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Schultze. WaS denkt sich wohl Herr Irabcw, wo das neue Parla-
mentsjebäude stehen soll?
Müller. Das wirk er wohl selber noch nicht wissen, weil es Jeder
anders wohin haben will.
Schultze. Wieso?
Müller. Herr von Roon will eS in die Militär-Strasse, der Finanz-
minister an die Münz-, Herr von Mühler in die Probststraße und die
andern Herrn in die Ma n teuffel-Straße haben. Die Reckte will es in
die Junker- oder Rittcrstraße, Reichcnsperger in die Bischofstraße, die Linke in
die Linksstraße oder jar in die Kaiserstraße stehn sehn.
Schultze. Und wovor würdest du dir entscheiden?
Müller. Für einem schwimmenden Parlament»-Jebäude auf die
Spree, weil man da nicht erst nach einem festen Boden zu suchen braucht.
Und wo meinst du, daß es am Behlen Platz haben würde?
Schultze. Am verlornen Wege!

Müller. Wenn ich nu sage, daß ich für den Erzbischof eine große Ver-
ehrung habe —?
Schultze. Dann kannst du unter Umständen bestraft werden.
Müller. Und wenn ich nu sage, daß ich für den Erzbischof von Posen
keine Verehrung habe — ?
Schultze. Denn'kannst du auch unter Umständen bestraft werden.
Müller. Na da wünschte ich, wir lebten wieder in einer Zeit wo gar
keine Umstände mehr gemacht würden!

Müller (liest die Sternzeitung). «Den beiden Uferstraßen
des Neuen Kanals zwischen der Potsdamer und Moritzbofcr
Brücke, welche eine der beliebtesten Promenaden des besseren
Publikum« bilden, soll jetzt eine bessere Beleuchtung gegeben
werden!
Schultze. Also es gibt ein besseres Publikum? Welches ist denn nu
das gute Publikum?
Müller. Das Publikum das die höchsten Steuern zahlen muß, und da-
für keine Nachtwächter, keine Slraßen-Belcuchtung und kein Straßcnpflastcr
erhält.
Schultze. Ach so. Tann ist allerdings das Bessere der Feind des
Guten.

Zur

Erledigung der Schwurtrage.
Wozu, ihr Herrn, beim Schwure nur
Confessionelle Schrauben?
Wer richtig leistet seinen Sckwur,
Schwort stets in — gutem Glauben.

Müller. Also wir sollen nächstens mit Dcstcrreick,,identische Listen"
nach Kopenhagen schicken.
Schultze. Was beeht denn ecjcntlich „identisck?"
Müller. So recht wccß ich es nich; nach» Wörtcrbuck wären es Noten,
die dasselbe sagen —
Schultze. Ach so! Was wir schon so oft gesagt baben?
Müller. Des iS wcl möglich.
Schultze. Na kenn iS es ja klar; denn hccßt es sc viel als wie „un-
nütz" oder „fruchtlos".
Müller. So wird es ooch wohl sein.

In Bezug auf meine bekannte Aeußcrung: Nun ward der „Winter"
unserS Mißvergnügens — glorreicher Sommer u. s. w. erkläre ich
zur Vermeidung von Mißverständnissen, daß mit dem Winter des Mißver-
gnügens nicht der abgetretene Polizeipräsident, mit dem glorreichen Sommer
aber noch viel weniger der diesjährige — Sommer gemeint sein kann.
Richard, Herzog von Glostcr.
I. A.
Shakespeare.
Bei dem großen Brgnte in der Kipnicker Straße wurde allgemein die
Befürchtung ausgesprccken, daß die in der Kaserne befindlichen Pulvcr-Vor-
räthe ganz Berlin in Asche legen könnten. Diese Pulvcr-Vorräthe find aber
lediglich eine Erfindung der Reaktion, um Acngstliche noch ängstlicher zu
Nachschrift. Wie wir so eben hören, ist es doch nicht die Reaction,
welche das Pulver erfunden hak.

