Aichstetten. 1t.: Das „Neue Münchener
Tagblatt" (Nr. 193) berichtet über die Ver-
mählung des Prinzen Rupprccht und der
Prinzessin Marie Gabriele: „Gegen 12 Uhr
war die Vermählüngsfeier beendet und die aller-
höchsten Herrschaften und Hochzeitsgästc begaben
sich wieder in seierlichem Zuge, wobei die Neu-
vermählten neben einander gingen, in die Ge-
mächer des Königsbanes zurück, wo im Thron-
saale, wie bei der Hochzeit der Prinzessin
Mathilde, ein Huldigungsakt stallfand und
auch das Protokoll über die Eheschließung von
den Trauerzeugen unterzeichnet wurde." Da eS
sich um eine Heirath aus reiner Neigung handelt,
erscheint der Ausdruck „Traucrzeugen" ganz un-
passend.
Berleburg. R.: In Nr. 55 der „Willgen-
sleiner Zeitung" macht der Magistrat von Laasphe
bekannt, dasi die dortige Polizcidienerstelle
sofort zu besehen ist, und bemerkt dabei: „Die
Anstellung erfolgt nach zufriedenstellender sechs-
monatlicher Probedienstzeil auf Lebenszeit mit
dreimonatlicher Kündigung." Dem Manne soll
also offenbar drei Monate vor seinem Tode ge-
kündigt werden. Ist das aber nicht überflüssig
und auch etwas grausam?
Berlin. G. R.: Die „Marienburger Ztg."
(Nr. 108, schreibt: „Neusahrwasser, 13. Juli.
Im Hajen herrscht gegenwärtig recht reges Leben.
Mehrere große Erzdampser, welche mit den Bcrg-
werksdistriktcn Finnlands, besonders aber ans
Lulca hier eingetrosfen sind, laden ihre Schätze
hier ab, um daun leer wieder nach dem bottnischen
Meerbusen znrückzudampskn." Wenn die Finn-
länder wirklich de» Export von ganzen Bergwerls-
districlcn dnloeit, so handeln sie sehr leichtsinnig.
Bonn. R. K.: Die „Bonner Zeitung"
(Nr. 163) schreibt: „Der dcnlichc Gesandte soll
baldigst zusammen mit dem Dolmetscher Freiherr»
von der Goltz, der zu kurzem Urlaub in Dentjch-
land eingetrosfen war, nach China abrcisen und,
wenn er bei seiner Ankunst Peking noch nicht
findet, znnächst in Talu bleiben." Wenn cs sich
nur darum handelte, Peking ausznfinden, so wäre
die Sacke nicht so schwierig, wie sie setzt leider ist.
Cassel. A.: In, „Casjelcr Tageblatt und
Anzeiger" (Nr. 187) liest man solgcnde
„Bekanntmachung. Ich bringe hiedurch zur
öffentlichen Kenntnis!, daß unter der Steuer-
behörde, welcher die durch S 25 Absatz 3 des
Rnchsstcmpelgcsctzcs vom 14. Juni 1900 der
Aufsicht der Steuerbehörde »nlersicltlcn gewerbs-
mäßigen Vermittler von Welten der im Ab-
satz 2 daselbst und in S 23 dieses Gesetzes be-
zcichneten Art nach Ziffer 56 der dazu erlassenen
Ausführungsbestimmungen de-- Bundcsraths
ibren Gewerbebetrieb binnen 14 Tagen nach der
Eröffnung und bei einer Eröffnung vor dem
1. Juli 1900 bis zum 15. dieses Monats an-
znzcigen haben, das Haupl-Stencramt oder Haupt-
zollamt zu verstehen ist, in welchem sie ihre Ge-
schäftslocale haben. Cassel, den 6. Juli 1900.
werbsmäßigc Vermittler von Wellen, die mit
diesem Satz nicht scrlig werden können, lhun wohl
daran, ihn in die Sommerfrische milzunchmen
und dort in aller Ruhe zu stndiren. — A.: Die
Meldung, daß die Gräfin Somsich, Tochter
des österreichisch-ungarischen Bvlschaslers v. Szö-
g 1)5nl), in Berlin von einer „durchgegangenen
Droschke" überfahren und leicht verletzt worden
sei, findet sich in allen Blättern, muß also doch
wohl begründet sein. Offenbar handelt cs sich
um eine der allmählich in Gebrauch lommenden
Motor-Droschken, die bei ungenügender Aus-
merksamkeil des Führers leicht durchgehen.
