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Verein für Geschichte der Mark Brandenburg [Hrsg.]; Kittel, Erich [Bearb.]
Brandenburgische Siegel und Wappen: Festschrift des Vereins für Geschichte der Mark Brandenburg zur Feier des hundertjährigen Bestehens ; 1837 - 1937 — Berlin, 1937

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https://doi.org/10.11588/diglit.34237#0040
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Das Wappen des Markgraftums Mederlausitz
vom 14.—18. Jahrhundert.
Von w 0 ldemar Lippert.

Als Territorialwappen bezeichnet man die ursprünglich persönlichen
Wappen der Landesherrn, die eine so enge Verbindung mit dem Herrschaftsgebiet er-
fahren haben, daß sie von ihm nicht mehr zu lösen sind und auch bei einem Wechsel des
Herrschergeschlechts von dem Nachfolger übernommen werden. So wurde der rote
Adler der Askanier als brandenburgisches Herrschaftswappen von den wittclsbachern
und deren Nachfolgern übernommen. Nur wenige Teilgebiete der Provinz Bran-
denburg besitzen noch ein eignes altes Wappen. Der weiße Adler der Ruppiner
Grafen wurde nach dem Anfall des Landes an die Rurfürsten (1524) von Joachim II.
nach dem Vorgang des Rardinals Albrecht vor 1537 in das kurbrandenburgische Wappen
aufgenommen und hat sich in unserm Staatswappen gehalten bis )87Z. Für das seit
14S2 in brandenburgischem Besitz befindliche Herzogtum Trossen findet sich seit
1538/9 im brandenburgischen Gesamtwappen der schlesische Adler, der im großen preu-
ßischen Staatswappen bis zuletzt seinen Platz behauptet hat. Die „Herrschaften" Cott-
bus, Beeskow-Storkow, Teupitz, Zossen waren wie die sonstigen Herrschaften der Lausitz
nie Fürstentümer, ihre Besitzer nie Landesherrn; infolgedessen sind die Wappen der
Herren v. Cottbus, Bieberstein, der Schenken von Landsberg, der Herren v. Torgau
und wie die Inhaber hießen, nie zu Landeswappen geworden. Von den vielen pommer-
schen Greifen ist einer für Bernstein zuständig (silbern in Rot, wachsend aus blau-
goldenem Schach; so im pommerschen Wappen seit 1404, im brandenburgischen ca. 1530
bis ca. 1010). Er wird dann abgelöst durch einen grün-roten phantasiegreifen für „Neu-
stargard", der sich bis 1744 hielt. — Auf eine weit ältere Vergangenheit blickt das
als letztes zu erwähnende Wappen der i8)5 zur Provinz gekommenen Nieder-
lausitz zurück. D. Bearb.
Es war das Vorrecht früherer quellenkritisch unbeschwerter Jahr-
hunderte, den Gebrauch der Wappen noch in die Zeiten der Antike hin-
aufzurücken; Helden wie Hektor mußten doch ein Wappen geführt haben,
die Phantasie der Wappenbücher kennt keine Schranken. An einem sächsi-
schen Stammbuche aus den Jahren 1496—99 erscheinen in der Fürsten-
reihe der alten Sachsenkönige und sagenhaften Helden auch die Wappen
von Königen und Häuptlingen des Altertums und der Völkerwanderungs-
zeit. Selbst Gelehrte des 17. und 16. Jahrhunderts mühten sich ab um
die Wappen König Heinrichs I., des Markgrafen Gero, wiprechts von
Groitzsch u. a. Fürsten des io.—12. Jahrhunderts, wobei nur gelegentlich
 
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