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c-^Q Jec ctfcunfe ÄismatdL 0^

^Rit Schrecken Iej’ ich's und mit Grauen,

Es überläuft inich kalt und heiß;

Darf ich noch meinen Augen trauen?

Und doch, da steht cs, Schwarz auf Weiß!
Und wie des flüchtigen Sturmes Wehen
Ging schon die Kunde durch das Land —
Schwer wird mir's, doch ich mutz gestehen:

O Otto, du bist bös' erkannt!

Herr Windthorst war's, der rüst'gc Kämpfer
Für Wahrheit, Recht und Allerlei,

Der sprach: „Vonnöthen ist ein Dämpfer
Der blinden Bismarckschwärmerei.

Roch täglich mutz ich leider hören,

Datz man von ihm als Staatsmann spricht;
Ich will den holden Wahn zerstören:

Ein Staatsmann? Nein, das ist er nicht!

Ich weih, er ist nicht ohne Gaben —

Wer hat nicht Etwas, das ihn ziert? —

Er mag für Sect Verständnis; haben,

Auch für Cigarren — concedirt!

Man sagt, er soll nicht übel reiten
Und treibt des Waidwcrks edlen Sport,

Und ab und an im Lauf der Zeiten
Gelingt ihm ein geflügelt Wort.

„üiofeffot 3t OSlet i» Rostock schreib! - eine außerordentliche
inünnische Gapcicität Ist Fürst Biemarck nicht".

Windtborst-Meppen.

Allein ein Staatsmann? Nein! Den Frommen
War diese Wahrheit nicht mehr neu;

Nun aber ist der Mann gekommen,

Der sic verkündet ohne Scheu:

Professor Nösler hat gesprochen,

Der Rostocks Alma Mater schmückt;

Heil uns! Er hat den Bann gebrochen,

Der schwer das ganze Land gedrückt!

Den falschen Kranz erborgter Größe
Riß er Ihm ab mit kühner Hand;

Nun steht in überraschter Blöße
Der Kanzler da — Er ist erkannt!

Mich selbst wollt' Mitleid fast bewegen,-
Obwohl Er nimmer mir war hold —

Doch fort mit dir, du weiches Regen;

Es ist Ihm recht, Er hat's gewollt!

* Er wagte viel der Welt zu bieten,

Und Mancher sprach ihm gläubig nach;

Nun kam im Land der Obotriten
■ Die Wahrheit doch noch an den Tag!" —

So sprach des „wahren Rechts" Verfechter,

Der Wahrheit kühner Champion;

Er sprach's — homerisches Gelächter
War, wie fast stets, des Redners Lohn.

Kladderadatsch.

,'muttwitit «


Äen Erwögung, daß Kenner von dön Honen Düplomaten büshör dön
örsten Schrillt für döm Früdcn ßu thun ß» wagen dön Muth gebeugt hat,
erhöbe üch üm Name» dör Mönschhcut, was man auch ßu Deutsch Hnma-
nütöt nönnts incunc Stumme.