Coblcnz. 3.: lieber den Besuch von Ober-
ammergau wird in Nr. 28 der „Hvlcl-Rcvnc"
gesagt: „Es ist anzurathen, sich einen Tag vor
der Ankunst Logis zu sichern. Der Preis mit
Passion beträgt 12—20 M. für die Person." Daß
das Eintrittsgeld für das Passionsjpicl gleich mit
auf die LogiSrechnung gesetzt wird, entspricht ganz
dem geschäslsinäßigen Charakter, den die Sache
schon lange angenommen hat.
Dessau. N.: Warum soll Rudolf Licbisch
nicht in Nr. 163 des „Anhaltischen Staats-An-
zeigers" sagen, daß in der Pariser Ausstellung
elegante Herren in Frack und weißer Cravallc
wandeln, „mit dem Okapeau-bas aus dem wohl-
srisirlcn Kopf rejp. unter dem Arm?" Chapp.au
bas ist, von der anderen Bedeutung abgesehen,
der ganz richtige Ausdruck für „Klapphut".
Dippoldöwaldc. N: Im „Dresdner An-
zeiger" (Nr. 170) liest man: „Sommer-
wohnungen für Ruhebedürftige. Station
S ei fers d o rs im R a ben a u c r G r n nd e. 1 Bahn-
slnndc von Dresden, an Hainsberg-Kipsdorfer
Linie, sind in der direkt am Walde, 400 in über
der Ostsee gelegenen Villa 1900 einzelne Zimmer
sowie eine Etage, möblirl, zu vermielhen." Ein
Gebäude, in dem neunzehnhundert einzelne Zimmer
abzngeben sind, wird do.li wohl richtiger ein Schloß
genannt und nicht eine Villa.
Eisenach. M.: In der „Franlsnrter Ztg."
(Nr. 190) findet sich solgcnde Anzeige: „Israel.
Heirath! Vorurtheilsf. j. Mann, tüchtig, angen.
Aeußere, Inh. ein. rcntabl. Engrosgeschnsls, sucht
sich zu verh. Bei enljpr. Vermögen wird über
etwaige Defekte, Jugendvcrirrnnge» -e. hinweg-
gesehen. Discrclion zugcs. Nichlkonvcnir. Offert,
werden sos. rclvnrnirt. Off. n. 27 292 an die
Exped. d. Bl." Um dieses Inserat hat der vvr-
nrthcilssrcie junge Mann die „Vojsische Zeilnng"
in der schnödesten Weise bemogelt. Es muß ein
Gesetz erlassen werden, daß jedesmal, wenn eine
derartige Anzeige in einem anderen Blatte cr-
scheinl, die Besitzer der Tante Vos, den Ersatz
der ihnen entgangenen Jnscriionsgebühren fordern
können.
Fchrbellin. B.: In der „Fehrbetlincr Ztg."
(Nr. 56t macht F. B. bekannt: , Den geehrten
Lesern der „Fchrbclliner Zeitung" sowie der öffent-
lichen Meinung hiermit die ergebene Millheilnng,
daß ich infolge meines Eingesandts ans dem
Männcr-GAangverein ausgeschlossen worden bin,
ohne mich vorher gehört zu haben." Wenn F. B.
's» taub ist, daß er seine eigene Slimine nicht
hören kann, was will er d» in einem Gesang-
Frankenberg i. S. P. B.: Im „Franken-
'bcrger Tageblatt" (Nr. 162) wird angezeigt:
„I gesundes Schwein, guter Fresser, ist
krankheitshalber zu verkaufen." Ist das Schwein
gesund, so kann es nicht krank, ist eS aber krank,
so kann es nicht gesund sein.
Frankfurt n. C. F.: Die „Franksnr
Oder-Zeilnng" (Nr. 159) meldet ans Ungar
„In Nagh-Bocskeret crlranken im Laufe der
vorigen Woche über 100 Personen am Sonnen-
stich." Man merkt, daß die Hnndslage kommen.
