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^ 2«.

Sonntag, den 5. Juni 1853.

VI. Jahrgang.

Wochenkalender.

Wochenkalender.

Montag, den 6. Juni.
Der Privatlebrer Karl Jacobi, Köl-
nischen Fischmarkt Nr. S, prophezeit in den
Berliner Zeitungen den Untergang Berlins.
Ausgabe für Inserate. . 1 Thlr. 10 Sgr.
Vienstag, den 7. Juni.
In Folge dieses Inserats erhält er: Eine
Stunde im Schönschreiben ... 2'^ Sgr.
Mittwoch, den 8. Juni.
Eine Stunde im Rechnen . . 2^ Sgr.

Donnerstag, den 9. Juni.
Einen Auftrag für einen Brief zur Er-
lernung der französischen Sprache . 5 Sgr
Freitag, den 10. Juni.
Dito für einen Brief zur Erlernung der
englischen Sprache.5 Sgr.
Sonnabend, den II. Juni.
Einnahme . . . 15 Sgr
Davon ab als Ausgabe für
Inserate.. 1 Tblr. 10 Sgr
I Thlr. 10 Sgr. von 15 Sgr. —
kann ich nicht — borge ich mir — 25 Sgr.
nach Adam Niese und dem
Kladderadatsch.

Hiimorillisch-slitynschks Wochenblatt.

Dieses Blatt erscheint täglich, mit Ausnahme der Wochentage. — Man abonnirt mit 21 Sgr. vicrteljährlich für 15 Nummern bei allen Buch-
handlungen so wie bei den König!. Postanstalten des In- und Auslandes. Jede einzelne Nummer kostet 1'^Sgr. 0ie Rcdaction.


und Babylon Berlin wird untergehen!.' — so stchct in der Epistel k.lltk Kölnischen Fisch-
markt Nr. 2. l^ Armes Berlin!

Noch fünfzig kurze Wochen, und du hast aufgehört zu sein. Man wird dich suchen und nichts von dir
finden als die Stätte auf welcher du einst gestanden. Bon Pankow bis Schöncberg wirb nichts sein als eine
Wüste, und Grunewald und Hasenheide werden auf dem Platz der Schinken das Fest ihrer lang ersehnten
V°r.m,gu«, Mn. ^ Noch fünfzig Wochen!

Die Schneider sind Wcttcrmachcr geworben und arbeiten schon an der Wasserhose, in welcher du
ersaufen sollst. Der Kreuzberg ist ein Vulcan geworden, von welchem das Feuerwerk ausgehet, das dich ver-
sengen wird, und am Kölnischen Fischmarkt wird ein großer Wind gemacht, der viel Sand aufwirbclt und
ihn dir in die Augen streut. Schwefel wird auf dich herabregnen in großen Massen, und Pech, mehr als ein
verunglückter Stenograph mit englischen oder französischen Unterrichtsbriefen erleben kann.

Barum packe sich, wer klug ist, bei Leiten

seine Koffer und schnüre sich sein Ranzel und schüttle den Berliner Staub von seinen Füßen und wanbre auS nach
Albrechtshof ober Moritzhof oder Amalienhof, oder nach Treptow, Stralow, Pankow, Spandow,
ober nach dem Pichelsberg oder Kreuzberg ober Neu-Gräfenbcrg, wovon dem Herrn kältl. .I.tlMI, Köl-
nischen Fischmarkt Nr. 2, „das Jnspcctorat übertragen worden ist" — oder an einen andern Ort, wo es geheuer
ist. Denn Berlin ist jetzt ungeheuer und wirb täglich ungeheurer, und
noch fünfzig Wochen,
dann gehet es sicherlich unter, und cs bleibt nichts übrig von ihm als die neue Charitü und das „verruchte
Blatt" des Kladderadatsch.
 
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