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VI. Jahrgang.


^ 3«.

Sonntag, den 7. Anglist 1853.


Wochenkalender.

Montag, dcn 8. August.
Der Rcdacteur der Kreuzzeitung. Herr
Wagener, kann immer noch nicht „die
Linie" passiren.
Dienstag, den 9. August.
Herr Wagener wird als Redactcur
der Kreuzzeitung a. D. proclamirt.
Mittwoch, dcn 10. August.
Die Ritterschaft von Posemuckel er-
klärt in einer Dankadresse Herrn Wagener
für den ersten Helden Preußens.


Wochenkalender.

Donnerstag, den I I. August.
Die Stadt Kyritz drückt in einem Zu-
stimmungSvotun, Herrn Wagener ihr Be-
dauern aus. daß nicht Kyritz sein
Vaterland ist.
Freitag, den 12. August.
Herrn Wagener wird ein Monument
zwischen den Standbildern Friedrichs des
Großen und des alten Blücher gesetzt.
Sonnabend, den 13. August.
Als Erinnerung an diese ewig unver-
geßliche Heldenthat erkält die Padden-
gasse den Namen Wagener straße.
Kladderadatsch.

HiimoriMi-slitiEchrs


Dieses Blatt erscheint täglich, mit Ausnahme der Wochentage.— Man abonnirt mit 21 Sgr. vierteljährlich für 15 Nummern bei allen Buch-
handlungen sowie bei den König!. Postanstalten des In. und Auslandes. Jede einzelne Nummer kostet 1'^Sgr. Die Ncdaction.

RmMdschml
auf dem deutschen Parnass us.



Ihr Musen, zürnt uns nicht, wenn wir
Unö eure Gegenwart erflehten,
Und in der sauren Gurkenzeit
'mal euer Heiligthum betreten.
Wir kommen wahrlich nicht, von euch
Ein Nendez-vouö unö zu erflehen;
Wir wollen, ihr spröden Jungfern, bloß
UnS eure „Louis" 'mal besehen.
Zwar sind die Alten lange todt;
Doch auch die Jungen sind gar muthig:
Sie schlügen einen Kritikus —
Man hat Exempcl — lahm und blutig.
Am Jsarstrand hat Dingelstedt
Längst ausgehört, der Macht zu grollen:
Er commcntirt und spielt recht brav
In Prügelstücken Titelrollen.
Auch deinem Bockbier bring' ich gern,
O München, meine Huldigungen:
Du hast Herrn Geibel erst berauscht,
Und dann zum Schweigen ihn bezwungen.
Bald wird mit einer christlichen
Tragödie Nedwitz unö begaben:
Den Mantel christlicher Liebe wird
Sie ohne Zweifel — nöthig haben.

Herr Gutzkow unterhält jetzt still
Vergnügt sich am häuslichen Herde —
Ein Einciunatuo — ach! weil ihn
Kein Hoftheatcr mehr begehrte.
Wie Laube, das junge Deutschland, sich
In Wien erhält so grün und munter,
Das wissen bie Götter! Denn es geht
Das alte Deutschland in Wien fast unter.
Der Reimchronist spukt geisterhaft
Durch Frankreich, und hat jüngst gesessen —
Welch' Glück! Das deutsche Publicum
War eben dran, ihn zu vergessen.
Am „Deutschen Museum" quält und plagt
Sich unverdrossen ab Herr Prutze;
'S ist recht, daß jeder sein Genie
An richtiger Stelle richtig nutze.
Und du, „mein Herwegh" — suche doch
Dein Baden endlich zu vergessen.
Hora; hat bei Pbilippi ja
Dcn Oclavian auch nicht gefressen!
Herr Adolph Stahr bezaubert uns
In der Coclnischen und Nationalen;
Er spricht olympisch, doch man sagt,
Er lasse irdisch sich bezahlen.

Trotz ihres Schweigens verlieren Grün
Und Freiligratb nickt die Bedeutung:
Der jüngere Nachwuchs sorgt, sich selbst
Vergessend, fleißig für ihre Verbreitung.
Wie locker muß ihr Wandel sein!
Schaut vorwärts, rückwärts, aus und nieder:
Ihr findet in Duodezformat
Bastarde ihrer Muse wieder!
Herrn Scheerenberg hat Heine jüngst
Einen „großen deutschen Dichter" gescholten.
Hätt' er dem Göthe das gctban,
Der hätt' es ihm sicherlich vergolten!
An dick, mein Heine, hat Natur
Das größte Quantum Geist verschwendet:
Fünf Jahre gibst du schon dran auf.
Und käst noch lange nicht vollendet.
Der Kleinen namenlose Zahl
Bleib' ungerükmt und unschimpfiret:
Wir fürchten — daß Einer von ihnen unö
Am Ende noch Verse dediciret.
Und das wär' ein härteres LooS, als wir
Jemals verdienten oder begehrten!
Wir sind ganz vernünftig, wenn wir auch
Uns manchmal nennen — die Gelehrten
des Kladderadatsch.
 
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