Güstrow. W. Z.: In der „Güstrower Ztg."
ird angezeigt: „Heirath! Pensionär, Willwer,
evangelisch, wünscht sich wieder zu verheirathen.
Dame, ledige Wittwc, hoch in den Dreißigern
bis 45 Jahre, einfacher Bürgerstand. Vermögens
angabc. Ernstgemeinte Angebote unter A. Z. 1900
postlagernd Swine münde." Gibt es in Mecklen-
burg viele.Damen, die Wittwen und zugleich vcr
heirathet sind?
Halle. W : In der „Deutschen Zeitung"
(Nr. 159) zeigt die „Deutsche Ost-Afrika-Linic"
in Hamburg an: „Am 25. August a. c. wird
expcdirt: „Extra-Dampser „General", l
Zemlin. Bon Hamburg via Kissing
'"ssabon und Las Palmas nach Durl
d Delagoabap, Capstadt für Passag
anlausend." Das Anlaufen von Kissingen
scheint ebenso schwierig wie zwecklos.
Hamburg. O.: Der „General-Anzeiger
für Hamburg-Altona" (Nr. 155) sagt in einem
Artikel über Volkskindergärten: „Vor allen
Dingen aber müßten unsere kinderlosen Ehe-
sranen und Jungfrauen hier ein schönes Feld
i thalkräftiger Hilfe finden." Hoffentlich sind
e Hamburger Jungfrauen alle kinderlos.
Hannover. N.: Der „Magdeburgischen
Zeitung" (Nr. 3441 wird au» Gmunden ge-
schrieben: „In liannvverjchen Kreisen verlautet,
der Herzog- von Cumberland werde dem deutschen
" aijer von seiner erfolgten Vermählung in der
regierenden Häusern üblichen Form Mil-
Iheilunq machen." Da der Herzog schon seit
mehr als zwanzig Jahren vcrheiraihct ist, würde
das ein wenig spät lommcn. — D.: Unter den
Ossieicren, die dem I. Ersatz-See-Bataillon zu-
gelheill worden sind, zählt die „Deutsche Zeitung"
(Nr. 156) ans: Griot, kgl. baner. Oblt. i.
3. Ins. Ngt. nach ersolglem Ausscheiden aus
König!. Baper. Diensten a. Oberst, mit seinem
Patent vom 7. November 1806." Bei den
günstigen Avancemenlsverhällnisjen, die seit
längerer Zcil im deulschcn Heere herrschen, er-
scheint ein Patent von jo altem Dalnm auf-
'fallcnd.
Heidelberg. I.: Der Obcrrheiniiche Jüng-
lingsbund hat am 8. Juli in Karlsruhe sein
5. Jahresscst gefeiert. Das „Heidelberger
Fremdenblatl" (?kr. 71) berichlcl darüber: „In
der dichtgedrängten Stadlkirche hielt Herr Obcr-
consistorialralhv.v. Braun Slullgarldiegeistes-
mäßige Festpredigt" Der Ausdruck „gcistcs-
mäßig" ist in Nvrddcntschland nicht gcbräiichlich;
sehr anckkennend scheint er nicht zu sein.
Heilvroiiu. F.: In einer Notiz über die
Lage in China sagt die „Neckar-Zeitung"
(Nr. 155) sehr hübsch: „Die Bcsürchtung, das,
auch hier wieder der stolze Albion den Fricdcn-
slörer spielen und namentlich Deutschland in
jeder Beziehung so gut wie möglich hintansetzen
werde, scheint demnach keine ganz unbegründete."
Hclmstcdt. Stammtisch: Prosit!
Herford. F. S.: Sic bemängeln cs, daß
daS „Hcrsorder Kreisblatt" (Nr. 159) schreibt:
„Gras Bülow ist gestern Abend nach Kiel
abgereift, um dem Kaiser noch einmal Vortrag
zu halten, der voraussichtlich morgen einen kurzen
Ansslug in die Nordsee anlritt." Gewiß ist das
nicht gut auSgedrückt, aber cs ist doch nicht mög-
lich, den Relativsatz auch nur formell ans das
Wort „Vortrag" zu beziehen. “
Hörde. N. : In der „Dorlmnuder Zeitung"
(Nr. 331) zeigt die Hebamme Frau Lohmann
an: „Nach 6 inonntlichein Kursus in der königl.
