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Nr. SS und S«

Berlin, den 2. August 1857,

1V. Jahrgang.

V

x sich immer seiner?.

Mer. ^


M

wochenkatender.

Montag, den 3. August.

Der Geisterbescbwörer Hu me be-
schwört den Geist Julius Casars: der-
selbe kommt aber nicht, wert es chm m
Rom und der Umgegend nicht recht ge-
heuer zu sein scheint.

Dienstag, den 4. August.

Herr Hu me beschwört den Geist
Hamlets; allein derselbe erscheint nicht,
weil er findet, daß im Staate Däne,
mark nicht Etwas, sondern — sehr
Vieles faul ist.

Mittwoch, den 5. August.

Herr Hume beschwört den Geist
Mephisto's; allein derselbe entschuldigt
sich damit, daß er bekanntlich der Geist
ist, der stets verneint.

UiocheuKateadee.

Donnerstag, den 6. August.

Herr Hume beschwört den Geist
Napoleons l.; allein derselbe ist abge-
balten zu kommen, da er — Modell
stehen uiuß.

Freitag, den 7. August.

Herr Hume beschwört den Geist Lud-
wig Rell'tabs; allein dieser hat ihn be-
reits aufgegeben.

Sonnabend, den 8. August.

Der einzige Geist, den Herr Hume
noch zu beschwören vermag, ist der Geist
des Spottes und des —

Kladderadatsch.

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Dieses Blatt erscheint täglich, mit Ausnahme der Wochentage. — Man abonnirt mit 21 Sgr. vierteljährlich für 15 Nummern bei allen Buch.
Handlungen, sowie bei den Pcstanstalten des In. und Auslandes. — Jede einzelne Nummer kostet 18 Sgr.

(Zaurtgurken)eitgemäßer Stoßseufzer eines daheimgebliebenen Serliners.)

In die weiten Fernen möcht' ich schweifen,

Ach, im Juni, Juli und August!

Posthornblasen und des Dampfes Pfeifen
Schwellen mir das Herz in Reiselust.

Und am Graben wandle ich des Schafes,

Und an seinem Ufer ruh' ich gern,

Und in Träumen sanften Mittagsschlafes
Trägt mich Phantasie der Heimat fern.

Hin ins Land der Lieder und Romanzen,

Oder dort, wo schon seit langer Frist
Die Nation im Duft der Pomeranzen
Unter der Kanone glücklich ist.

Dann des Bosporus Wellen hör' ich rauschen,
Und ich dränge mich zum Atmeidan,

Um mit Stambuls Männern dort zu lauschen,
Was ein Märchendichter lügen kann.

Weiter, weiter treibt's mich dann gen Osten,
Wo das Krokodil des Ganges knecht;

Wo jetzt Albion auf verlornem Posten
Aloe, Sandel und auch — Lunte riecht;

Der Banane schlanker .Kronenwipfel
Kühlung weht in heiher Mittagszeit;

Aus des Dolagir beschneitem Gipfel
Wanken die Gebrüder Schlagintweit.

Schnell nach Afrika dann und Australien
Ist der flücht'ge Traum mit mir enrfloh'n,

Wo aus manchem Lande die Canaillen
Als Verbannte finden ihren Lohn —

Wo des grimmen Tigers Wuth die zahme
Antilope selten läßt in Ruh,

Oder wo der keuschen Kryptogame
Liebe girrt das heitre Känguru.

Ach, daß ein Paar Flügel mein doch wären!
Tragen hätten sie mich längst gesollt
Dorthin, wo im Bauch der Cordilleren
Ohne Agio noch steht das Gold.

Zu des grausen Nordmeers eis'gem Busen
Hätten sie mich auch im Flug geführt,

Wohin Humboldt selbst und Wachenhusen
Nimmer ward ein Reisepaß visirt!

Ich envach', und — wehe! an die Scholle
Fest gekettet bin ich, winz'ger Zwerg!

Was mein Blick dort schaut, der sehnsuchtsvolle,

Ist nichts als — der Thurm von Schöneberg!
Nur die Hoffnung einer künftigen bessern
Zeit gewährt mir noch der Tröstung Stoff,

Ach, und salz'ge Wehmuthsthränen wässern
Meine saure Milch — in Albrechtsbof!

Kladderadatsch.
 
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