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Strlin, Sen 20. Mai 1877.

XXX. Jahrgang.

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Jeder such' das Paradiese!.

HnmonNisch - satirisches Worijnififall.

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ieweil im.©fteit, freventlich aufgcfchcucht
Aus feinm Böhlen, drin er im Zchlummer lag,
Der Krieg, gehetzt vom blinden Baffe,

Endlich mit blitzmdem Aug' hervorbricht —

^ Und, selber nun noch heißeren Baffes voll.

Als Der ihn weckte, blutige wogen rollt
Zum Isterdclta und des Pontus
Wasser mit knotiger Keule aufrllhrl

8um Lad für Leichen — wehe! vom Klippenrand
Ins Meer hinab schon stürzt er die Gläubigen,
stürzt auch hinab nngläub'ge schaaren.

Tauft sie behende im feuchten Grabe —

Dieweil nun endlich giftige Drachensaat
Ans nassem Erdreich — naß von der schrciber schweiß
Und von der Diplomaten Tinte,

Uaß auch vor Allem von Blut und Thränen —

In Garben auffchießt, reif für den schnittcr Tod,

Und, siege träumend, hüben und drüben weit

Das griech'fche Kreuz — o Kreuz Luropa'sl-
Dciß mit dem bleichenden Balbmond ringet —

Und halbverfault fast flattert ob all' dem Gräu'l
Der grüne Setzen lustig im Morgenroth,

Dieweil im Kampf mit Kreuz und Balbmond
Traurig hinabsinkt des Friedens sonne —

G fort gen Westen, du meines Langes Aar,

Zur deutschen Gränzmark lenke den schnellen Slug:
Auf straßburgs uralt heil'gem Münster,

Dort wo sie schöner den Mai begehen —

Dort laß dich nieder! Ach, schon ein Lustrum floh,
seit festesfroh du droben gehorstet hast:

Das war am Tag, da deutsche Werber,

Beiß noch erglühend von siegesfreude —

Und doch bedächtig, köstliches samenkorn,

Daß draus erblühe friedlicher Sorfchung Baum,

Der spröden Braut zum Angebinde
Sröhlichcn Muths in den Boden senkten.

Als damals festlich strahlte der Münstcrthurm,

Mein Aar. dein Auge strahlte den Glanz zurück:

Glück auf, nun grüß' den Alten wieder —
siche, er ragt noch empor wie ehmals!

Und grüß' die Fluren, welche dein Blick beherrscht,

Die Menschen grüß', die redlichen Bcrzens find;

Dann aber, breitend deine schwingen,

Folge den spuren des Völker Hirten —

Der hochwillkommen eben des Weges zog:

Erspäh' den Beiden, rausch' ihm den segensgruß!
Gewiegt von heitern Aetherwellen,

Flieg' ihm zur Rechten, ein Friedensbote!

Kladderadirtsch.
 
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