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Dr. Ko VN IN.

Ein Charakterbild i

tittheilungen der verschiedenen Zeituni

2^ ernehmt: er wurde auferzogen
Zu Innsbruck im Jesnitenstift;

Dort hat er eifrig eingesogen
Loyola's Trug und Hag und Gift.

Drum blieb er bis zu dieser Stunde
So kindlich rein und fromm und schlicht;

Es geht kein Wort ans seinem Munde,

Das nicht die lautre Wahrheit spricht.

Zum Deutschen Bischof will man wählen
Ihn, der kein Deutsch kann? Schreck und Graus!
Er bringt, wie er sich möge quälen,

Nicht einen richtigen Sah heraus.

Wird doch an Feuer, Kraft und Schwünge
Als beßter Redner er geehrt,

So weit man noch in Deutscher Zunge'

DaS Bibclwort im NeichSland lehrt!

Als Deutsch! and sich sein Kind der Schmerzen
Zurück gewann mit starker Hand,

Da hat er sich aus vollem Herzen
Sogleich zum neuen Reich bekannt.

Denkt er des Reichs, faßt ihn ein Beben
Der Wuth, er ist ihm spinnefeind;

De» Tag noch hofft er zu erlebe»,

Der seinem jähen Sturze scheint.

Zum Coadjutor auserlesen
War er für Metz, wie Jeder weiß;

Da zeigte sein bescheidnes Wesen
So recht der allverehrte Greis.

Entschieden hört' man stets ihn sagen,

Ihn lockten Würden nicht und Macht;

Denn, wie gesagt, ihn vorznschlagcn,

Daran hat nie ein Mensch gedacht.

Manteuffel hat ihn oft empfangen
Mit warmem Handdruck im Palast;

Er sprach, wenn Ko rum fortgegaiigeu,

Gar oft: „Da ging mein liebster Gast!"
„Ja, ja, der Korum ist ein Schlimimr!"
Sprach oft er zu der Freunde Chor —
„Den Reichsfeind schlag' ich nun und nimmt;
Zum Bischof der Negierung vor!"

O Tag der Schmach, wenn vr. Korum
AIS Bischof tritt im Sprengel an!
Ohnmächtig grollend windet jslor »»>

Den Hut ein freier Deutscher Mann.

O segensreicher Tag, erscheine,

Wo er zur Freude aller Welt,

Zuni Wohl des Staats und der Gemeine
Am Moselstrande Einzug hält!

KlMrirlM.

Auf dem Olymp.

(Die Audienz-Ttinide.)

-Sera. Wen» ich du wäre, ZeuS, ich würde mir das nicht gefallen
lassen, was jetzt alles auf der Erde vorgeht. Lies nur einmal die Blätter,
welche JriS heut heraufgebracht hat, zumal den localen Theil; nichts als
Mord, Todtschlag, Raub, Diebstahl, Betrug, Meineid, Verführung n. s. w.

Zeus. Das ist alles recht schön, Hera; aber „wat soll ick dorbi
dann?" — muß ich mit Jung Jochen, bei Fritz Reuter sage». Wenn
ich um all' diese Geschichte» mich kümmern sollte, ich würde gar keine Zeit
mehr für de» Skat übrig behalte». Trotzdem sotten die Uebelthäter ihrer
Strafe nicht entfliehe»! Nur in Bezug auf Vergehen, die einem zu heiße»
Temperament entspringen und dem Ressort meiner Tochter Aphrodite
«»gehören, bin ich — obwohl ich dir selbst, soviel ich weiß, nie den ge-
ringsten Anlaß zur Eifersucht gegeben habe — milder gestimmt, weil ich
mir sagen muß, daß die Menschen schwache Geschöpfe und in Liebessachen
dem Einfluß einer mächtige» Gottheit unterworfen sind.

Hera. Du weißt dir immer zu helfen! Was aber deine Behauptung
bezüglich der Veranlassung zur Eifersucht, so hätte ich wohl Lust, noch ein-
mal darauf zurückzukommen. Doch sieh, dort eilt Ares, scheinbar ganz
außer sich, herbei.

Ares. Höre, Zeus, so kann es nicht länger gehen! Jcl, muß einmal
wieder einen frischen, fröhlichen Krieg haben.

Zeus. Hast du nicht eben erst Krieg gehabt, den in Afghanistan
und den mit den Boers, und jetzt noch die Geschichte in Tunis?

Ares. Das macht alles den Kohl nicht fett, Zeus! Das sind
Kleinigkeiten, und noch dazu recht langweiliger Art. Ich muß einmal wieder
etwas Ordentliches z» thün bekommen.

Zeus. Du bist ein Scaudalmacher ersten Ranges und nicht zufrieden,
wenn dn nicht Alles kurz und klein schlagen kannst! Ich aber will jetzt
keinen großen Krieg haben. Jetzt hast dn'ö gehört, und nun scheere dich,
wohin du willst!

Kermes. Sehr gut, ZeuS, daß du ihm gehörig de» Kopf zurecht-
setzest! Das fehlte noch gerade, daß wir einen großen Krieg bekämen! Es
sieht so schon erbärmlich genug in der Geschäftswelt aus. In einem der
mächtigsten Staaten der Welt greift eine Handelspolitik Platz, bei welcher
mir Hören und Sehen vergeht. Kannst du da nicht einmal tüchtig mit den,
Donnerkeil drcinjchlagcn?

