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Generation an, eben jenem Geschlechte, das die neuen religiös-
kommunistischen Utopien vertritt, die in Oberdeutschland sich zu
Anfang des 16. Jahrhunderts mächtig ausbreiten.
Es ist wohl nicht nötig, die einzelnen Züge dieser Bewegung,
die Wallfahrten, das Auftreten von Propheten, die Unruhen des
Bundschuhes, die ja bekannt genug sind, zu beschreiben. Jener
Ostendorfersche (?) Holzschnitt, der einen solchen Wallfahrtsort
mit den ankommenden Pilgerzügen darstellt, malt aufs anschau-
lichste die ganze glühende Erregung des Volkes aus. Und Alt-
dorfer selber? Es ist bekannt, daß er, an einer der Hauptstätten
der oberdeutschen Wallfahrten wohnend (stand doch das Heilig-
tum der „Schönen Maria" in Regensburg), graphische Blätter ver-
fertigte, die darauf berechnet waren, von dem frommen Pilgervolke
als Andachtsgegenstände gekauft zu werden. Ferner wissen wir,
welche Verehrung er selber der Muttergottes entgegenbrachte. Auf
der Ruhe auf der Flucht von 1510 finden wir die fromme Inschrift:
Albertus (gekürzt) Altdorffer pictor Ratisponensis (ge-
kürzt) in salutem animae (gekürzt) hoc tibi munus diva maria
sacravit corde fideli.
Von der tiefen, ans Mystische grenzenden Inbrunst seiner Andacht
erzählt uns aber vor allem der Holzschnitt B. : ein Mönch, der
vor der h. Jungfrau kniet. In hoher Renaissancehalle (sie ist von
der bekannten öden Art der Dürerschen) tront die Madonna, zu
ihren Füßen hockt, ganz dem Spiele hingegeben, der mandolinen-
spielende Engel. Vor ihr aber kniet in zusammengesunkener Hal-
tung, mit gebeugtem Haupt, gleich wie von düsteren Schauern
durchschüttelt der Mönch. Nichts von der Gleichgültigkeit der
alten Adorantenfiguren des 15. Jahrhunderts ist in diesem Men-
schen, der wirklich Höllenangst und Pein für das Schicksal seiner
Seele empfindet; selbst sein Gewand scheint in den grellen, wie
eingegrabenen Langfalten mit zu beben. Ganz im Geiste der volks-
tümlichen Auffassung der Reformationszeit fleht er die gnadenreiche
Mutter Gottes zum Schutz an gegen das sühneheischende Opfer
ihres Sohnes.
Wie sich also Altdorfer an dem Marienkultus seiner Zeit aus
stärkste beteiligt, so bringt er andererseits auch der Reformation
 
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