Aufforderung zur Actienz eich innig.
Nachdem «ein edler deutscher Fürst durch Einsendung einer bedeutenden
Summe Herrn Keipp die Sorge für die, ihm wegen Beleidigung des Kaisers
von Deslerreich auscrlegte Geldbuße abgenommen," ist cs an der Zeit, zur
Sicherung der Retacteure und zugleich zum Vergnügen hoher Herren, welche
sich der Angriffe auf Einen ihrer Liebdcn freuen, eine Assecuranz-Gcsellschaft
gegen die Folgen von Majestäts-Beleidigungen zu bilden. Bedingungen der
Theilnahme:
tz. I. So lange eine auswärtige Macht nicht anerkannt, eine Beleidigung
derselben also straflos ist, zahlt jede Zeitung, welche solche ausstößt,
eine freiwillige Buße von 10 Thalern.
So lange eine auswärtige Macht zwar anerkannt, aber in gewissen
Kreisen nicht beliebt ist, zahlt jede Zeitung für jede Injurie
10 Thaler.
Sobald der diplomatische Verkehr mit einer befreundeten Mach!
abgebrochen ist, wird sür jeden Angriff eine freiwillige Buße von
5 Thalern vlegt.
Für Angriffe auf die Herrscher von China, Japan, Brasilien und
den Sultan wird 1 Thaler entrichtet.
Beleidigungen der Präsidenten von Republiken zahlen keine Buße,
werden im Gegentheil aus dem Baarfond extra honorirt.
Sämmtliche Zeitungen sind, je nach ibren Einlagen, berechtigt,
falls sie einer gerichtlichen Strafe verfallen, das Vermögen der
Gesellschaft in Anspruch zu nehmen.
Könnten wir unsren Plan mit rückwirkender Kraft ins Leben rufen, so
würde allein die von der Kreuzzeitung sür die -ub §. I. und 2. vorgesehenen
Fälle zu zahlende Summe hingercicht haben, um den Freund in Wien auch
ohne die Gnade eines edlen deutschen Fürsten zu retten. Dies zur Empfeh-
lung unsres Unternehmens.
Die dänische Regierung hat der amerikanischen den menschenfreundlichen
Vorschlag gemacht, ihr alle Neger nach der Insel 8,nts 6rur in die Lehre zu
geben. Das Cabinct von Kopenhagen verpflichtet sich, dieselben nach drei-
jähriger Lehrzeit frei zu lassen und sämmtliche Kosten zu tragen. Das Cabinet
von Washington soll daraus erwidert haben:
„Wir bedauern aus Ihren Vorschlag nicht cingchcn zu können, da wir
von allen Seilen Klagen über die Sclavcrei in Holstein hören und Sie
sich nicht entschließen wollen, die Deutschen in Schleswig, welche nunmehr
eine zwölfjährige Lehrzeit bestanden haben, freizulassen.

8- 2.

8- 3.

8- 4.
8-5-
§. e.

Euncr meuncr geschätzten Freunde ärgert süch darüber, daß Mörkur von
dör Cölnischen Zcutung zun, Gotte der Düchtcr örnannt worden üst, wovon
allertüngs weder ün der Uclüao noch ün der Ldvstö LelwaS zu lösen stöht.
Uentössen üst der Ucrrthum söhr vörßcuhlich, denn da öS ohne Papür keune
Düchter gäbe, Mörkur aber der Gott der Papüre üst, so kann man ihn
auch für den Gott der Düchtcr halten.
Der bökanntcr nwlhologüsche Jünger MörkurS.

Briefkasten. St. in M..g.: Vor vicrzebn Tagen wären uns Ihre Beiträge bochwilikommcn gewesen; h>ul sind sie veraltet. Die Anfrage hoffen
wir in Ihrem Interesse zu erledigen. — G. H. in Bremen: Unverstäntlick. — E. L.: Tottsckweigen ist menschlickcr als totltrcte». — G. in Cöpe-
nick: Dank! Beides ist unserem Zeichner übergeben. — R. G. in Lg-, E. G. hier, H. I. in Halle und N. in Thüringen: Durch die Nachrickten der
letzten Wocke erledigt. — A. in Magdeburg: In andrer Form. — G. in Neuwied: Wird benutzt werten. — Abonnent in Hechingrn: Das Gerücht,
daß Kurheiscn mobil mache, um einen 'Nachbarstaat rnr Wiedereinführung der im Jahre Id-iO aukgebcbcnen Verfassung zu zwingen, ist unbegründet. — Sch.
und M. hier: Nur für Baulustige. — F. E. in D.: Nickt scharf genug. — N. R. in Frankfurt a. D.: Zu sckr gesucht. — A. v. P. in Lissa: Wir
mischen uns grundsätzlich nicht in Privat Anaolegenbciten. — W. in Falkcnberg: Erst nach Sckluß der Redactio» eingclroffen. — Pros. I>r. A. Lt.: Herz-
lichen Dank sür den lebendigen Stoff. Er soll in näckiter Nummer verarbeitet werden. — r. P. in Wien: Durch die Erklärung des Herrn Keipp fällt
die thatsächliche Begründung des Artikels in der letzten 'Nummer unseres Blattes fort. — L. S. in Leipzig: Für Studenten, die sich ohrseigcn lasten, haben
wir kein Wort.
 
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