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Lázár, Béla: Das Porträt der Frau Gedon von Leibl
DOI Seite / Zitierlink: https://doi.org/10.11588/diglit.13090#0582
| DAS PORTRÄT DER FRAU GEDON VON LEIBL
§ dies Vorgehen übel nahm und sich noch nach Wenn wir das Bild mit späteren Werken
§Jahren darüber beklagte. Leibis vergleichen, etwa mit der Tochter der
Jetzt, da das Werk, dem — wie wir sahen Frau Kiessing (der Dame in Schwarz im Mu-
9 — im Oeuvre Leibis so große Bedeutung zu- seum zu Reichenberg) und mit dem dasselbe
s kommt, bei der Carcano-Auktion wiederum Modell darstellenden Studienkopf (Sammlung
H aufgetaucht ist, finden wir alles Lob gerecht- Nemes, Budapest), bemerken wir an allen
m fertigt, womit es die Zeitgenossen überhäuft diesen Bildern eine eigentümliche Ueberein-
H hatten. Die Gestalt hält Castagnary (Salons, I. Stimmung: der Typ ist derselbe, Leibi scheint
Gj 402) für ein junges Mädchen, offenbar wegen in ihm sein Frauenideal gefunden zu haben,
y der künstlerischen Wiedergabe der angebore- Ovales Gesicht, große, runde Augen, zartes
9 nen Anmut, der ungezwungenen Haltung. Zwei- weiches Fleisch, feine, schmiegsame Formen
g) fellos ist, daß die Art des Malens nicht Eugen — nicht nur die Pariser „Cocotte", selbst
9 Müntz Recht gibt, der «la science manque» jene Dorfmädchen, die Leibi als Modelle ge-
S behauptete, sondern Castagnary, der am Bilde wählt hat, stehen diesem Typ nahe. Mit dem
X eben das Können lobte. „Welch ein Künstler Bildnisse der Frau Gedon hat er seinen ersten,
G) ist dieser Maler, der das graue Kleid, unter für sein ganzes Leben wichtigen Erfolg er-
g Weglassung aller entbehrlicher Einzelheiten rungen, — er hielt bis an sein Ende am Form-
el so breit malen kann, die Hände mit einigen typ dieses Gesichtes fest; es scheinen sonst
9 wahren Farbenflecken andeutet, um alles Inter- geheimgehaltene Gefühle in ihm verborgen zu
9 esse auf das so sorgfältig und delikat model- sein. Ein kleiner Spalt öffnet sich uns da,
lierte Gesicht zu versammeln." Wie wenn wir durch den wir vielleicht einen Blick in das
Courbet hören würden; das sind die Gesichts- Geheimnis der Künstlerseele tun können,
punkte des Malers, der die handwerklichen
Qualitäten der Naturschilderung hervorhebt. Dr. B£la Läzär
guglielmo ciardi das fischerdorf >
X. Internationale Kunstausstellung Venedig 1912 r
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§ dies Vorgehen übel nahm und sich noch nach Wenn wir das Bild mit späteren Werken
§Jahren darüber beklagte. Leibis vergleichen, etwa mit der Tochter der
Jetzt, da das Werk, dem — wie wir sahen Frau Kiessing (der Dame in Schwarz im Mu-
9 — im Oeuvre Leibis so große Bedeutung zu- seum zu Reichenberg) und mit dem dasselbe
s kommt, bei der Carcano-Auktion wiederum Modell darstellenden Studienkopf (Sammlung
H aufgetaucht ist, finden wir alles Lob gerecht- Nemes, Budapest), bemerken wir an allen
m fertigt, womit es die Zeitgenossen überhäuft diesen Bildern eine eigentümliche Ueberein-
H hatten. Die Gestalt hält Castagnary (Salons, I. Stimmung: der Typ ist derselbe, Leibi scheint
Gj 402) für ein junges Mädchen, offenbar wegen in ihm sein Frauenideal gefunden zu haben,
y der künstlerischen Wiedergabe der angebore- Ovales Gesicht, große, runde Augen, zartes
9 nen Anmut, der ungezwungenen Haltung. Zwei- weiches Fleisch, feine, schmiegsame Formen
g) fellos ist, daß die Art des Malens nicht Eugen — nicht nur die Pariser „Cocotte", selbst
9 Müntz Recht gibt, der «la science manque» jene Dorfmädchen, die Leibi als Modelle ge-
S behauptete, sondern Castagnary, der am Bilde wählt hat, stehen diesem Typ nahe. Mit dem
X eben das Können lobte. „Welch ein Künstler Bildnisse der Frau Gedon hat er seinen ersten,
G) ist dieser Maler, der das graue Kleid, unter für sein ganzes Leben wichtigen Erfolg er-
g Weglassung aller entbehrlicher Einzelheiten rungen, — er hielt bis an sein Ende am Form-
el so breit malen kann, die Hände mit einigen typ dieses Gesichtes fest; es scheinen sonst
9 wahren Farbenflecken andeutet, um alles Inter- geheimgehaltene Gefühle in ihm verborgen zu
9 esse auf das so sorgfältig und delikat model- sein. Ein kleiner Spalt öffnet sich uns da,
lierte Gesicht zu versammeln." Wie wenn wir durch den wir vielleicht einen Blick in das
Courbet hören würden; das sind die Gesichts- Geheimnis der Künstlerseele tun können,
punkte des Malers, der die handwerklichen
Qualitäten der Naturschilderung hervorhebt. Dr. B£la Läzär
guglielmo ciardi das fischerdorf >
X. Internationale Kunstausstellung Venedig 1912 r
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