Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Kunstgewerbliche Rundschau: Verkündigungsblatt des Verbandes Deutscher Kunstgewerbevereine — 4.1897

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.8371#0090
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
4-

X


wird das der Pflanze entzogene Masser
durch eine andere Flüssigkeit ersetzt,
welche direkt eonservirend wirkt; die
8srnpsr-vivu-Bluinen werden häufig,
um sie gegen mechanische Einwirkungen
widerstandssähig zu machen, auf der
Unterseite mit einem wachsartigen
Ueberzug versehen, und dieser Umstand
hat wohl zu der irrthnmlichen Ukeinuug
Veranlassung gegeben, als seien die
Blumen völlig mit einem dünnen,
durchsichtigen Ueberzug versehcn. —
Die Fabrik von vr. lserzfeld in Uöln,
wclche das Pfitzer'sche Patent bcsitzt,
hat mit ihrcn eonservirten Blumen kürzlich auf der bfamburger cZarten-
bau-Ausstellung die goldene Ukedaille und das Ehrendiplom errungen.

Von den 8siLptzr-vivu-Blumen bis zu den stnckirten Naturblumen
war es nur ein öchritt. Dio crsten Versuche nach dieser Richlung
wurden vor etwas mehr als zwei Iahren gemacht, indein damals in
eincm tsause zu Uinrnan ein plafond von Rappa nnd Giobbe her-
gestellt wurde, bei welchem zum ersten Mal stuckirte Naturblumen zur
Verweudung kamen; erst nachdem diese Arbeiten die Probe auf ihre
ksaltbarkeit bestanden hatten, begann die weitere Verwerthung des durch
Frau Reiuherz erfnndenen Verfahrens. Als besonderer vorzug desselben
ninß hier hervorgehoben werden, daß die stuckirten Naturblunien ver-
möge der bei ihrer iherstellung augewandten Uiaterialien gegen Feuchtig-
keit sich widerstandsfähiger erwiesen haben als die reinen Stuckblumen;
nach dieser Richtung angestellte Proben ergaben sehr günstige Resultate.

Da die Auckirungsmethode in gewissem Sinne ciner Absormung
der Naturblumen gleichkommt, so lassen sich diese Blninen auch ähnlich
verwenden wie Naturabgüsse; doch haben sie vor letztern die schon

erwähnte größere Mderstandsfähig-
keit voraus. Mb sie dabei den <Lin-
druck einer „geistlosen Ukache" hervor-
rufen oder nicht, hängt weniger von
den Blumenelementen an sich ab, als
vielmehr von dem Geschmack und dcm
künstlerischen Geschick, mit welchem die
verwcnduug erfolgt; es lassen sich so
wohl durch fiache, lockcre, wie durch
kräftigere und dichtere Gruppiinng gute
Mirkungen erzielen. Proben davon sind
gegeuwärtig n. A. im Glaspalast zu
sehen; so enthält ciner der 2äle der Luitpoldgruppe (Nr. 4) einen
großeu Fries aus stuckirten Naturblumen und in einem der Gemächer
dcr Uleinknnst (Nr. 2s) sind solche in vcrgoldeter Bordllre aneinander-
gereiht. Ueberdies lassen sich diese Blumen ihres leichten Aussehens
wegen sehr hübsch bei stabilem Beleuchtungsgeräth — Lüster, lvand-
lcuchter — anbringen; Arbeiten dieser Art — Liister, die nach Lnt-
würfen von bs. Kellner von verschiedenen Ukünchener Meistern aus-
geführt worden — siud gegenwärtig in der Ausstellungshalle des
bayerischen Runstgewerbevereins zu seheu. (!vie schon in letzter
Nummer angedeutet, werden wir nächstens einige Beispiele dieser Ver-
werthungsweise stuckirter Naturblumen bringen. Die Red.) plafond-
stiicke mit stuckirten Naturblumen (gefertigt von Barth u. Lie.) hat das
Teppichgeschäft von Theodor Gäbler ausgestcllt, dazu Photographien,
welche die vielseitige Anwendbarkeit dieser Stuckblumen darthun.

Ein abschließendes Urtheil über die Brauchbarkeit und über das
Verwendungsgebiet der Stuckblumen wird sich erst sällen lassen, wenn
die Praxis sich damit völlig vertraut gemacht und ihnen den passenden
Platz unter den Schmuckmitteln unsrer Tage angewiesen haben wird."

K.

Klemk Nali

MskM. ZMiku. KuUkllungku A.

Bayerischer Lunstgerverbeverein.