Univ.-Franenklinik und Hebammen-Lehranstalt
zu Marburg lasse ich mich in Altendcrne und
Umgegend nieder." Frau Lol,mann muß einen
kolossalen Umsang haben.
Insterburg. G. E.: Die „Königsberger
Allgemeine Zcining" (Nr. 323) lheill mit: „Wi-
der „Berliner Lokal-Anzeiger" erfährt, ist Julie
Serda vom Dresdener Hoslhcatcr dazu aus-
erschen, im Berliner Lcs)i»g-Theaier die
Maricke in Hermann Sud er man ns neuem
Schauspiel „Johannisfeuer" zu krciren. Die
Künstlerin soll diese Rolle in den ersten dreißig
Jahren spielen, vorausgesetzt, daß sie von der
Dresdener Hostheater-Intendanz den hierzu er-
sorderlichcn Urlaub eil,alt." Ein Urlaub von
dreißig Jahren wäre allerdings etwas Un-
gewöhnliches.
Karlsruhe. R.: Im „Karlsruher Tagblatt"
wird angezeigt: „Belforistraße 8, nächst der
Westendstraße, ist das Hochparterre, ans 6 Zimmern,
Bad,' Speisekammer und sonstigem reichlichen Zu-
behör bestehend, ans sofort, ans Wunsch auch aus
früher zu. vermielhen." Mehr Enlgegenlomnicn
können doch Mielhcr nicht verlangen! — H.: Die
„Badische Presse" (Nr. 16l) erhält aus Sinitgarl
einen Bericht über ein Atlentat ans die Soubiclte
Frl. Saccnr. Darin wird gesagt: „Der von
dem Aitenläter sortgeworfeuc ßcevolvcr cnthic»
noch 3 scharfe Patronen von 5 Cenlimeler Caliber."
Ter Revolver muß ja eine wahre Donnerbüchse
sein. — In derselben Nr. wird ans Murg bc-
richtcl: „AIS vorgestern Nachmittag Herr Grcnz-
ausseher 3!ebstein mit Kirschenpflücken beschäsiigt
war, brach die Letter nnlcr seinen Fußen zn-
lammen und Rebstock stürzte zu Boden." Es
kommt ja vor, daß jemand mit Erlanbniß des
Regierungspräsidenten einen andern Namen an-
nimmt, aber Herr Rebsiein kann das doch nicht
in dem Moment gcthan haben, wo die Leiter
unter ihm zusammenbrach.
jiyrit». B.: In einem Artikel des „Kreis-
blatts sür die Wejiprignitz" (Nr. 155) heißt es:
„Das erste, was ein junges Menschenkind mit
Bewußtsein thut, ist, daß es seiner Mutier ent-
gegen jaucht." Ein wunderlicher Ausdruck.
Leipzig. P.: Im „Leipziger Tageblatt und
Anzeiger" lNr. 351) wird von den Lehren deS
Conjucins gesprochen und gesagt: „Dabei wird
vollständig übersehen, daß dieser erhabene Geist
seit 2Vi Jahrhunderten tobt ist." Cnllnrgeschichte
schwach! — T.: Das „Leipziger Salonblatt"
vom 14. Juli sagt von dem Circus Barnum
-V Baile 1): „Die Ncbenausslcllnng, welche sür
sünszig Pfennig besonders zu sehen ist, bietet
sür das wenige Weib ganz Schenswerlhes, wir
können nicht begreifen, wie man an dem Verlangen
dieses opulus Anstoß nehmen kann." Diese
sächsische Form klingt sehr gemülhlich und an-
sprechend. — 3i: Die Mitglieder der Handels-
gesellschaft H. Reiß & Co. in Leipzig sind wegen
unlaulcrn Wettbewerbs angcklagt worden. In
dieser Sache hat nach den „Leipziger Neuesten
Nachrichten" (Nr. 193) der vierte Cwilsenal des
Tagblatt" (Nr. 193) berichtet über die Ver-
mählung des Prinzen Rupprccht und der
Prinzessin Marie Gabriele: „Gegen 12 Uhr
war die Vermählüngsfeier beendet und die aller-
höchsten Herrschaften und Hochzeitsgästc begaben
sich wieder in seierlichem Zuge, wobei die Neu-
vermählten neben einander gingen, in die Ge-
mächer des Königsbanes zurück, wo im Thron-
saale, wie bei der Hochzeit der Prinzessin
Mathilde, ein Huldigungsakt stallfand und
auch das Protokoll über die Eheschließung von
den Trauerzeugen unterzeichnet wurde." Da eS
sich um eine Heirath aus reiner Neigung handelt,
erscheint der Ausdruck „Traucrzeugen" ganz un-
passend.