Wü üch gehört habe von döm großen Süge bcu Kars, wülchc» meint
veröhrter Glaubensgenosse, Gönöral Hcumann, erfochten hat, habe üch mür
gedonkcn, allewcule würden dü Hörren Düplomaten eunschrcuten und DüS-
raöly würd sagen ßum Zar: Laß, Vöterchen, genug seun daS grausame
Spül! Aber üch habe mür gcürrt. OcS üst nüchts dörgleuchen geschöhen,
und doch üst öS nothwöndüg, daß dör Früde möglüchst bald hörgcstöllt würd;
dünn wann»? Söhen Sü süch ß. B. dü Börse an. Dör CourSßöttcl
üst geworden beunahc ßum Concursßöttel, vüle P apüre sünd nur Pap ür,
dü Eusenbahnen göhen rückwörts, von dön Banken röchnen dü eunen
müt unbekannten Größen, dü andern müt Brüchen, und vüle röchnen
gar nücht möhr. Wo NnchtS mohr luquud üst, göht man am Süqnü-
düren, und wo Nüchts möhr stümmt, spnicht man von Accord. Dü
Börgwörke sünd geworden ßu Borgwörken, dü Baugesöllschaften
beschöstügen süch müt Eunstürzen, müt den meusten Brauerencn üst öS
Ocssüg, und Untcrnöhmungen, was gestanden auf döm Südcpunct,
stöhcu, wü Norddeutsches Ens, unter döm Gefrürpunct. Bon dön
Jobbern, was cunst dü örste Gengc gespült, üst Dör üm Aus-
lande, Jöner flöten gegangen, und noch Jöner pfcuft auf döm lötzte»
Loch. Kenn Mönsch kann nücht wüsten, was ü» den Störncn und ün den
Schornsteunen gcschrüben stöht. Dön» wönn sölbst düse rütterschaftlüche
Prüvatbank für Pommern, nachdöm sü dön Rahm für süch abgeschöpst,

dön Actionören Nüchts übrüg gelasten hat als cune Böttelsuppc, ohne daß
ühr das Cnratorium daran gehündersünt hat, wönn sölbst e»n Papst
uns hünter döm Lüchte führt — wo üst enne Ncrsüchcrungs-Gesöllschast ß»
fünden, wölche uns vor Schaden, und wölche das Löben von ab- und durch-
gcbranntcn Hörren versüchern könnte?

AnUehnen, meunehochgeöhrtenHörrenDüplomatcn, üstösgelogen,
ün Handel und Wandel wüder Wandel und neuen Berköhr ün der ver-
köhrten Börsenwölt ßu brüngen. Höben Sü das Aküßtraue», und der
Crödüt würd süch von sölber höben! Schaffen Sü Früdcn, und du
Türken würden süch wüder erholen, dü Russen steugen und dü Ru-
mönier müt fortreußcn, dü Eusenbahnen wüder vorwärts göhen und dü
Franßosen angenohm worden, und wur worden gcivgnct seun mit So-
verögns und Schwödcn, an Mark und Glüdcrn. Wür würden uns
wüder wü eunst freuen, dör Euncr an der Oper oder am Ballöt, dör
Andrer an düser Dora-Rabc°Nümann und düser Claar-Dölüla, dör
Drütter würd göhen ßu Kroll oder üm Früdrüch-Wülhölmstödtüschen
oder ennem andern Kunst-Tömpcl, der Bürter würd üm Arme seuncr
Gattün oder euner andern Cürce wüder genüßcn, wü der Lateuner sagt,
„Panöm üt Ciircönses“. Darum butte üch: Entschlüßen Sü süch öndlnch
ßu euner Mödüaßion, ohne wölcher düser größlücher Krüg nü ßu be<
öndügen ßu gcdönken nücht gedacht wörden soll, und röchnen Sü dann aus
dör Dankbarkcut dör ganzen Mönschheut, sowü Uehrcs

ergödenen

Zwickauer.

FrLrllrtv«.

Wie die Zeitungen berichten, haben die Russen bei den berliner !
Kürschnem Bestellungen auf sehr bedeutende Massen von Schafspelzen >
gemacht.

Sollte das vielleicht auf nahe bevorstehende FriedenSunterhand- >
lungcn mit der Türkei schließen lasten, bei welcher der nordische Wolf
mit jenem Kleide der Unschuld angethan zu erscheinen gedenkt? !

Der tlbstruch der deutsch-österreichischen Zolleonserenz.

Ich kann nicht zollen dir den Zoll, für den du dich crkläck;

Dir aber scheint zu anspruchsvoll der Zoll, den ich begehrt.

Wir trennen unS; doch ohne Groll ruf' ich zum AbschiedSgrnß:

's ist bester aus gespanntem Zoll, als auf gespanntem Fuß!
 
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