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198

M

c'£g5 Herbst-Meeting,

berliner Wahlreuncn n tu 2S. Oktober.

^«3 Wetter war im allgemeinen dem Unternehmen nicht ungünstig.

Nachdem in de» letzten Wochen einige tiefe Wahldcpressionc» vorübcr-
gezogen waren, cniminirte das Unwetter auf Tivoli, am Abend vor dem
Entscheid,»,gstagc. In Folge des heftigen Sturmes wurden viele im Gebrauch
stehende Hüte eingctrieben, und eine große Menge Regenschirme kam in lieb-
lose Berührung mit fremden Ucberziehcrn, die keineswegs leer standen.

Am 28. wehte ein frischer Wind, der gegen Abend zunahm und in Ver-
bindung mit einem häufigen Sprühregen die Betheiligte» auf die Sattelplätze
trieb. Auch das Publicum hatte sich in Masse eingefunden und begleitete
den Verlauf der einzelnen Rennen mit großer Theiluahme bis zum Schluß.
Der Bierconsum war ein enormer. Die Feststimmung wurde durch nichts
gestört.

Es fanden sechs Rennen ohne Einsätze und Reugeld statt. Distance:
8 Stunden. Der Sieger ist nicht käuflich. DaS zweite Pferd rettet den
Einsatz. Die übrigen werden protokollarisch erwähnt.

Stceple-chasc mit den Berliner Ehrenpreis.

Herrn Lowe's schm. H. „Goliath".

Herrn Wagncr's gr. Sch. „Doccnl".

Herrn v. Vollmar'S Fuchs „Hermaphrodit".

Herrn geistl. Raths Müller schw. „Ullram".

Nach einen, guten Start führten Goliath und Docent bis Mittag, dann
gewann Goliath einen Vorsprung und lief gegen I Uhr durch das Ziel.
Es folgte um i> Uhr Doeent. Hermaphrodit gab das Rennen auf, und
Dllram war gleich, nach 10 Uhr Vorm, ausgebrochen.

Goliath blieb Sieger mit vielen Nasenlängen.

Gcheimraths - Nenne».

Vier Pferde genannt.

Herr» Virchow's brnr. H. „princip".

Herrn Stöcker s schw. W. „Antisemit".

Herrn Tutzauer's Brand-F. „Strilic".

Herrn geistl. Raths Müller schw. „Ultram".

Vortrefflicher Start. Ktrilic schien führen zu wolle», bald ging ihm
aber Princip vorbei und später Antisemit, welche dicht bei etnandcr blieben
und zugleich durch das Ziel schossen. Ultra,» hatte sich schon früh vom
Reiter getrennt.

Das Renne» blieb unentschieden.

V c r f « chs- N e„„c n.

Herrn Munckel's brnr. W. „Durch".

Herrn Brecher'S Falber „Panliom".

Herrn Dietz' Fuchs „Assommoir".

Herrn geistl. Raths Müller schw. „Ultram".

Nach einem sehr bemängelten Start gingen Durch, Panllow und Assom-
moir Kopf an Kopf bis tief i» de» Nachmittag eng zusammen. Al-:- Assom-
inoir gegen Abend merklich zurückblieb, brachte» cs Durch und Pankow zu
einem lobten Rennen. Ultram war schon um ll Uhr nicht mehr zu sehen.

- Vier Pscrdc genannt.

Herrn Träger'S h. br. H. „Dardc".

Herr» v. Koller'S fchwarz-weißer H. „Durch Dirk und Dünn".

Herrn Singer s r. Br. „Oapital-killer".

Herrn geistl. Rathü Müller schw. „Ultra,»".

Bei ungewöhnlich großer Theiluahme des Pnblicums übernahmen Darde
und Durch Dill, und Dünn die Führung, wurden aber bald von Capital-
killer überholt, der dann unbestritten und »ach Gefallen siegte, fdtrmit
hatte das Renne» ausgegeben.

Vier Pscrdc genannt.

Herrn Richtcr's r. H. „Fort mit ihm".

Herrn Cremer's isabellfarbener W. „Parteigänger".