Berleburg. R.: In Nr. 55 der „Willgen-
sleiner Zeitung" macht der Magistrat von Laasphe
bekannt, dasi die dortige Polizcidienerstelle
sofort zu besehen ist, und bemerkt dabei: „Die
Anstellung erfolgt nach zufriedenstellender sechs-
monatlicher Probedienstzeil auf Lebenszeit mit
dreimonatlicher Kündigung." Dem Manne soll
also offenbar drei Monate vor seinem Tode ge-
kündigt werden. Ist das aber nicht überflüssig
und auch etwas grausam?
Berlin. G. R.: Die „Marienburger Ztg."
(Nr. 108, schreibt: „Neusahrwasser, 13. Juli.
Im Hajen herrscht gegenwärtig recht reges Leben.
Mehrere große Erzdampser, welche mit den Bcrg-
werksdistriktcn Finnlands, besonders aber ans
Lulca hier eingetrosfen sind, laden ihre Schätze
hier ab, um daun leer wieder nach dem bottnischen
Meerbusen znrückzudampskn." Wenn die Finn-
länder wirklich de» Export von ganzen Bergwerls-
districlcn dnloeit, so handeln sie sehr leichtsinnig.
Bonn. R. K.: Die „Bonner Zeitung"
(Nr. 163) schreibt: „Der dcnlichc Gesandte soll
baldigst zusammen mit dem Dolmetscher Freiherr»
von der Goltz, der zu kurzem Urlaub in Dentjch-
land eingetrosfen war, nach China abrcisen und,
wenn er bei seiner Ankunst Peking noch nicht
findet, znnächst in Talu bleiben." Wenn cs sich
nur darum handelte, Peking ausznfinden, so wäre
die Sacke nicht so schwierig, wie sie setzt leider ist.
Cassel. A.: In, „Casjelcr Tageblatt und
Anzeiger" (Nr. 187) liest man solgcnde
„Bekanntmachung. Ich bringe hiedurch zur
öffentlichen Kenntnis!, daß unter der Steuer-
behörde, welcher die durch S 25 Absatz 3 des
Rnchsstcmpelgcsctzcs vom 14. Juni 1900 der
Aufsicht der Steuerbehörde »nlersicltlcn gewerbs-
mäßigen Vermittler von Welten der im Ab-
satz 2 daselbst und in S 23 dieses Gesetzes be-
zcichneten Art nach Ziffer 56 der dazu erlassenen
Ausführungsbestimmungen de-- Bundcsraths
ibren Gewerbebetrieb binnen 14 Tagen nach der
Eröffnung und bei einer Eröffnung vor dem
1. Juli 1900 bis zum 15. dieses Monats an-
znzcigen haben, das Haupl-Stencramt oder Haupt-
zollamt zu verstehen ist, in welchem sie ihre Ge-
schäftslocale haben. Cassel, den 6. Juli 1900.
werbsmäßigc Vermittler von Wellen, die mit
diesem Satz nicht scrlig werden können, lhun wohl
daran, ihn in die Sommerfrische milzunchmen
und dort in aller Ruhe zu stndiren. — A.: Die
Meldung, daß die Gräfin Somsich, Tochter
des österreichisch-ungarischen Bvlschaslers v. Szö-
g 1)5nl), in Berlin von einer „durchgegangenen
Droschke" überfahren und leicht verletzt worden
sei, findet sich in allen Blättern, muß also doch
wohl begründet sein. Offenbar handelt cs sich
um eine der allmählich in Gebrauch lommenden
Motor-Droschken, die bei ungenügender Aus-
merksamkeil des Führers leicht durchgehen.
