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5d

jC^t^ä 3)ic ^ekchichte von zwei ^Ariefen.

(Beitrag zur allerneuestcn Tageschronik.j

Am Neckar sag Herr Bluntschli, hochgelahrt,
Berühmt als Mann des Rechts und scharfer Denker,

Ein weiser Herr von milder Sinnesart;

Der schrieb ein Brieflei» jüngst dem Schl achten len ker:
„Ich send' Euch, Graf, ein gar fürtrefflich Buch,

Darin gedruckt steht, wie den Krieg man mildre,

Damit hinfüro nicht sein grimmer Finch
Ter Völker Sitten und ihr Herz verwildre.

O nehmt, Graf Moltke, dieses Büchlein hin,

Gebt durch ein gütig Wort ihm gut Geleite,

Damit cS Menschlichkeit und Friedenssinn
Und der Versöhnung lichten Geist verbreite.

ES lehrt ja, wie man lindre Qual und Leid
Und menschlich führen mög' des Todes Waffe,

Wie man — und wär'S auch erst in ferner Zeit —

Das goldne Reich des cw'gen Friedens schaffe.

O helft auch Ihr, das; sie erscheine bald,

Nach der ich mich mit Millionen sehne,

Des ew'gen Friedens göttliche Gestalt,

Die Glücks- und Segenspendcrin Irene!

Za, helft auch Ihr, dag keines Fürsten Macht
Der Göttin, wenn sic naht, den Eintritt weiger!" —

So schrieb Herr Bluntschli; aber mit Bedacht
Erwidert ihm darauf der große Schweiger:

„Gebt, lieber Herr, nicht eitlem Hoffen Raum!
Vergebens müht Ihr ab Euch als Versöhner;

Der ew'ge Friede, Herr, ist nur ein Traum,

Ja, nur ein Traum, und nicht einmal ein schöner.

Der Krieg, der Krieg, er ist ein Element
Der ew'gen Ordnung, der von Gott gesetzten,

Da nur iin Krieg die volle Gluth entbrennt
Der Tugend, die von je wir heilig schätzten.

Im Krieg nur zeigt sich wahrer Heldenmuth
Und offenbart sich Würde und Entsagung;

Er lehrt die Pflicht erfüllen treu und gut
Und schwerster Opfer, schwerster Roth Ertragung.

Mit Freuden gibt sein Leben hin der Held;

Der Staat ruht fest nur auf des Heeres Säule,

Und ohne Kriege würde bald die Welt
Elend vergehn in materieller Fäule." —

Als Bluntschli las des großen Schweigers Brief,
Da ward sein Herz erfüllt von tiefer Trauer;

Er rieb die Stirne sich — ihn übcrlicf
Ein heißer bald und bald ein cis'ger Schauer.

Dann aber sprach er zu sich selber still:

Wer, um des Krieges wilden Graus zu enden,

Der Welt des Friedens Göttin bringen will,

Der soll sich nicht an Mars, den Kriegsgott, wenden.

Dn- lükillk Kntliiu'luu'.

Brief- u „ d F r a g e k a st e » für ungewöhnliche Fälle.

Dr. ?5. aus W. z. Z. hier. Wann der Herr Reichskanzler am beßtcn
zu sprechen ist? DaS ist schwer Zusagen, besonders wenn solche Herren an-
ftagen, auf die er nicht gut zu sprechen ist. Die bcßte Zeit ist schon eine
halbe Stunde, che er zu Bett geht, oder eine halbe Stunde, nachdem er
aufgcstanden ist. Er geht aber sehr spät zu Bett, gewöhnlich erst um -I', Uhr,
und steht schon sehr früh, gewöhnlich schon um 2i, Uhr, wieder auf. Ob
Sie ihn also selbst in seiner beßten Zeit zu sehen und zu sprechen bckonimcn,
ist, abgesehen von der Schwierigkeit, um diese Zeit in das Haus zu gelangen,
reine Glückssache.

Wclsenvercin in Hannover. Wählen Sie doch, wenn Sic sich noch
nicht entschieden haben, einen schönen Tafelaufsatz oder eine silberne Zucker-
dose oder eine Statuette von Bismarck oder einen gestickten Ofenschirm.
Das sind so die üblichen Hochzeitsgeschenke. Uebrigens kommt es ja
weniger auf die. Kostbarkeit der Gabe an als auf die Biederkeit der Ge-
sinnung, für die sie ein Zeugniß ablegcn soll.

