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Ur. 14

ßerltit, den 3. April 1904

lvii. Jahrgang

Mcheukaleiider

Montag, den 4. April

O Höflichkeit, wo geblieben
Bist du in der Zeilen Laus?
Gesagt jetzt wird und geschrieben.
Wobei schon alles hört ans.

Dienstag, den 5. April

Bei Nccensenten und Dichtern
Zuerst warb Roheit beliebt,

Sie jagten sich oft schon nüchtern
Das Scheußlichste, was cs giebt.

Mittwoch, den 6. April

Dann zeigten sich die Rothen
Ganz fürchterlich verroht.

Was die in Dresden boten
Einander — Schvckjchwcrcnoth!

TMjenfkrenüer

Donnerstag, den 7. April

Dann ward in des Reichstags Hallen
Man rücksichtslos und barsch.
Ausdrücke horte man fallen
Die nicht parlainentarsch.

Freitag, den 8. April

Und jetzt gar kommt die Kunde
Bon Schlesien her — o Schreck! —

Daß selbst aus geistlichem Munde
Wird bombardiert mit Dreck.

Sonnabend, den 9. April

Vielleicht — doch will ich mich hüten.
Zu hoffnungsvoll zu sein —

Vielleicht mit den Herrn Jesuiten
Zieht Höflichkeit wieder ein.

Kladderadat^ ch

Dieses Blatt erscheint täglich mit Ausnahme der Wochentage.
Man bestellt bei den Postanstaltcn des In- und Auslandes,
sowie in den Buchhandlungen.

Der vierteljährliche Bezugspreis für dieses Blatt mit sämmtlichen
Beilagen beträgt für In- und Ausland 2 M. 25 Pf. ohne Porto.

Einzelne Nummer 20 Pf.

Alle Rechte für sämmtliche Artikel und Illustrationen Vorbehalten.

Zum fest

Dem Himmel Dank, dass mit dem Schlagen
lm Osten man noch Zeit sieb lässt,

Dass nicht — es wäre zu beklagen —

Uns wird gestört das Osterfest.

Glenn wir von Schlachten nichts vernommen
Bis heut, nicht ist’s der Kämpfer Schuld:

Sie können nicht Zusammenkommen
So schnell, drum bcisst’s: „Geduld, Geduld!“

Geduld, so hörten jüngst wir mahnen
Schon Kuropatkin lauf genug,

JTIs auf der längsten aller Bahnen
Der „Schnellzug“ ihn gen Osten trug.

Zu grossen Chaten schickt, zum heile
Des Russenreichs der Herrscher ihn,

Doch kann er erst noch eine Gleite
Uor seinen ßeil’genbildcrn knien.

Klar ist’s, dass wenig zu berichten
Uorerst es .für die Presse giebt;

IDag sie im sesf nun auch verzichten
Hufs Bügen, das so sehr sie liebt!

0 Glück, nicht wird's uns mächtig schmettern
„Das neuste!“ ins gequälte Ohr,

Und sieht sich einer um nach Blättern,

So kommen sie am Strauch hervor.

Und ganz wie wir darf auch der Russe,
Stellt Ostern später auch sich ein
Bei ihm, dem ruhigen Genüsse
Der Stiertage still sich weibn.

CUirfl auch das Gelbgesicht mitunter
Brisanzgranaten ihm ins Haus,

So macht das die Besatzung munter,

Doch sonst kommt nichts dabei heraus.

Sind wir erst ein’ge ÜJocbcn weiter,

So mögen, wann gedrängt an Mann,

Sich packen die ergrimmten Streiter,

IDit Spannung sieht die Gleit sicb's an.
Glird dann gehauen und geschossen
Glie toll, so sprechen wir erfreut:

„Glie gut, dass wir erst noch genossen
ln Ruh’ die schöne Osterzeit!“

Kladderadatsch
 
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