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Kunstgewerbliche Rundschau: Verkündigungsblatt des Verbandes Deutscher Kunstgewerbevereine — 4.1897

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https://doi.org/10.11588/diglit.8371#0082
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machen, werden dieselben mit Ltuckmasse unterlegt, in welche je nach
Umständen nur leichte Gewebe oder auch Drähte eingebettet werden,
so daß das Ganze mehr isalt gewinnt. Nun werden die Blumen in
eine 2chellack-Lösung getaucht, dann mit einer Ukischung von Gips,
Leim und Kreide weiter bchandelt, eritweder durch einfaches Unter-
tauchen in diese Ulasse oder durch Bestreichen damit.

Ls leuchtet ein, daß die auf diese lVeise versteinerten Blumen
und Blätter wie die natürlichen zu Aränzen nnd Sträußen gebunden,
aber auch direkt zur Ausschmückung von Decken, Wänden rc. ver-
arbeitet werden können. In diesem Fall werden Blumen und Frucht-
gewinde auf ein mäßig kritisches Auge im ersten INoment etwas ver-
blüffendes haben; bei genauerem Iusehen merkt man leicht, daß zwar
viel mehr kleinere xflanzliche Elemente dabei vorkommen, als bei ge-
gossenen Stuckblumen, daß aber die pflanzen doch trotz der unmittel-
baren Benutzung der natürlichen Lrzeugnisse an Leben hinter den frei

in Stuck modellirten nachstehen. Die Derkleisterung der Naturformen
braucht ja nicht so weit getrieben zu werden, daß die ursprüngliche
Form nicht mehr wiederzuerkennen ist; aber auch im günstigsten Falle
werden diese siuckirten Blumen immer etwas den Lindruck eiuer un-
künstlerischen, geistlosen Mache hervorrufen.

Damit soll nicht gesagt sein, daß das ganze versahren ohne
Bedeutung sür den Schmuck des lfauses sei; insbesondere werden solche
stuckirte Blumen bei lvand - und Deckenverzierungen, die dem Be-
schauer fern gerückt sind, bei Augenblicks - Dekorationen u. Aehn>.
eine gewisse Berechtigung behalten; bei geschickter Nacharbeit, ins-
besondere unter angemessener Beiziehung der Farbe können dieselben
sogar eine bedeutsame Rolle sxielen. Wir werden sxäter veraulassung
nehmen, auf derartige verwendung zu sxrechen zu kommen; als Bei-
sxiel einer Stuckdekoration, die im lvesentlichen aus stuckirten Blnmen
hergestellt ist, diene die Abb.

Flachschnitzereien (Deckenbalken) aus dem St. Georgen-Aloster zu Stein a. Rhein. Zeichnung von k). Müller-Lonstauz.

(ca. */g der wirkl. Größe.)

Wonik klls öaljkrWm ÄünstgMerSe-Zkrems.

Mgememe veremsnachrichten.

Am Vercinshause werden gegenwärtig mehrfache bauliche
Veränderungen vorgenommen; so wird der Saal durch feuer-
sichere Abschlüsse vollkommen von den übrigen Räumen abgeschlossen,
die Galerie durch Lntfernung der beiden bisherigen Lingangsthüren
um ca. ;o gm vergrößert und die elektrische Beleuchtungsanlage durch
verlegung sämmtlicher Zuleitungen in sog. Bsrgmannsröhren voll-
ständig feuersicher hergestellt.

Der Lingang zum Secretariat wurde ganz vor die Galerie hinaus
verlegt nnd die dadurch bedingte vertheilung der Bureauräume der-
gestalt angeordnet, daß das Secretariat im früheren Bibliotheksraume,
das Sitzungs- und zugleich vorstandszimmer im früheren Secretariate
und die Bibliothek im srüheren Sitzungszimmer (Straßenseite) unter-
gebracht wurde; hierdurch ist auch die Möglichkeit gegeben, die Biblio-
theksräume durch kMZUiiahme ejnes oder mehrerer Räume der bis-
herigen Ausstellungshalle im II. Stocke je nach Bedarf zu vergrößern.
— Iveitere bauliche veränderungen stehen bevor.

Die Vereins-Ausstellungshalle wird z. Zt. vielfach von den zahl-
reich in Nünchen anwesenden Fremden besucht; die verkaufsergebnisse
des Sommers stellen sich bis jetzt sehr günstig.

An neu ausgestellten Gegenständen sind besonders zu nennen
eine reich in Leder getriebeneAlbumdecke von F. Iveinzierl, Schmuck-
sachen, Aschenschalen und Aehnliches von Steinicken und Lohr,
Aupferarbeiten von IVinhart, geschmiedetes Thor und Bogenlampen-
träger von L. Spanlang, weißgeschirr mit blauem Decor von
Bichweiler (villingen), Aeramische Arbeiten von M. v. kseider,
Stickereien aus der Aarlsruher Stickereischule.

3ur Beschaffung eines neuen Umschlags der vercinszeitschrist
war ein beschränkter lvettbewerb xro 2;. Juli ausgeschrieben worden,
indem die betresfenden Linladungsschreiben an Aünstler gesandt

wurden. Ls liefen ss Lntwürse rechtzeitig, einer zu spät (Poststemxel
2. August) ein, aus welchen das Preisgericht (die prof. Rud. Seitz,
Friedr. Thiersch, Frz. Stuck, Ludw. Dill und Naler lvilh. Volz) den
Lntwurf des Malers Julius Dietz sür die Prämiirung auswählte.
Das preisgericht hat serner eine Reih« von Lntwürfen zum Ankanf
vorgeschlagen, ebenso die Redactioiiscommission. — Die sämmtlichen
Lntwürfe waren in der lvoche vom 9.— ;5. August im Festsaal des
vereinshauses ösfentlich ausgestellt. Das Lrgebniß des lvettbewerbs
darf im Ganzen als ein sehr erfreuliches bezeichnet werden; namentlich
bekundete die weitaus überrviegende Mehrheit aller Lntwürfe viel
künstlorische Phantasie und großes zeichnerisches Rönnen. Für die bei
dem kurzen Tormin von 3'/s lvochen sehr zahlreiche Betheiligung von
fast einem Drittel der Lingeladenen sei auch an dieser Stelle der Dank
des vereins ausgesxrochen.

Vereinsercurstonen. lvir machen die vereinsmitglieder wiederholt
auf die im Secretariat aufliegende Linzeichnungsliste für den gexlanten
zweiten Besuch der kgl. Schatzkammer aufmerksam, welcher erst statt-
finden kann, wenn sich eine genügende Anzahl von Theilnehmern
gemeldet haben wird.

Bcjuch des Austizpalastes. Am 2. Angust sand von Seiten des
Vereins eine Besichtigung des neuerbauten Iustizxalastes unter Führung
des Ljerrn Prof. F. v. Thiersch statt. Ungefähr ;so Personen hatten
sich hiezu eingefunden, die nach einer kurzen Lrläuterung Seitens des
Lrbauers an der Ihand der ausgestellten Pläne einen Rundgang durch
die Ifauxträume des xrächtigen monumentalen Bauwerkes machten.
(Line eingehende Beschreibung des lehteren enthält die vorliegende
Nummer.) Den Schluß des p/- stündigen Besuches bildete die Be-
steigung der Ruxxel, von deren Laterne sich ein herrlicher Blick Lber
die Stadt erösfnet.

Die nächsten Besichtigungen werden jeweils durch An-
schlag in einem Schaufenster der kfalle, sowie durch Inserat im Montag-
Abendblatt der „M. N. N." bekannt gegeben.

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