DOI Heft:
Hefte 1-5, Januar 1877
DOI Seite / Zitierlink: https://doi.org/10.11588/diglit.2259#0011
Berlin, de» 14. Januar 1877.
XXX. Jahrgang.
Nr. 2
Tüodjenriafenöer.
Montag, den 15. Januar 1877.
Die SSertretcr bet Großmächte beschließen,
morgen barübet abzustimmen, ob heut bie letzte
Sitzung der Co»serenz ftaltstnben soll.
Dienstag, den 16. Januar.
Die Diplomaten beschließen, heut bie letzte
Sitzung abzuhaltcn unb sich morgen nur zur
Berathung über bie gemeinsame Abreise zu ver-
sammeln.
Mittwoch, den 17. Januar.
Letzte Sitzung. Zur Regelung einiger Forma-
litäten wirb auf morgen eine Extrasitzung
anberaumt.
MochmKalender.
Donnerstag, den 18. Januar.
Die Diplomaten erklären, daß auch nach ihrer
Abreise bie biplomatischenBeziehungen zurP s o r t c
nicht abgebrochen, sonbcrn durch ihre Attaches
morgen wieder ausgenommen werben sollen.
Freitag, den 19. Januar.
In einer außerorbentlichen Sitzung bitten die
Attaches, daß die Botschafter ihnen dag über-
tragene Amt abnehmen.
Sonnabend, den 2V. Januar.
Große extraordinäre wirklich allerletzte
Conserenzsitzung in — dieser Woche.
Kladderadatsch.
Humoristisch - satirischem tliocheul'isall.
Dieses Blatt erscheint täglich mit Sluönahme der Wochentage. Man Der vierteljährliche Abonnements-Preis mit sämmtlichen Beilagen
abonnirt bei den Post-Anstalten des In- und Auslandes, sowie in betrügt für In- und Ausland 2 M. 25 Pf.
den Buchhandlungen. Einzelne Nummern 25 Pf.
rrÄl ei! das waren heiße Tage!
vA/ Ha! das war ein wildes Spiel,
^ Ch' jnm Stillstand kam die Wage,
Eh' der große Würfel fiel.
Denn das Vaterland ;u retten
Wünschte jegliche Partei;
Jeder bangte vor den Ketten
Hinterlist'ger Tyrannei.
Cs wollte Jedwede „das Gute, das Aechte",
Jedwede hielt fest an dem „heiligen Rechte"
And wünschte das Vaterland glücklich und frei.
Herbe Donnerworte fielen
In den Reden hier und dort,
And mit bösen projectilen
Ward oollführt manch großer Mord.
Hest'ge Leitartikel schossen
Hin und her wie Wettergrans,
And mit Reisigen und Rossen
Zog der Candidatus aus.
Wie viele Wefalsren dem Vaterland drolchen,
Erfuhr man mit schauderndem Klick durch den Koten
Der Post, wenn die Zeitung er braäch' in das Haus.
Endlich war der Tag erschienen,
Der den großen Kampf entschied:
Aeberall erregte Mienen
And erbittertes Gemüth!
Daß der Kampf nicht länger tose,
Gab Kronion das Signal;
In der Arne klirrten Loose,
And vollendet war die Wahl.
Da glätteten hurtig die Wellen sich wieder,
Ä.m Abend schon selchen gemächlich sich wieder
Friedfertige Kürzer im stillen Local.
Run wohlan, man darf sich freuen
Am erreichten Resultat;
And die Wohlfahrt wird gedeihen,
Denn gerettet ist der Staat.
Aeberall schallt Siegesreigen,
Alles hat sich gut gefügt;
Lächelnd ans den Arnen steigen,
Die vorher sich hart bekriegt.
Sie schwingen Mandate vergnüglich und munter,
Von allen Parteien sind Männer darunter,
Jedwede hat mehr oder minder gesiegt.
XXX. Jahrgang.
Nr. 2
Tüodjenriafenöer.
Montag, den 15. Januar 1877.
Die SSertretcr bet Großmächte beschließen,
morgen barübet abzustimmen, ob heut bie letzte
Sitzung der Co»serenz ftaltstnben soll.
Dienstag, den 16. Januar.
Die Diplomaten beschließen, heut bie letzte
Sitzung abzuhaltcn unb sich morgen nur zur
Berathung über bie gemeinsame Abreise zu ver-
sammeln.
Mittwoch, den 17. Januar.
Letzte Sitzung. Zur Regelung einiger Forma-
litäten wirb auf morgen eine Extrasitzung
anberaumt.
MochmKalender.
Donnerstag, den 18. Januar.
Die Diplomaten erklären, daß auch nach ihrer
Abreise bie biplomatischenBeziehungen zurP s o r t c
nicht abgebrochen, sonbcrn durch ihre Attaches
morgen wieder ausgenommen werben sollen.
Freitag, den 19. Januar.
In einer außerorbentlichen Sitzung bitten die
Attaches, daß die Botschafter ihnen dag über-
tragene Amt abnehmen.
Sonnabend, den 2V. Januar.
Große extraordinäre wirklich allerletzte
Conserenzsitzung in — dieser Woche.
Kladderadatsch.
Humoristisch - satirischem tliocheul'isall.
Dieses Blatt erscheint täglich mit Sluönahme der Wochentage. Man Der vierteljährliche Abonnements-Preis mit sämmtlichen Beilagen
abonnirt bei den Post-Anstalten des In- und Auslandes, sowie in betrügt für In- und Ausland 2 M. 25 Pf.
den Buchhandlungen. Einzelne Nummern 25 Pf.
rrÄl ei! das waren heiße Tage!
vA/ Ha! das war ein wildes Spiel,
^ Ch' jnm Stillstand kam die Wage,
Eh' der große Würfel fiel.
Denn das Vaterland ;u retten
Wünschte jegliche Partei;
Jeder bangte vor den Ketten
Hinterlist'ger Tyrannei.
Cs wollte Jedwede „das Gute, das Aechte",
Jedwede hielt fest an dem „heiligen Rechte"
And wünschte das Vaterland glücklich und frei.
Herbe Donnerworte fielen
In den Reden hier und dort,
And mit bösen projectilen
Ward oollführt manch großer Mord.
Hest'ge Leitartikel schossen
Hin und her wie Wettergrans,
And mit Reisigen und Rossen
Zog der Candidatus aus.
Wie viele Wefalsren dem Vaterland drolchen,
Erfuhr man mit schauderndem Klick durch den Koten
Der Post, wenn die Zeitung er braäch' in das Haus.
Endlich war der Tag erschienen,
Der den großen Kampf entschied:
Aeberall erregte Mienen
And erbittertes Gemüth!
Daß der Kampf nicht länger tose,
Gab Kronion das Signal;
In der Arne klirrten Loose,
And vollendet war die Wahl.
Da glätteten hurtig die Wellen sich wieder,
Ä.m Abend schon selchen gemächlich sich wieder
Friedfertige Kürzer im stillen Local.
Run wohlan, man darf sich freuen
Am erreichten Resultat;
And die Wohlfahrt wird gedeihen,
Denn gerettet ist der Staat.
Aeberall schallt Siegesreigen,
Alles hat sich gut gefügt;
Lächelnd ans den Arnen steigen,
Die vorher sich hart bekriegt.
Sie schwingen Mandate vergnüglich und munter,
Von allen Parteien sind Männer darunter,
Jedwede hat mehr oder minder gesiegt.