Coblcnz. 3.: lieber den Besuch von Ober-
ammergau wird in Nr. 28 der „Hvlcl-Rcvnc"
gesagt: „Es ist anzurathen, sich einen Tag vor
der Ankunst Logis zu sichern. Der Preis mit
Passion beträgt 12—20 M. für die Person." Daß
das Eintrittsgeld für das Passionsjpicl gleich mit
auf die LogiSrechnung gesetzt wird, entspricht ganz
dem geschäslsinäßigen Charakter, den die Sache
schon lange angenommen hat.
Dessau. N.: Warum soll Rudolf Licbisch
nicht in Nr. 163 des „Anhaltischen Staats-An-
zeigers" sagen, daß in der Pariser Ausstellung
elegante Herren in Frack und weißer Cravallc
wandeln, „mit dem Okapeau-bas aus dem wohl-
srisirlcn Kopf rejp. unter dem Arm?" Chapp.au
bas ist, von der anderen Bedeutung abgesehen,
der ganz richtige Ausdruck für „Klapphut".
Dippoldöwaldc. N: Im „Dresdner An-
zeiger" (Nr. 170) liest man: „Sommer-
wohnungen für Ruhebedürftige. Station
S ei fers d o rs im R a ben a u c r G r n nd e. 1 Bahn-
slnndc von Dresden, an Hainsberg-Kipsdorfer
Linie, sind in der direkt am Walde, 400 in über
der Ostsee gelegenen Villa 1900 einzelne Zimmer
sowie eine Etage, möblirl, zu vermielhen." Ein
Gebäude, in dem neunzehnhundert einzelne Zimmer
abzngeben sind, wird do.li wohl richtiger ein Schloß
genannt und nicht eine Villa.
Eisenach. M.: In der „Franlsnrter Ztg."
(Nr. 190) findet sich solgcnde Anzeige: „Israel.
Heirath! Vorurtheilsf. j. Mann, tüchtig, angen.
Aeußere, Inh. ein. rcntabl. Engrosgeschnsls, sucht
sich zu verh. Bei enljpr. Vermögen wird über
etwaige Defekte, Jugendvcrirrnnge» -e. hinweg-
gesehen. Discrclion zugcs. Nichlkonvcnir. Offert,
werden sos. rclvnrnirt. Off. n. 27 292 an die
Exped. d. Bl." Um dieses Inserat hat der vvr-
nrthcilssrcie junge Mann die „Vojsische Zeilnng"
in der schnödesten Weise bemogelt. Es muß ein
Gesetz erlassen werden, daß jedesmal, wenn eine
derartige Anzeige in einem anderen Blatte cr-
scheinl, die Besitzer der Tante Vos, den Ersatz
der ihnen entgangenen Jnscriionsgebühren fordern
können.
Fchrbellin. B.: In der „Fehrbetlincr Ztg."
(Nr. 56t macht F. B. bekannt: , Den geehrten
Lesern der „Fchrbclliner Zeitung" sowie der öffent-
lichen Meinung hiermit die ergebene Millheilnng,
daß ich infolge meines Eingesandts ans dem
Männcr-GAangverein ausgeschlossen worden bin,
ohne mich vorher gehört zu haben." Wenn F. B.
's» taub ist, daß er seine eigene Slimine nicht
hören kann, was will er d» in einem Gesang-
Frankenberg i. S. P. B.: Im „Franken-
'bcrger Tageblatt" (Nr. 162) wird angezeigt:
„I gesundes Schwein, guter Fresser, ist
krankheitshalber zu verkaufen." Ist das Schwein
gesund, so kann es nicht krank, ist eS aber krank,
so kann es nicht gesund sein.
Frankfurt n. C. F.: Die „Franksnr
Oder-Zeilnng" (Nr. 159) meldet ans Ungar
„In Nagh-Bocskeret crlranken im Laufe der
vorigen Woche über 100 Personen am Sonnen-
stich." Man merkt, daß die Hnndslage kommen.