Zeus. Wie oft schon, lieber Hermes, habe ick dick gebeten, mich mit
diesen Sache» in Ruhe zu lassen! Mögen cs die Menschen doch unter sich
allsmachen, wa-3 besser ist, Freibandel oder Schutzzoll! Ich selbst —
ich wiederhole es — verstehe von diesen Dingen gar nichts. Da-s habe ich dir
schon so oft gesagt, und immer kommst du mir wieder mit dem Zeug. ES
ist wirklich nicht mehr auszuhalten! Und ehrlich gesagt — wenn daS bei
dir möglich ist — bist du nicht doch auch ein klein wenig Manchesterinan» ?

Kermes. Aus dieser Frage ersehe ich, daß du doch in der Sache
Partei ergreifst, obgleich du behauptest, nichts davon zu verstehen. Seit
d» dem neuen drcihärigcn Herakles dein ganzes Vertrauen geschenkt
hast, ist der alte Herakles bei dir zu einer Art vorniärzlicher Figur
geworden, und von mir hältst du auch nichts mehr. Ich will dich nicht
länger bemühen, zumal ich sehe, daß Apollo, den du immer schon mehr
geliebt hast als mich, dich zu sprechen wünscht.

Apollo. Kannst du, o Zeus, mir einmal zu einem längeren Vortrage
Gehör schenken?

Zeus. Du willst mir doch nicht Wolfs „Tannhäuser" vorlesen?

Apollo. Nein, ich will dir nur einmal vorklagen, wie schlecht es da
unten um die schönen Künste bestellt ist.

Zeus. Ach, du gerechter Himmel!

Apollo. Das Seufzen hilft zu »icht-s; du solltest einmal ordentlij
cingreifen, die Guten lohne», die Schlechten strafen und dafür sorgen, äjjj
Diejenigen, die es werth sind, Anerkennung bei den Mensche» und gute
Honorare von den Verlegern bekäme».

Zeus. Wir wolle» das ein ander Mal bespreche»! Hast di, sonst
noch etwas Besonderes auf de», Herzen?

Apollo. Freilich. Du kennst doch den Hoffman» von Fallers-

Zeus. Den alten Knaben, der immer mit Fr, tz Reuter und Frcilig-
ra-th und den Anderen zusaiiiniensitzt?

Apollo. Der ist cs. Der beklagt sich bei mir darüber, daß ei» von
ihm gedichtetes Lied, mit dem er sich besonders große Mühe gegeben, jeft
dort unten immer von unnützen Gesellen gebrüllt und gleichsam als ihr
Eigen»,,,,,, betrachtet werde. Kannst du Denen nicht das Handwerk legen?

Zeus. Warum denn, Apollo? Das Lied wird nicht schlechter da-
durch, daß jene Gesellen es absinge»; Diese aber werden — um in deinoin
musikalischen Jargon zu reden — schon selbst einander die höhere» Flöte,>■
töne beizubrinqen wissen. Gehe hin und sage das deine», Freunde.

Apollo. Das will ich !»„„, Zeus, lind nachher - nicht wahr? -
reden wir weitläuftig über die anderen Dinge?

Zeus. Gewiß. Apollo. - Nun aber sprich, was willst du, Bacchus?

Nacchus. Höre, Zeus! Wenn du schon etwas thust für mich-und
die mich verehrenden Sterblichen, so solltest d» es doch nicht halb ihn». .2»
hast ja einen Kometen geschickt und schickst jetzt auch noch einen zwotte,,
»ach, und auch sonst stand Alles g»t, »nd gegen das Wetter war bis M
kurzer Zeit nichts einznmcnden. Nun aber bedenke doch, daß wir „ock w
Sonnenschein brauchen, wenn es wirklich einen ante» Jahrgang geben «
„nd halte damit nicht so sehr zurück, wie dn in der letzten Zeit tha ost.
ES ist hohe Zeit, daß d» selbst einmal wieder »ach den Weinbergen siehst!
sonst kommt doch nichts Gescheitstes heraus.

Zeus. Wer tan» es Allen recht machen, lieber Sohn? Da bat die
Demeter mich so lange um Rege» gebeten, bis ich endlich ihre» Bitte»
nachgab. Sage, Demeter — du bist ja selbst zugegen — sag ihm. ™
cs nicht wahr ist.

Demclcr. ES ist wahr, ZeuS.

Zeus. Und bist du >,»» zufrieden ?

pcmeler. Ich wollte, daß ich es sage» könnte
zu viel verdorben, ehe du regnetest.

Zeus. Du hast auch nie genug! .

Demeter. Im Ganzen ist ja bas Korn ziemlich gut gereift, und e»
gibt ja auch ziemlich viel. Aber hier und da werden doch Klagen laut, o»
mir sehr zu Herzen gehe». Ich versichere dir, daß sie an manchen Orlen
kaum eine halbe Acrnte haben. Und warn», hast du denn so viel -va
wieder abgeschüttelt, nachdem du es so reich hattest ausctzen lassen? .

Zeus. Es ist schrecklich, daß Keiner mit mir 'zufrieden ist. daß "
mich anklagt! Da kommen schon wieder Andere, die mich auch wieder „>»
allen möglichen Vorwürfen bestürmen werde». Aber nein, jetzt will w
Niemanden mehr höre». Und seht nur, da naht eben Einer, der ganz ^
Zeug dazu hat, »ns Alle lustig und zufrieden zu machen. Es ist «
Theodor Keusche. Der kommt »ns gerade zur reckten Zeit, um
unserem Verdruß zu befreien. Aus, heißen wir ihn willkommen! -wf'
thun und vorläufig alle Klagen ruhe» zu lasse», scheint mir das
Hab' ich Recht oder nicht? ' ,

Alle. Beim Zeus! Diesmal hat er wirklich Recht. Bezeugen
ihm, daß er endlich einmal Recht hat!

i war schm
 
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