Herrn Grillenberger's Schecke „Uoci gorvn".

Herrn geistl. Raths Müller schw. „Ullram".

Tadelloser Start. Fort mit ihm übernahm die Führung, dicht hinier
ihm Parteigänger, welcher immer mehr gegen ihn an Distance gewann, so
daß beide >rln 0 Uhr zu gleicher Zeit hereinkamen, deck gown wurde ver-
gebens getrieben. Ullram war nicht weit gekommen.

Das Rennen blieb unentschieden.

Lebewohl Hürden - "Nennen.

Vier Pferde genau,it.

Herr» Klotz gr.Sch. „Corpus juris".

Herrn JrmerS Fohlen-H. „Incnnalicl".

Herrn Hasenclevcrs r. br. H. „parsorcc".

Herrn geistl. Raths Müller schw. „Ultra,»".

Todtes Rennen. Parsorcc nahm die Töte und wurde erst kurz vor
6 Uhr von Corpus juris eingcholt, mit dem er gemeinschaftlich durch das
Ziel ging. Hinterher Inrniiabrl. Ultra», ist jetzt noch nicht zu sehen.

XIus XJmunbcn.

Von unterem Special-Correspoiideiiten.

Seitdem der glorreiche Herzog von Cnmberland, nunmehr Herzog von
Cumbcrland-Drannschwcig, von den Braunschweigischen Landen Besitz ergriffen
hat, wird die Regierung von hier aus brieflich geführt. Warum dies und
warum nicht lieber persönlich, das ist eine Frage, über welche hier viel dis-
cutirt wurde. Allen Erörterungen hat aber gestern der Herzog ein Ziel
gesetzt durch die Bemerkung: „Weil cs so bequemer ist." Wahrlich, er weiß
doch immer den Nagel auf den Kopf zu treffen!

So soll denn auch die Huldigung der Braunschweigische» Unterthanen
mittelst Postkarten stattfindcn, während es sich empfiehlt, Huldigungsgaben
an Wurst, Pfefferkuchen und Mumme in Packet-, resp. Faßform zu kleiden.
Es ist fenier angcordnet worden, daß die fälligen Steuern künftig per Post-
anweisung hierher entrichtet werden. Die Postschcine sollen für Quittungen
gelten.

Windthorst, ans dessen Rath das sensationelle Patent erlassen worden
ist, wird selbstverständlich seinem wohlverdienten Lohn nicht entgehen. Der
Herzog hat vor, ihn als Braunschweigische» Ministerpräsidenten in partibus
hierher zu berufen.

Man giebt sich der Hoffnung hin, daß der berühmte Mann dem Rufe
folgen wird, wenn er sich auch nicht verschweigen kann, daß daS Deutsche
Reich dadurch eine herbe Einbuße erleidet.

Auch »och eine andere kleine Freude hat der Herzog seinem getreuen
Mentor zugedacht. Zwar die Aufforderung desselben, katholisch zu werden,
hat er unter dem Vorwände, anderweitig schon zu stark in Anspruch genommen
zu sein, ablehnend beantwortet, jedoch soll er beschlossen haben, auS besonderer
Dankbarkeit für den bewährten Centrumsführcr, das ihm jetzt entbehrlich
gewordene Königreich Hannover dem heiligen Vater als weltliches Besitzthnm
z» schenken. „Ich habe" — soll er gesagt haben — „genug an Eumberland
und Braunschweig".

Wir bitten aber, hiervon nichts an Rom zu verrathen, da cs sich »in
einen Ausbau zu Weihnachten handelt.

Zn Rom ist vor kurzem die erste Kegelbahn eröffnet worden.

Gott sei Dank, so kommt doch endlich einmal dort die Kugel in's Rollen.

Natürlich Molle.

Wie hat Sir Moses Montefiore (der alte Blnmberg ans Deutsch),
der bei seinen hundert Jahren »och so frisch wie ein Jüngling ist, es zu
einem so hohen und dabei rüstigen Alter gebrachte

Dadurch — lautet die einfache Antwort eines Jägerianers — daß er
inimer in der Wolle gesessen hat.
 
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