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c-SgS' <|)fftctc>fe Lyrik.
Aus dem Musen-Almanach des höhere» Blödsinns.
Acr Wann, der Älles durch die tfntciß’frfic
Brille steht.
Ein Man» — so ist's einmal sein Wille,
Denn Thoren sind die Menschen nieist —
Sieht Mes durch die „G ne ist'sch e Drille"
Und folgt' allüberall dem Gneist.
Der Schade ist nicht ganz geringe;
Denn merk', o Leser, was geschieht:
Natürlich sieht er manche Dinge
Nicht, wie sic die Regierung sieht.
O Mann, sei doch einmal vernünftig,
Bevor sich schließt dein Lebenslauf!
Hab' doch ein Einsehn, setze künftig <
Dir lieber Pindters Brille auf.
Daun wirst du sehr viel Bessres leisten,
Als du bisher geleistet hast;
Allmälig wirst du dich entgneisten
Und thun, was.der Regierung paßt.
Icr Hehcimrath, dem Stöcker zu populär ist.
Es war ein alter Geheimerath,
Oer der Regierung entgegentrat;
Der Stecker war ihm zu populär,
Für Virchow gab er die Stimme her.
„Zu populär ist nicht mein Geschmack;
Der Stöcker gränzt schon an Zademak!
Ich wähle Virchow, der hat was los
Und ist im Buddeln und Forschen groß."
Er thut's. Um die Niitternacht darauf
Pocht's an die Thür; er macht zitternd auf.
Der Schwarze ist es, der ruft: „Komm her!
Dir war ja Stöcker zu populär!"
Da trägt er ihn mit gewalt'gem Satz
lieber das Karlsbad zum Lützowplatz:
Er trägt ihn bis zum Kurfürsten dämm
Und dann — hinein in die Höllenstamm'!
Da sitzt er nun, der Gcheimerath,
Der der Regierung cntgegentrat,
Im tiefsten Schwefel und wimmert sehr:
„Mir war der Stöcker zu populär!"
(Fortsetzung folgt.)
(Gottlob! nachdem wir so lang' geirrt,
Ist jetzt die Lösung gefunden;
Von seiner „chronischenKrankheit" wird
Das Reich nun bald gesunden.
Zeit und Geduld und dann und wann
Auch etwas Langeweile
Gehören ja dazu, daß mau
Die chronische Krankheit heile. —
Zu Ende ging Ihm die Geduld,
Die Zeit scheint Ihm gekommen;
Drum hat das Mittel jetzt in Huld
Er gnädigst ausgenommen.
Die Städte sind im Reichstag schon
Mehr als genug vertreten;
Nach steht des Landes biedrer Sohn,
Der Bauer, zu sehr den Städten.
Der Bauernf-nein, der Bauernbund,
Das war es, ivaS uns fehlte;
DaS Reich war' sicher längst gesund,
Wenn nur der Bauer wählte!
Drum frisch, ihr Bauern, auf, und schlagt
Der Städter list'ge Bande!
Der ist Gewinner nur, der wagt,
Und ihr seid's wohl im Stande.
Gerettet wird das Vaterland
Und geht nicht auf in Flammen,
Schlägt nur des Bauern starke Hand
Das Fortschrittspack zusammen.
Von seiner chronischen Krankheit wird
Nun bald das Reich gesunden;
Gottlob, daß, die so lang' geirrt,
Wir jetzt die Lösung gefunden!
Nach langen JrrthumS banger Nacht
Tagt der Erlösung Stunde,
Drum sei ein donnernd Hoch gebracht
Dem rettenden Bauernbünde!
Die Freiconservativen, denen durch das Unglück, welches Herrn
von Kardorff widerfahren, der nicht vermochte „gegen den Strom" auf-
zukommen, großes Leid widerfahren ist, beklagen sich bitter darüber, daß sie
keinen Vertreter mehr besitzen, der erfüllt wäre von ächtem Spiritus.
Zltes Lied.
Wieder üäeliter trct' ich ins Haus.
Reichstag, wie sonderbar schaust du mir aus!
Rechter Hand, linker Hand, Beides vertauscht! —
Reichstag, ich glaube gar-
Dein liehen Rauernslande.
