Karl Thiemann (Dachau) mit interessanten
Holzschnitten; Ferdinand Staeger mit seinen
phantastischen Linienkomposilionen und einem far-
bigen Blatt: „Junge Liebe"; Adolf Schinnerer
und Edwin Scharff, Walter Püttner, Emil
Preetorius und Walter Klemm; von den Ber-
linern Hans Meid und Max Beckmann, und von
den in Weimar lebenden Vertretern des „jungen
Nachwuchses" Ernst Odefey (ein aufkommendes
Talent) und Ingwer Paulsen (Radierungen aus
Dithmarschen und von einer niederländischen Reise).

Im einzelnen wieder viel Eigenartiges und Unter- 'flHHHHH^HHHIHI^^^HHI^Bi <
nehmungslustiges — im ganzen, wie überall heute,

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