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4-11.

Loimtaq, den <». März I8>vr.

VI. Jahrgang.


Wockenkalender.

Wockenkalender.

Montag, ben 7. kilär;.
Dsr ullramvmcme Münä'cncr Volks-
bote bat ausgerechnet, daß die Schrift
des Herrn (^ervinus nur ein Vor-
läufer des Mailänder Aufstandes war und
fein sollte.
Dienstag, den 8. Mär;.
Radeykn laßt, um diese Behauptung zu
prüfen, die Schritt des Herrn (^eroinuS
ins Oesterreichische übersetzen.
Mittwoch, den v. Mär;.
Die Bebauplung des Münchener Volks-
boren erweist sich als vollständig begründet.

Donnerstag, den IO Mär;.
Tie weitere Untersuchung ergibt, daß
(Nervinus schon früher unter den ange-
nommenen Namen Kostuth und Mazrini
die .Revolution in Ungarn und Italien
geleitet hat.
Freitag, den tl.März.
Es stellt sich heraus, daß der ganze
Aufstand nichts weiter war. als eine
Buchhändlerspeculation des Verle-
gers, um für die (NervinuS'che Schrift
Rcclame zu machen.
Sonnabend, den 12. Mär;.
Der Münchener Volks bote crbält für
seine Entdeckung die Rettungs-Me-
daille mit der Schleife.

Humoristisch-sat»risches Wochkiililiitt.

Dieses Blakt erscheint täglich, mit Ausnahme der Wochentage. — Man abonnirt mit 21 Sgr. vierteljährlich für 15 Nummern bei allen Buch-
Handlungen sowie bei den KönigI. Po st a n st alten des In - u n d A uSlandes. Jede einzclne Nummer kostet I ^ Sgr. Die Rcdaction.

Hestter Herr Nüsse!

Liebster Herr Baschkire!

Nehmen Sie es nicht übel, wenn ein unglückliches, hart bedrängtes Volk im Vertrauen auf Ihre Güte und
Tiscretion es wagt, mit einer Litte sich an Sie zu wenden. Aber es ist wirklich leider so!
Z>Wir haben jetzt schon den 5.
Nichr ganz vierzehn Tage mehr, und wir sind wieder so weit, daß man, ohne arrogant zu sein,
den Ansang des Lenzes in kürzester Frist beanspruchen und erwarten kann. Und dennoch siebt cs heut bei »ns ans,
als wollte cs nie mehr Frühling werden, als wären die Worte: Sonnenschein, klarer Himmel, Ansthancn,
Erwachen n. dgl. in dem Wörterbuch der Dcnlschen Sprache polizeilich confiseirt und die Beschlagnahme von der
Staatsanwaltschaft bestätigt. Berge von Eis und ewiger Schnee macken unsere Straßen zu einer Scknveiz,
wclcke für eine Intervention bald reis sein möcktc. Der Boden, aus dem wir stehen, ist scklüpfrig
und glatt, und unser Gang ist unsicher. Eine diplomatische Kälte hcrrsckk in allen Beziehungen, und der
Wind dreht sich so schnell und oft, daß man nickt weiß, woher er in der näckstcn Minute wehen wird. Unsere
Wintcrvorräthe sind ansgczehrt. Das Holz ist uns zu Ente! Wir beizen nur »ock mit Manuskripten, und
unsere Schrcibsingcr sind so erstarrt, daß wir »och nicht wissen, wie wir diesen Artikel zu Ende bringen sollen! Darum —
Vestter Herr Russe! Liebster Herr Vnschkire!
Haben Sic doch ein Einsehen in Miseren Jammer und ein Erbarmen mit unserer Noth! Schenken Sie uns einen
erwärmenden Strahl von der Sonne Ihrer Gnade, der die harte Eisrindc sckmelzc, die sich rings um »nS
zieht!—Wozu auch diese äußeren Z cick en der Gleickbeii? Glauben Sic: anck ohne dieselben sind wir überzeugt,
daß Sie es zu „nS ebenso gut meine», wie zu ihrem eigenen Volke. Darum fort mit diesen leeren
Formalitäten! Sun Sic vernünftig, und maclien Sie dem Winter ein (bildet
Sie können es, wenn Sie nur wollen!
Denn Sic könne» ja alles was Sic wollen, ^in einziger llkaS, und Noanmur must! Ein Wink
mit der Knute Ihres Unwillens, und uns wird warm, und der Lenz beginnt, »nd die Kälte vergeht, und
der Winter ist Kladderadatsch.
 
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