Güstrow. W. Z.: In der „Güstrower Ztg."
ird angezeigt: „Heirath! Pensionär, Willwer,
evangelisch, wünscht sich wieder zu verheirathen.
Dame, ledige Wittwc, hoch in den Dreißigern
bis 45 Jahre, einfacher Bürgerstand. Vermögens
angabc. Ernstgemeinte Angebote unter A. Z. 1900
postlagernd Swine münde." Gibt es in Mecklen-
burg viele.Damen, die Wittwen und zugleich vcr
heirathet sind?
Halle. W : In der „Deutschen Zeitung"
(Nr. 159) zeigt die „Deutsche Ost-Afrika-Linic"
in Hamburg an: „Am 25. August a. c. wird
expcdirt: „Extra-Dampser „General", l
Zemlin. Bon Hamburg via Kissing
'"ssabon und Las Palmas nach Durl
d Delagoabap, Capstadt für Passag
anlausend." Das Anlaufen von Kissingen
scheint ebenso schwierig wie zwecklos.
Hamburg. O.: Der „General-Anzeiger
für Hamburg-Altona" (Nr. 155) sagt in einem
Artikel über Volkskindergärten: „Vor allen
Dingen aber müßten unsere kinderlosen Ehe-
sranen und Jungfrauen hier ein schönes Feld
i thalkräftiger Hilfe finden." Hoffentlich sind
e Hamburger Jungfrauen alle kinderlos.
Hannover. N.: Der „Magdeburgischen
Zeitung" (Nr. 3441 wird au» Gmunden ge-
schrieben: „In liannvverjchen Kreisen verlautet,
der Herzog- von Cumberland werde dem deutschen
" aijer von seiner erfolgten Vermählung in der
regierenden Häusern üblichen Form Mil-
Iheilunq machen." Da der Herzog schon seit
mehr als zwanzig Jahren vcrheiraihct ist, würde
das ein wenig spät lommcn. — D.: Unter den
Ossieicren, die dem I. Ersatz-See-Bataillon zu-
gelheill worden sind, zählt die „Deutsche Zeitung"
(Nr. 156) ans: Griot, kgl. baner. Oblt. i.
3. Ins. Ngt. nach ersolglem Ausscheiden aus
König!. Baper. Diensten a. Oberst, mit seinem
Patent vom 7. November 1806." Bei den
günstigen Avancemenlsverhällnisjen, die seit
längerer Zcil im deulschcn Heere herrschen, er-
scheint ein Patent von jo altem Dalnm auf-
'fallcnd.
Heidelberg. I.: Der Obcrrheiniiche Jüng-
lingsbund hat am 8. Juli in Karlsruhe sein
5. Jahresscst gefeiert. Das „Heidelberger
Fremdenblatl" (?kr. 71) berichlcl darüber: „In
der dichtgedrängten Stadlkirche hielt Herr Obcr-
consistorialralhv.v. Braun Slullgarldiegeistes-
mäßige Festpredigt" Der Ausdruck „gcistcs-
mäßig" ist in Nvrddcntschland nicht gcbräiichlich;
sehr anckkennend scheint er nicht zu sein.
Heilvroiiu. F.: In einer Notiz über die
Lage in China sagt die „Neckar-Zeitung"
(Nr. 155) sehr hübsch: „Die Bcsürchtung, das,
auch hier wieder der stolze Albion den Fricdcn-
slörer spielen und namentlich Deutschland in
jeder Beziehung so gut wie möglich hintansetzen
werde, scheint demnach keine ganz unbegründete."
Hclmstcdt. Stammtisch: Prosit!
Herford. F. S.: Sic bemängeln cs, daß
daS „Hcrsorder Kreisblatt" (Nr. 159) schreibt:
„Gras Bülow ist gestern Abend nach Kiel
abgereift, um dem Kaiser noch einmal Vortrag
zu halten, der voraussichtlich morgen einen kurzen
Ansslug in die Nordsee anlritt." Gewiß ist das
nicht gut auSgedrückt, aber cs ist doch nicht mög-
lich, den Relativsatz auch nur formell ans das
Wort „Vortrag" zu beziehen. “
Hörde. N. : In der „Dorlmnuder Zeitung"
(Nr. 331) zeigt die Hebamme Frau Lohmann
an: „Nach 6 inonntlichein Kursus in der königl.
