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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 27.1911-1912

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Von Ausstellungen - Neue Kunstliteratur - Personal-Nachrichten
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https://doi.org/10.11588/diglit.13090#0566

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i

| VON AUSSTELLUNGEN |

[ unter der Mitgliedschaft, auf die eine Reihe der Bei Heinemann beherbergte der Bildhauersaal eine j
I ausgestellten Arbeiten natürlich wirken mußten, wie Kollektivausstellung Julius Exters, oben kamen i
[ das bekannte rote Tuch auf den Stier. Im Grunde vier jüngere Talente H. Eder, F. A. Harta, W.
! war aber nur wenig Ursache zu solcher Aufregung Schülein und Max Unold zu Wort. Mit Exter
[ gegeben, denn es muß konstatiert werden, daß die ist das so eine Sache. Neben ausgezeichneten
j Darbietungen jener Unruhstifter sehr sorgsam aus- Arbeiten war eine erkleckliche Zahl Schöpfungen I
) gesucht waren, daß sie alles Humbugs enbehrten, vorhanden, die der in ihnen zu Tage tretenden I
) der bisher damit immer Hand in Hand ging, und daß Geschmacksbarbarei wegen einfach ungenießbar I
| sie sich sehr wohl dem Ensemble einfügten. Denn war, obgleich sie von einem trefflichen Können |
) obgleich ja die Mehrzahl dieser Werke nicht eigent- und hohem künstlerischen Ernst Zeugnis ablegten. |
i lieh als monumentale oder dekorative Arbeiten kon- Auf Exter hat man vor Jahren die stolzesten Hoff- i
l zipiert sind, sondern als reine Staffeleibilder gewür- nungen gesetzt und er wäre gewiß auch imstande
j digt zu werden wünschen, so gibt ihnen doch die gewesen, sie zu erfüllen, hätte er nicht Wege verfolgt, ,
[ zumeist einseitige Betonung gewisser künstlerischer die mit Sicherheit jede malerische Kultur hintan-
[ Formelemente den unmittelbaren Anschluß an Schöp- halten mußten Ein ursprünglich starkes Talent hat 1
fungen jener Gattung, abgesehen davon, daß einige sich hier verzettelt und die paar wirklich vorzügli- I
) darunter sich wirklich zu monumentaler Größe er- chen Resultate, die zustande kamen, können nicht I
I hoben, wie die Arbeiten eines W. v. Bechtejeff,bei für all jene Werke entschädigen, die ob ihres ba- |
\ dem nur das stark Manierierte seiner Zeichnung rocken Gemisches von echter Kraft und leerem
| den Wert des Kompositio- Formgepränge einen so
i nellen schmälerte, eines - sehr verärgern. Die vier
I P. Girieud, Schwalbach Jungen, die sich in dieser
und Genin. Es ist in die- Galerie zum erstenmal kor-
ser Ausstellung, die in ihrer porativ zusammengetan ha-
Gesamtheit überaus begrü- ben, sind alle Talente, die
I ßenswert erschien, über- flBBHi man wcm' wird im Auge be-
I haupt nicht strikt program- ^ halten müssen. Unold wirkt
| matisch vorgegangen wor- *^ "it^ heute davon wohl am gefes-
I den, sonst hätten sich dort- tigsten; seine Art stellt ihn
hin wohl kaum Arbeiten ei- i 'n Nähe Trübners, mit
I nes Courbet etwa oder —yf m dessen Wesen ihn eine ähn-
[ K. Haider verirrt, von de- ^^^fl ''c'1 sachlicheAnschauungs-
! nen man nicht wohl wußte, ^ J weise, ähnliche Schärfe der
j was sie hier zu suchen hat- Beobachtung und ein wahl-
) ten. Auch fehlten leider ei- verwandtes zeichnerisches
) nige der besten Kräfte von und struktives Vermögen
J denen, die wohl am Platze verbinden. Dabei hat er sich
J gewesen wären, so, um nur J moderne Franzosen ange-
\ auf einen der Begabtesten schaut und von ihnen vor
j zu verweisen, E. Scharff, allem die Vereinheitlichung
( ebenso war von den dekora- der Tonwerte gelernt, auch
« tiven Künstlern der Scholle hat er gewisse Momente sei-
j nur Münzer anwesend. ner zeichnerischen Manier
' Tüchtiges war von H. Röhm von ihnen. Famos sind ei-
) und G. G. Klemm zur Stelle, nige seiner Landschaften,
) auch J.Diez, Kuithan und von den Figurenstücken be-
| Corde hatten Bedeutsames vorzuge ich das in Fleisch-
[ zur Schau beigesteuert. L. v. ton und Modellierung so
Hofmann war nur wenig wirksame„MuttermitKind",
charakteristisch repräsen- Schülein ist es demnächst,
■ tiert und von dem Rest ist mir der hervorgehoben werden
jAWLENSKYS„WeißeFeder" muß und wenn er erst ganz
ob des raffinierten Koloris- den Uebergang vom Impres-
mus und M. v. Werefkins sionismus zum Expressio-
I „Abgebrannte Stadt" aufge- nismus, in dem er sich eben
I fallen, weil letzterer visionä- befindet, vollzogen haben
\ rerMalerei ein stark suggesti- wird, so wird man ihn wohl
| ves Vermögen innewohnte. unter die großen Hoffnungen
1 Im Parterresaal fand sich der Moderne einzureihen
\ eine vom Historischen Ver- haben. Es ist ein Streben in
j ein von Oberbayern veran- ihm, das geradlinig nach vor-
\ staltete Ausstellung von Ko- wärts führt, dem großen
/ pien altbayerischer Haus- Ii Stile zu, der die Quintessenz
) maiereien vor, die von dem . M aller malerischen Bemühun-
) in Arbeiten solcher Art un- gen eines halben Jahrhun-
) übertrefflichen Dr. Hoff- derts sein wird. Aus der Im-
j mann-Reinwald gefertigt pressionistenzeit des Künst-
J waren und eine in Darstel- lers ist eine Strandstudie,
j lung und Ton absolut treue karl wilfert die empfindsame eine fürtreffliche Arbeit, voll
< Wiedergabe bedeuteten. Große Kunstausstellung Dresden 1912 sinnlicher Erfassung der

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