Daß jetzt daS „Deutsche Tageblatt" von der Stichwahl des Frei-
herr» von Mirbach und des Bauern Dirichlet spricht in einem Tone,
als wäre der Bauer eine niedere Menschcngattung, das haben auch wir gelesen,
und wir können dir nur zurufen: Mensch, ärgere dich nicht! Denn —
Die Freundschaft, die dir große Herrn zumal
Geschworen einst, war nur von kurzer Dauer.
Daß sie dich suchten, das war vor der Wahl;
Doch jetzt ist das ja — ganz was Anderes, Bauer!
Die Kosiäthen des —
Kladderadatsch.
O'oütrs lombs.
Als ich unter meine (1869 in zweiter Auflage erschienene») Dcnkspiüche
„Vom Baum der Erkenntniß" <S. 114) folgende Bemerkung:
„Wenn der Staat (dieser Racker) so zum Vielfraß geworden
ist, wie gegenwärtig, dann haben die Lassaleaner eigentlich Recht,
wenn sie verlangen, daß er lieber unseren ganzen Menschen in
Entreprise nimmt" —
aufnahm, dachte ich nicht entfernt an die Möglichkeit, daß schon nach einem
Decennium des Deutschen Volkes Reichskanzler sich gemüßigt finden laßen
könnte, nach diesem Recept zu regieren.
Wir sind übrigens hier in unseren erhabene» Regionen äußerst gespannt,
wann und wie diese neueste Allerweltsbeglücknng ein Ende finden werde.
Karl Gutzkow,
jetzt Redacteur der Unterhaltungen
am himmlischen Herd.
Seit dem Bekanntwerden der neuen Französischen Ministcrliste müht
sich der Witz der Pariser ab, einen treffenden Spottnamen für das Mi-
nisterium Gambetta zu finden. Man nennt es -I.e cabi»e> des sous-
officiers", „Le cabinet inodore“, „Le ministere du dauphin“ u. s. w. -In-
der passendste, noch von Niemandem bisher vorgeschlagene Name für da-
auf den Namen Gambetta eingcschworene Ministerium dürfte vielleich
vorzuschlagen sein: „La Dauphine!"
c-SgS' <|)fftctc>fe Lyrik.
Aus dem Musen-Almanach des höhere» Blödsinns.
Acr Wann, der Älles durch die tfntciß’frfic
Brille steht.
Ein Man» — so ist's einmal sein Wille,
Denn Thoren sind die Menschen nieist —
Sieht Mes durch die „G ne ist'sch e Drille"
Und folgt' allüberall dem Gneist.
Der Schade ist nicht ganz geringe;
Denn merk', o Leser, was geschieht:
Natürlich sieht er manche Dinge
Nicht, wie sic die Regierung sieht.
O Mann, sei doch einmal vernünftig,
Bevor sich schließt dein Lebenslauf!
Hab' doch ein Einsehn, setze künftig <
Dir lieber Pindters Brille auf.
Daun wirst du sehr viel Bessres leisten,
Als du bisher geleistet hast;
Allmälig wirst du dich entgneisten
Und thun, was.der Regierung paßt.
Icr Hehcimrath, dem Stöcker zu populär ist.
Es war ein alter Geheimerath,
Oer der Regierung entgegentrat;
Der Stecker war ihm zu populär,
Für Virchow gab er die Stimme her.
„Zu populär ist nicht mein Geschmack;
Der Stöcker gränzt schon an Zademak!
Ich wähle Virchow, der hat was los
Und ist im Buddeln und Forschen groß."
Er thut's. Um die Niitternacht darauf
Pocht's an die Thür; er macht zitternd auf.
Der Schwarze ist es, der ruft: „Komm her!
Dir war ja Stöcker zu populär!"
Da trägt er ihn mit gewalt'gem Satz
lieber das Karlsbad zum Lützowplatz:
Er trägt ihn bis zum Kurfürsten dämm
Und dann — hinein in die Höllenstamm'!
Da sitzt er nun, der Gcheimerath,
Der der Regierung cntgegentrat,
Im tiefsten Schwefel und wimmert sehr:
„Mir war der Stöcker zu populär!"
(Fortsetzung folgt.)