Univ.-Franenklinik und Hebammen-Lehranstalt
zu Marburg lasse ich mich in Altendcrne und
Umgegend nieder." Frau Lol,mann muß einen
kolossalen Umsang haben.
Insterburg. G. E.: Die „Königsberger
Allgemeine Zcining" (Nr. 323) lheill mit: „Wi-
der „Berliner Lokal-Anzeiger" erfährt, ist Julie
Serda vom Dresdener Hoslhcatcr dazu aus-
erschen, im Berliner Lcs)i»g-Theaier die
Maricke in Hermann Sud er man ns neuem
Schauspiel „Johannisfeuer" zu krciren. Die
Künstlerin soll diese Rolle in den ersten dreißig
Jahren spielen, vorausgesetzt, daß sie von der
Dresdener Hostheater-Intendanz den hierzu er-
sorderlichcn Urlaub eil,alt." Ein Urlaub von
dreißig Jahren wäre allerdings etwas Un-
gewöhnliches.
Karlsruhe. R.: Im „Karlsruher Tagblatt"
wird angezeigt: „Belforistraße 8, nächst der
Westendstraße, ist das Hochparterre, ans 6 Zimmern,
Bad,' Speisekammer und sonstigem reichlichen Zu-
behör bestehend, ans sofort, ans Wunsch auch aus
früher zu. vermielhen." Mehr Enlgegenlomnicn
können doch Mielhcr nicht verlangen! — H.: Die
„Badische Presse" (Nr. 16l) erhält aus Sinitgarl
einen Bericht über ein Atlentat ans die Soubiclte
Frl. Saccnr. Darin wird gesagt: „Der von
dem Aitenläter sortgeworfeuc ßcevolvcr cnthic»
noch 3 scharfe Patronen von 5 Cenlimeler Caliber."
Ter Revolver muß ja eine wahre Donnerbüchse
sein. — In derselben Nr. wird ans Murg bc-
richtcl: „AIS vorgestern Nachmittag Herr Grcnz-
ausseher 3!ebstein mit Kirschenpflücken beschäsiigt
war, brach die Letter nnlcr seinen Fußen zn-
lammen und Rebstock stürzte zu Boden." Es
kommt ja vor, daß jemand mit Erlanbniß des
Regierungspräsidenten einen andern Namen an-
nimmt, aber Herr Rebsiein kann das doch nicht
in dem Moment gcthan haben, wo die Leiter
unter ihm zusammenbrach.
jiyrit». B.: In einem Artikel des „Kreis-
blatts sür die Wejiprignitz" (Nr. 155) heißt es:
„Das erste, was ein junges Menschenkind mit
Bewußtsein thut, ist, daß es seiner Mutier ent-
gegen jaucht." Ein wunderlicher Ausdruck.
Leipzig. P.: Im „Leipziger Tageblatt und
Anzeiger" lNr. 351) wird von den Lehren deS
Conjucins gesprochen und gesagt: „Dabei wird
vollständig übersehen, daß dieser erhabene Geist
seit 2Vi Jahrhunderten tobt ist." Cnllnrgeschichte
schwach! — T.: Das „Leipziger Salonblatt"
vom 14. Juli sagt von dem Circus Barnum
-V Baile 1): „Die Ncbenausslcllnng, welche sür
sünszig Pfennig besonders zu sehen ist, bietet
sür das wenige Weib ganz Schenswerlhes, wir
können nicht begreifen, wie man an dem Verlangen
dieses opulus Anstoß nehmen kann." Diese
sächsische Form klingt sehr gemülhlich und an-
sprechend. — 3i: Die Mitglieder der Handels-
gesellschaft H. Reiß & Co. in Leipzig sind wegen
unlaulcrn Wettbewerbs angcklagt worden. In
dieser Sache hat nach den „Leipziger Neuesten
Nachrichten" (Nr. 193) der vierte Cwilsenal des