DOI Heft:
Hefte 22-26, Juni 1900
DOI Seite / Zitierlink: https://doi.org/10.11588/diglit.2280#0247
Ur. 22
iS er l in, dkl, 3. Zn»! 1900.
liii. Jahrgang.
MchenKalender.
Montag, den 4. Juni.
Eugen macht ein betrübtes Gesicht:
Was jetzt verlautet, gefällt ihm nicht.
Dienstag, den 8. Anni.
Man meint, die VorbereitungSzeit
Für die Neichstagswahlcn dehnt
sich zu weit.
Mittwoch, den <!. Anni.
Mau will sie verkürzen mit Recht
und Fug,
Zwei Wochen, so meint man, sind
genug.
UochenKaleicker.
Donnerstag, den 7. Juni.
Eugen spricht: „Für die Agitation
Zwei Wochen? Das ist doch der
reine Hohn!
Freitag, den 8. Anni.
Kommt'S so, dann jage ich meinerseits:
Die Wahlen verlieren ihren Reiz.
Sonnabend, den 9. Anni.
Wenn der fröhliche Wahlradau dabei
fehlt,
Wozu wird dann noch zum Reichs-
tag gewählt?"
Kladderadatsch.
Dieses Blatt erscheint täglich mit Ausnahme der Wochentage.
Man bestellt bei den Poftanstalten des In- und Auslandes,
sowie in den Buchhandlungen.
Der vierteljährliche Bezugspreis für dieses Blatt mit sämmtlichen
Beilagen beträgt für In- und Ausland 2 M. 25 Pf. ohne Porto.
Einzelne Nummer 20 Pf.
A u m
sjwu frohes Fest, in dessen Tagen
So. gern einmal der Mensch vergißt,
Was ihn bedrückt sonst, last dir sagen,
Daß sehr du uns willkommen bist.
Nun wir dich endlich nahen sehen,
Sind gleich wir alle Sorgen los,
Und das ist gut, denn wir gestehen:
Der letzten Wochen Oual war grost.
Wenn heiß für 'Sittlichkeit entbrennen
Agrarier, wenn ste ernst und schlicht
Zur Keuschheit mahnen, mag man s nennen
Originell, doch schön ist's nicht.
Wenn für die unerfahrne Jugend
Herr Groeber tritt mit Nachdruck ein,
Für frühbedrohte Müdchentugend,
Ko kann das keinen recht erfreun.
Wie hat in unerhörter Weife
Der Wonnemond uns dann gequält!
Kein Dichter fang seinem Preise,
Denn jeder Mn hat ihm gefehlt.
Wohl felten hat in dentfchen Fanden
So schäbig sich gezeigt der Mai;
Doch das auch ist nun Überstunden,
Mit seiner Herrschaft ist's vorbei.
Gottlob, nun wird es bester werden:
Der liebe Roscnmond begann.
Gr zeige uns, dast man auf Erden
Erfreuliches noch schauen kann.
Und du, o Fest, in dessen Tagen
So gern einmal der Mensch vergißt,
Was ihn bedrückt sonst, last dir sagen,
Dast sehr du uns willkommen bist.
Kladderadatsch.
iS er l in, dkl, 3. Zn»! 1900.
liii. Jahrgang.
MchenKalender.
Montag, den 4. Juni.
Eugen macht ein betrübtes Gesicht:
Was jetzt verlautet, gefällt ihm nicht.
Dienstag, den 8. Anni.
Man meint, die VorbereitungSzeit
Für die Neichstagswahlcn dehnt
sich zu weit.
Mittwoch, den <!. Anni.
Mau will sie verkürzen mit Recht
und Fug,
Zwei Wochen, so meint man, sind
genug.
UochenKaleicker.
Donnerstag, den 7. Juni.
Eugen spricht: „Für die Agitation
Zwei Wochen? Das ist doch der
reine Hohn!
Freitag, den 8. Anni.
Kommt'S so, dann jage ich meinerseits:
Die Wahlen verlieren ihren Reiz.
Sonnabend, den 9. Anni.
Wenn der fröhliche Wahlradau dabei
fehlt,
Wozu wird dann noch zum Reichs-
tag gewählt?"
Kladderadatsch.
Dieses Blatt erscheint täglich mit Ausnahme der Wochentage.
Man bestellt bei den Poftanstalten des In- und Auslandes,
sowie in den Buchhandlungen.
Der vierteljährliche Bezugspreis für dieses Blatt mit sämmtlichen
Beilagen beträgt für In- und Ausland 2 M. 25 Pf. ohne Porto.
Einzelne Nummer 20 Pf.
A u m
sjwu frohes Fest, in dessen Tagen
So. gern einmal der Mensch vergißt,
Was ihn bedrückt sonst, last dir sagen,
Daß sehr du uns willkommen bist.
Nun wir dich endlich nahen sehen,
Sind gleich wir alle Sorgen los,
Und das ist gut, denn wir gestehen:
Der letzten Wochen Oual war grost.
Wenn heiß für 'Sittlichkeit entbrennen
Agrarier, wenn ste ernst und schlicht
Zur Keuschheit mahnen, mag man s nennen
Originell, doch schön ist's nicht.
Wenn für die unerfahrne Jugend
Herr Groeber tritt mit Nachdruck ein,
Für frühbedrohte Müdchentugend,
Ko kann das keinen recht erfreun.
Wie hat in unerhörter Weife
Der Wonnemond uns dann gequält!
Kein Dichter fang seinem Preise,
Denn jeder Mn hat ihm gefehlt.
Wohl felten hat in dentfchen Fanden
So schäbig sich gezeigt der Mai;
Doch das auch ist nun Überstunden,
Mit seiner Herrschaft ist's vorbei.
Gottlob, nun wird es bester werden:
Der liebe Roscnmond begann.
Gr zeige uns, dast man auf Erden
Erfreuliches noch schauen kann.
Und du, o Fest, in dessen Tagen
So gern einmal der Mensch vergißt,
Was ihn bedrückt sonst, last dir sagen,
Dast sehr du uns willkommen bist.
Kladderadatsch.