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Somttaq, den 6. Februar 1853.

VI. Jahrgang.


Wochenkalendcr

Montag, den 7. Februar.
Der Französische Gesandte in München.
Herr von Mencv al. erfährt gerüchtweise,
daß sein Monarch sich zu vermählen beab-
sichtige.
vre,Mag, den 8. Februar.
Die baute volee von München becifert
sich. Herrn von Mencval zu diesem frohen
(Lrcigniß zu gratuliren.
Mittw-'ch, den il Februar.
Herr von Meneval dcmentirt dao Ge-
rücht und ist entrüstet, daß man feinem
Kaiser ..einen solchen kuux-pa« ;u-
trauen kann."


Wochenkalender.
Oor.nersiag, den IO. Februar.
Herr von Nteneva! liest den Moniteur.
Freilag, den II. Februar.
Der Moniteur dcmentirt Herrn von Menc-
va! unc ist entrüstet, daß man einem
Diplomaten einen solchen laux-pas Zu-
trauen kann.
Sonnabend, den 12. Februar.
Die baute vol^e von München bceifert
sich. Herrn von Meneva! zu diesem ftohen
Ereigniß zu gratuliren.
.Kladderadatsch.

Hllnioristisch-satyrilHks Wochcnlilntt.

Dieses Blatt erscheint täglich, mit Ausnahme der Wochentage. - Man abonnirt mit 21 Sgr. vierteljährlich für 15 Nummern bei allen Buch
Handlungen sowie bei den König!. Postanstalten des In- und Auslandes. Jede einzelne Nummer kostet 1'., Sgr. Die Redaktion.



O W


Der Halbmond macht ein grämlich Gesicht, es jubeln die Rebellen.
Alt-Oestreich nimmt aus Christenpflicht jetzt auf den Fehdehandschuh —
Denn Rache kennt und will es nicht — und Rußland zeigt den Kantschu.
Es zittert das Odalisken-Nest vor kriegrischen Besuchen,
Die Schönen klammern sich ängstlich fest an ihre getreuen Eunuchen;
Den Liebsten trieb von der Seite weg blutdürstiges Verlangen.
Dem Türken aber ist vor Schreck die Psei/e ausgegangen.
So rüstet sich und so entbrennt, vielleicht schon nächster Tage.
Im fabelreichen Orient der Zukunft brennende Frage.
Derweilen aber kämpfen fort um lump'ge Paragraphen
Die Kammern hier, die Stände dort, und ruhig geht man schlafen;
Und wenn man ausgehört zu ruhu, — es geht doch nichts darüber
So geht man, wie die Kammern thun, zur Tagesordnung über:
Man gähnt und liefet zum Caffee — und strengt die ganze Kraft an -
Die Spener- oder Dossische und steckt sie in den Kaftan.
Man glaubt, man liege noch im Traum und kann es nicht verstehen —
Man traut den eignen Augen kaum, — daß so viel sei geschehen;
Dann rafft man sich empor und schaut nack dem Wetter voller Sorgen.
Und beut dem Nachbar hell und laut einen kräst'gen „guten Morgen"!
Das ist, derweil im tiefsten Grund der Zukunft Säulen brachen,
Der Deutschen Auferstehung und — das ist des Deutschen Erwachen!

Kladderadatsch.
 
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