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Berlin, Len 7. Moder 1877.

905

XXX. Jahrgang.

Fmnzösislker JOorfteriftaCeTufer.

Montag, den 8. Oktober.

Der grobe Ta« der Wahlen naht;
Was irgend er thun konnte, tbat
Mac Mahon. der einsache Soldat.
Vivo I» rdpublique!

äntenm^M

Dienstag, den 8. October.

Er mahnt den Bürger an leine Pflicht.
Er sagt c« Jedem in« Gesicht'

Den sollst du wählen. Jenen nicht!

Mittwoch, den 18. October.

Die Wahl ist sa natürlich frei.

Nur die Bedingung ist dadci.

Daß sie Mac Mahon gcftillig sei.
Vivo I» rspubliquo!

Französislsler MtKenKalemser.

Donnerstag, den II. October.

lind unter den Emxsohlncn — ha! .
Steht Herr Rouher leibhaftig da
lind H a uß in an n — ist crs wirklich ? —
Vivo la rdpubliqnc!

Freitag, den 12. October.

Und was noch mehr besagt als fcicc-:
Der Telegraph bringt eben — lies'
Die Nachricht i Lu ln ist In Baris !

Vivo la rdpublique!

Sonnabend, den 13. October

/SDenn wirklich er so weit schon asr’
Wie bald vielleicht von Westen her
Wird« slingcn: Vivo l'omporour,

t-omporour — <lo la republiqu

r”»as

.MZZ

Humonstisch=satirisches IFodjcnGfnff.

Mit dieser Nummer beginnt ein neues Abonnement auf den Kladderadatsch mit 2 M. 25 Pf. für In- und Ausland. — Wir bitten
um rechtzeitige Erneuerung des Abonnements, da wir später nicht dafür einstehen können, die bereits erschienenen Nummern noch vollständig
nachzulicfcrn. — Einzelne Nummern, soweit dieselben noch »orräthig, i> 25 Pf. Die Verlagshandlung. A. llofmann & Co. in Berlin.

ir lohnet

ls-flgentur wird i» AH

lEln schöne«, ffic BolkSschul-Lesebücher und zur Hebung der Sittlichkeit sehr geeignete« Gedicht.)

Säiö

eraKSsst

um Theater, zur Arena
Wallt das Volk in dichten Horden;
Einer ruft es zu dem Andern:
Heule gibl's ein lustig Morden!
Hundert Dladialorcn-paare
Kämpfen heut um Leib und Leben,
Und der Imperator selber
Wird des Tages Glanz erheben.

Schaut, er kommt! Die Tuba schmettert.
Nu» beginn' das Spiel der Waffen!

Said zu feiner Lust und Ehre
werden Todeswunden klaffen,

Werden Leiber, stöhnend, zappelnd,
Liegen auf dem weihen Saude —
Schmettre, Tuba! Durch die Pforten
Tritt herein die Fechter-Sande.

Und sic schwingen ihre Schwerter;

Doch bevor zum Kampf sie schreiten,
Rufen sie: „Zum letzten Male
Grüßen dich die Todgeweihten,

Cäsar!" — Doch verdrossen blickt der
Läsar auf Len Zand hinunter:

„An die Waffen! Keinen Aufschub!

Los die Klingen! Munter, munter! “ —

Und jetzt ordnen sich die Streiter —
Hei, welch feurig Zchwerterbliizen!
Hei. wie herrlich aus den Reihen
Rothe Strahlen plötzlich spritzen!
Aus den Soden sinken ächzend
Mehr denn hundert wunde Streiter;
Aber Cäsar spricht vergnüglich:
„Immer weiter! Immer weiter!"

Reue Fechterpaare treten
In den Kreis zu neuem Streiten:
„Cäsar, hier zum lehten Male
Grüßen dich die Todgeweihten!" —
Und der Schmerzensgruß erfüllet
Manche Srust mit Mitleids Schaudern,
Doch der Imperator rufet:
„vorwärts, vorwärts, ohne Zaudern!"

„Herr" — so steht ein Prätorianer —
„Schließ' das Spiel, das du befohlen!
Gder soll ich noch die Letzten
Deiner Gladiatoren holen?

Muntre Jungen, stramm und kräftig,
Reif zum Lieben und zum werben.
Laß sie leben!" — Aber Cäsar:
„Laß sie sterben! Laß sie sterben!"

Also wurden — denn die Fechter
Waren damals schier verachtet,

's war zu Zeiten Domitiani —

Ihrer Tausend abgeschlachtet.

Heut wird solch ein grauses Schauspiel,
Glaubt mir, nirgend mehr gelitten;
Aufgeklärt ist jetzt die Menschheit —
Andre Zeiten, andre Sitten.

Schrecklich in der lehten Stunde
Sebten einst die Menschenschlüchter -
Denn das waren die Cäsaren —
vor dem Abschiedostuch der Fechter,
Zahn an ihrem Sterbebette
Drohend stehn die Todgeweihten.
Heul kann nirgend das geschehen —
Andre Sillen, andre Zeiten!

Aladdersdstscir.
 
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