(Gottlob! nachdem wir so lang' geirrt,
Ist jetzt die Lösung gefunden;
Von seiner „chronischenKrankheit" wird
Das Reich nun bald gesunden.
Zeit und Geduld und dann und wann
Auch etwas Langeweile
Gehören ja dazu, daß mau
Die chronische Krankheit heile. —
Zu Ende ging Ihm die Geduld,
Die Zeit scheint Ihm gekommen;
Drum hat das Mittel jetzt in Huld
Er gnädigst ausgenommen.
Die Städte sind im Reichstag schon
Mehr als genug vertreten;
Nach steht des Landes biedrer Sohn,
Der Bauer, zu sehr den Städten.
Der Bauernf-nein, der Bauernbund,
Das war es, ivaS uns fehlte;
DaS Reich war' sicher längst gesund,
Wenn nur der Bauer wählte!
Drum frisch, ihr Bauern, auf, und schlagt
Der Städter list'ge Bande!
Der ist Gewinner nur, der wagt,
Und ihr seid's wohl im Stande.
Gerettet wird das Vaterland
Und geht nicht auf in Flammen,
Schlägt nur des Bauern starke Hand
Das Fortschrittspack zusammen.
Von seiner chronischen Krankheit wird
Nun bald das Reich gesunden;
Gottlob, daß, die so lang' geirrt,
Wir jetzt die Lösung gefunden!
Nach langen JrrthumS banger Nacht
Tagt der Erlösung Stunde,
Drum sei ein donnernd Hoch gebracht
Dem rettenden Bauernbünde!
Die Freiconservativen, denen durch das Unglück, welches Herrn
von Kardorff widerfahren, der nicht vermochte „gegen den Strom" auf-
zukommen, großes Leid widerfahren ist, beklagen sich bitter darüber, daß sie
keinen Vertreter mehr besitzen, der erfüllt wäre von ächtem Spiritus.
Zltes Lied.
Wieder üäeliter trct' ich ins Haus.
Reichstag, wie sonderbar schaust du mir aus!
Rechter Hand, linker Hand, Beides vertauscht! —
Reichstag, ich glaube gar-
Dein liehen Rauernslande.
Daß jetzt daS „Deutsche Tageblatt" von der Stichwahl des Frei-
herr» von Mirbach und des Bauern Dirichlet spricht in einem Tone,
als wäre der Bauer eine niedere Menschcngattung, das haben auch wir gelesen,
und wir können dir nur zurufen: Mensch, ärgere dich nicht! Denn —
Die Freundschaft, die dir große Herrn zumal
Geschworen einst, war nur von kurzer Dauer.
Daß sie dich suchten, das war vor der Wahl;
Doch jetzt ist das ja — ganz was Anderes, Bauer!
Die Kosiäthen des —
Kladderadatsch.
O'oütrs lombs.
Als ich unter meine (1869 in zweiter Auflage erschienene») Dcnkspiüche
„Vom Baum der Erkenntniß" <S. 114) folgende Bemerkung:
„Wenn der Staat (dieser Racker) so zum Vielfraß geworden
ist, wie gegenwärtig, dann haben die Lassaleaner eigentlich Recht,
wenn sie verlangen, daß er lieber unseren ganzen Menschen in
Entreprise nimmt" —
aufnahm, dachte ich nicht entfernt an die Möglichkeit, daß schon nach einem
Decennium des Deutschen Volkes Reichskanzler sich gemüßigt finden laßen
könnte, nach diesem Recept zu regieren.
Wir sind übrigens hier in unseren erhabene» Regionen äußerst gespannt,
wann und wie diese neueste Allerweltsbeglücknng ein Ende finden werde.
Karl Gutzkow,
jetzt Redacteur der Unterhaltungen
am himmlischen Herd.
Seit dem Bekanntwerden der neuen Französischen Ministcrliste müht
sich der Witz der Pariser ab, einen treffenden Spottnamen für das Mi-
nisterium Gambetta zu finden. Man nennt es -I.e cabi»e> des sous-
officiers", „Le cabinet inodore“, „Le ministere du dauphin“ u. s. w. -In-
der passendste, noch von Niemandem bisher vorgeschlagene Name für da-
auf den Namen Gambetta eingcschworene Ministerium dürfte vielleich
vorzuschlagen sein: „La Dauphine!"