Die Vereinsausftellungshalle verzcichnet an Neuheiten in dcr
letzten Zeit: Möbel von !V. Till, (Buffet), I. Zugschwert, Aöll-
max>er, Neubauer (Sopha), Rich. Braun, N?ilh. Michael, A. Blaschko
(Schlafzimmer), G. Fritzsche (Bankschrank); — Schmiedeisenarbeiten
von Fr. Brand (Grabgitter), Frohnsbeck (Gitter), R. Kirsch (Uamin,
Lüster), I. A. Ualtenecker (Gitter), L. Spanlang (Gitter, Lainpen-
träger), !V. Eichhorn (Grabkreuz); — feinere Uletallarbeiten von
Fr. kfarrach 6c Sohn (Aufsatz, Altar), W. Strobl (verschiedene Altärchen),
<L. Steinicken 6c V. Lohr (Schalen, Becher, Schmucksachen), I. Winhart
(Uupferwaaren), L. Mory (Zinnkannen), Fz. Uagerer (Iagdmesser),
). Vrtmannn (Monstranz), F. Vhneberg (Monstranzen, Uelche),
M. Stern-Stnttgart (Brouren), lvilhelm 6c Lind (Tafe'aufsatz); —
textile Arbeiten von Fln. M. Aner (Fahne), Al. Nüller (gemalte
Gobelins), Gerdeissen (Stickereien), !V. Altschäffl (Bahrtuch, Meß-
gewänder), Lrh. Fischer (Fahne), I. Gasser (Standarte), I. Lbner
(Brokat), Uunst-Stickereischule-Uarlsrnhe; — verschiedenes von
F. F. Meinzierl (Adressen), Fln. <L. l)ey (Malercien), <L. Uästel
(Firmenschild), Frau Th. Reinherz (Lüster), <L. lvollenweber (Adresse),
Actiengesellschast Uiefcr-Uiefersfelden (marmorner Thür-Anfsatz),
Passavant-Iselin-Basel (glas. Thonreliefs), <Lrh. Fischer (Schild),
I. Gantsch (Votivkerze), M. Lbenböck (Votivkerze), M. v. kseider
(Majoliken), Fr. Zitzmann (Gläser), A. Müller (Adresse).

Mgemeine vereinsnachrichten.

Itunftgewerbcverein zu Damburg. In den Noveniber-Dezember-
Sitzungen des Vereins im Jahre ;89ö sprach lherr Landgerichtsdirektor
Or. ^öhring über „Gedenksteine und Gedenkbauten alter und neuer
Zeit", lferr Griese über Gravirung, Autographie und Farbendruck,
während lserr Vr. Brinkmann über die Geschichte der Uünstlerlitho-
graphie lliittheilungen machte. llnter den letzteren will Redner Litho-

graphien verstandcn wissen, welche nicht nur von Uünstlern entworfen.
sondern anch ausgesührt werden. Leider rvnrden diese Erzeugnisse des
Steindrncks noch nicht in den Museen gcsaminelt nud fehlt daher eiu
einheitliches Bild des Lntrvicklungsganges dieser Uunst. schnfen

Menzel und A. Achenbach sehr gute Arbeiten. In Frankreich trat die
Lithographie ungefähr nach dem Sturze des ersten Uaiserreiches aus,
sank jedoch nnter dem zweiten zur copirenden Technik herab. — Be-
dcutende UUnstler warfen sich anf die lithographischcn Tarricaturen und
gewanneu dnrch ihre Arbeiteu sogar politische Bedentung. Jn neuerer
Zeit hat die junge UUnstlerschaft sich wieder dieser Technik zugewandt.

Für das Iahr wird ljerr Architect Neerwein zunr Vor-

sitzenden des vereins erwählt.

Iu der Ianuar-Versammluug ;89? crgreift lherr Vr. Briukinann
das lvort zu deu ausgestellten Lckinann'schen Buntxapieren. Mtto
Lckmann, ein geborner lsainburger, hat sich in München niedcrgelassen
und sich neben seiner Bethätigung als Uunstmaler auch mit großem
Jnteresse den vervielfältigenden Uünsten zugewandt, in welcher Ligen-
schaft er als Illustrator in Uünstler-Zeitschriften und Büchern aufgefallen
ist. Or. Brinkmann erinnert an die sogenannten Lckmann'schen lholz-
farbendrucke in japanischer Technik und an die Zeichnungen für die
Scherrebecker Teppichwebereien, um dann die ansgestellten Luntpapiere
zn erläutern. ljiebei handelt es sich nicht nin die einfacheren Manieren
der gedruckten Buntpaprerfabrikation, sondern um die wesentlich
schwierigere ljerstellung des sogenannten Narmorxaxiers. Auf ein
eigens präparirtes Grundwasser wird die mit Gchsengalle vermischte
Farbe aufgebracht, resx. sodann verschiedene Farben, die sich jedoch
nicht miteinander verbinden, aufgespritzt; auch werden mit einem Stift
oder ernem Uamm Zeichnungen und Nusterungen hineingebracht.
Dieses flüssige, schwimmende Gebilde wird sodann durch einen daraus-
gelegten Papierbogen abgehoben, indem die Farbe sich leicht von dem
Grundwasser löst. Auf diese lveise lassen sich, wie die reichhaltige
Lckmann'sche Ausstellung zeigt, die verschiedeusten Marmorgebilde,
Psauenmarmor rc.. bilden. — Gbgleich diese Technik keineswegs eine

X

X
 
Annotationen