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Kunstgewerbliche Rundschau: Verkündigungsblatt des Verbandes Deutscher Kunstgewerbevereine — 4.1897

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https://doi.org/10.11588/diglit.8371#0027
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war als eine urköstliche Parodie auf die üblichen vereinsabende. Oer
5aal selbst war in humoristischer lVeise mit riesigen, hochmodernen
Plakaten ausgestattet, die rVandmalereion von Äaulbach hatten durch
Ueberklebungen geeignete Aufbesserungen im Sinne der Gegenwart er-
halten, die reizende Aaminsigur Gedons war in ein modischcs Gewand
mit weiten Aermeln gesteckt und mit großer Lockenperrückc bedeckt
worden, und die von ihr gehaltenen Schilde wiesen sich als für Re-
klame vermiethbar aus! Den Reigen des lhumors eröffnet Or.
Gg. 5 chmalger (Bildh. Bradl) mit einem wunderbaren vortrag über
die UortL UuntLlom, der von den gelehrten Ltudien des vortragenden
Zeugniß ablegte, und wobei die tiefsinnigen Ausdeutungen der kul-
turellen und künstlerischen Lntwicklung des Gegenstandes die Zuhörer
zu 2taunen und Bewunderung hinriß. Außer den zu diesem vortrag
gehörenden Abbildungen, welche kferr Zchwarzer (ül. F. Meißer)
aus seiner Sammlung zur verfügung gestellt (d. h. eigens angofertigt)
hatte, prangte noch eine Reihe auderer Lntwürfe zu allen möglichen
Gegenständen, zu neuen Umschlägen der Zeitschrist u. s. w. an den
lVänden; aber noch bedcutsamer als diese Zcichnungen waren dic aus-
geführten Gegenstände — meist urkomische, oft geistvolle „G'schnas"-
Arbeiten, an welche Lonservator Bildhauer weddig in kannegießernder
Weise die geistreichsten Bemerkungen verschwendete. Auch eine Ertra-
nummer der Zeitschrift — „Aueipschrift" genannt — war erschienen,
deren Umschlag dem wirklichen Umschlag (von Th. Fischer) nachgebildet
war; die Inschrift „Unsrer väter lverke" hatte der neuen „Unsrer
Werke väter" weichen müssen — und die in dem dargestellten Schrank
eingeordneten „väter", staken in hohen Büchsen mit den Aufschrifien
„Lnglisch", „Natur", „Symbol", „Japan" re.

lvir bedauern aufrichtig, von dem Jnhalt der „Uneipschrift",
die auf so manchen schwachen punkt unseres Vereinslebens den Finger
legte, keinen Gebrauch machen zu können. — An den vortrag und
an die ausgestellten Gegenstände, welche größtentheils im Laufe des
Abends verloost wurden, knüpfte sich eine mit mehr oder weniger
bfumor geführte Diskussion, bis endlich die rein gesellige Unterhaltung
in ihr Recht trat; auch auf diesem Gebiet war es wieder Bildhauer
Bradl, dem die Palme gebührt; insbesondere erregte das Auftreten
der seven sinZtn^ §irls, wobei er als Loupletsänger und paukenschläger
vou der Narrenfreiheit den ausgibigsten Gebrauch machte, stürmische
kfeiterkeit. — Die Zahl derer, die zu dem ebenso gelungenen, wie
„langen" Abend ihr Scherflein beigetragen haben, ist zu groß, um
aller zu gedenken; aber es muß hier ausgesprochen werden, daß es
erst an diesem Abend so recht klar wurde, über wie viele humoristische

Thüre aus der Lhurburg.

(Nach deni werke: „Runstschätze aus Tirol"; vgl. Icchrg. ^896 S. ff. des Hauptbl.)

Rräfte der verein verfügt. Alöge der verein noch oft so wohlbesuchte
und trefflich ausgefüllte lvochenversammlungen zu verzeichnen haben I

Mm KaMiMm: Nkrcilic, Nusem. ZDulm. ÄuMÄungm .»c.

Vereine.

Der Nlmktgerverbeverein zu ldannover hat in seiner Sitzung vom
8. Dezember v. Js. beschlossen, mit aller Araft für eine würdige ver-
tretung auf der jdariser Weltausstellung 1900 zu sorgen und vor allem
auch die Aleinbetriebe, die nur bestellte Arbeiten auszuführen vermögen,
durch geeignete Aufträge dazu in Stand zu setzen. Auch die Frage
eiuer Aollektivausstellung, sowie diesenige einer Sonderausstellung des
bfannoverschen Aunstgewerbevereins ist dort angeregt, aus praktischem
Grunde aber bis nach Entscheidung des deutschen Aunstgewerbetages
ausgesetzt worden. (Mitth. d. Gew.Mus. zu Bremen.)

Lunstgewerbe-Verein zu Breslau. Am 10. Februar d. I. hielt
der Uunstgewerbe-Verein seine diesjährige lfauxtversammlung ab. (Zn
derselben wurde zunächst auf Antrag des vorstandes kjerr Stadtältester
lheinrich von Aorn, der sich durch seine großartige Schenkung zu
Gunsten eines zu gründenden Uunstgewerbe-Nuseums um die Stadt
und den verein hochverdient gemacht hat, zum Lhrenmitglied ernannt.
Aus dem Iahresbericht ist hervorzuheben, daß der Verein Beisteuern
von jooo Nk. von Seiten des Provinzial-Ausschusses und von 250 Alk.
von Seiten der Stadt bezogen hat, die größtentheils für Ausstellungs-
zwecke verwendet worden sind. Die Nitgliederzahl ist im alten Jahre
so ziemlich auf derselben bjöhe von jso stehen geblicben. An Aus-
stellungen hat der Verein außer der ständigen, zwei besondere veran-
staltet: eine Stickerei-Ausstellung und eine Ansstellung von Studien,

besonders Leimfarbenmalereien, des prof. Pillon von der Uunstgewerbe-
schule in Nürnberg. Außerdem hat ein vereinsmitglied, die bekannte
Firma Wiskott, ihre verlagsartikel besonders zur Ausstellung gebracht.
von den Lintrittsgeldern der Stickerei-Ausstellung sind für 298 Mk.
Stickereien angekauft worden, welche dem Uunstgewerbe-Akuseum über-
wiesen werden sollen. Bei der zum Schluß erfolgenden Vorstandswahl
wurden die früheren Mtglieder größtentheils wieder gewählt. Den
Vorsitz führen für das Jahr ;89? die lherren: Maler Rnmsch und
Bildhauer lvilborn. U. L.

Museen.

Kum Direktor des bayerischen llationalmuieiims, als Nachfolger
des in den Ruhestand getretenen Geh. Raths Or. v. Riehl, ist Or. tsugo
Graf, bisher erster Lonservator des Museums, ernannt worden; der-
selbe übernimmt zugleich auch das Amt eines Generalconservators der
bayerischen Uunstdenkmäler. Lntgegen unserer in der letzten Nummer
gebrachten Nachricht ist das llluseum bereits am j. März für den
allgemeinen Besuch geschlossen worden; nur die Topirsäle und die
Bibliothek bleiben bis zum eigentlichen Umzug geöffnet.

Bei einem Diebstahl im tzohenzollevii-Miiseirm zu Berlin, welcher
vor Uurzem stattfand, wurden eine Reihe von Andenken an die
Uönigin Luise und den Uönig Friedrich lvilhelm III. entwendet,
Gegenstände — insbesondere goldene Ringe, Tuchnadeln, Schmuck-

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