Magillratsscind hierselbst. Sie gehen zu weit! Ihre Annahme,
daß nach dem letzten großen Schneefall mehr als >00,000 Fuhren Schnee
spurlos abhanden gekommen seien, beruht auf einem Jrrthum. Die Differenz
zwischen der Menge des frisch gefallenen und der des nachher abgefahrenen
Schnee'S ist auf Abschmclzung und Verdunstung znrnckzuführe». ES war
durchaus voreilig von Ihnen, sogleich an eine großartige Unterschlagung von
Straßenschnee zu denke». Denken Sie doch künftig ein wenig nach, ehe Sie
auf irgend Jemanden — wer eS auch sei — einen so schmählichen Verdacht
werfen!

Äraf Kuno v. S in 2!. ES thut »ns leid, daß Sie durch das
Trnnkcnheitsgesetz, das wir vorläufig noch gar nicht haben, bereits in
die größte Angst versetzt worden sind. Mit zitternder Feder malen Sie sich
die Schrecken einer Gcfängnißstrafe aus, die durch eine» Tag bei Wasser
und Brot pro Woche verschärft ist. „Ich halt' es nicht aus!" — rufen Sie
wiederholt und geben den Entschluß kund, sich, ehe das Furchtbare über Sie
hereinbricht, mit Ihrem ganzen Keller, der Ihrer Angabe nach eine große
Masse Spirituosen von hohem Tralles enthält, in die Luft sprengen zu
wollen.

Aber, verehrter Herr, liegt denn die Gefahr für Sie wirklich schon j-
nahe? Selbst wenn das Trnnkenheitsgesetz Gcllung erlangt hätte, würde
cs doch nur Diejenigen treffen, die durch ihr Verhalten in einem gewissen
Stadium ein öffentliches Aergcrniß Hervorrufen. Sie aber sind, wie wir
Ihrem Brief entnehmen, geivöhnt, sich lediglich innerhalb der Manen, Ihrer
Ahnenburg „anzusäuseln" — wenn Ihr alsdannrger Zustand eine» so sausten
und elegischen Ausdruck zuläßt. Fahren Sie damit fort, und Sie werde»
noch lange vor dem Strafrichter sicher sein. Erst, wenn auch gegen de»
„stillen Soff" ein Gesetz erlassen werden sollte, erst dann, hochgeborener
Herr, werden Sie Anlaß haben, ernstlich daran zu denken, ob es für Sie
nicht besser sei, „dar- Vaterland zu verlassen und Bulgarien, Rußland
oder ein anderes freies Land aufzusuchen, in welchem Jeder so viel trinken
darf, als er.will."

Fünf 2!acks>schc in (£. Der Riese Drasal, der sich hier für Geld
zeigte, ist allerdings noch unvcrheirathct und erst 36 Jahr alt. Auch stammt
er ans guter Familie, sieht nicht übel aus und hat ein einnehmendes Wesen.
Ihre Unterfragc, ob eine mit einen, Riesen von Profession verheirathete
Dame sich „Frau Riesin" dürfe nennen lassen, bejahen mir. Sie kann
es mit demselben Recht oder Unrecht, wie eine andere Dame sich Frau
Gcheimräthin, Frau Commissionsräthin oder Frau Doctorin nennt. Nur
„Frau Dichterin" und „Frau Scharfrichterin" sind nicht üblich.

Kerum»» M. in U. Sie wünschen möglichst lange zu leben? Nun
wohl! Der Zufall setzt uns in den Stand, Ihnen ein vortreffliches Recept
an die Hand zu geben. In Paris starb dieser Tage in einer Irrenanstalt
ein Mann, der die fixe Idee hatte, von Glas fu sein. Er erreichte ei»
Alter von 108 Jahren. Wodurch aber kam er zu diesem hohe» Alter?
Doch nur dadurch, daß er seiner vermeintlichen GlaSnatur wegen in allf»
Dingen ungemein vorsichtig war und sich ebenso sehr hütete, selbst an;»'
stoßen, als er es vermied, gestoßen zu werden. Versuchen Sie cs, sich der-
selben fixen Idee zu bemächtigen, und unter günstigen Umständen könne»
Sie dasselbe hohe Alter erreichen wie der GlaSmann'in Paris. Wir setze»
aber »och hinzu, daß dieser Mann, obgleich er seine» Körper für gläsern
hielt, sich doch niemals mit Wein gefüllt hat.

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