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Koch, Alexander [Hrsg.]; Fuchs, Georg [Hrsg.]
Grossherzog Ernst Ludwig und die Ausstellung der Künstler-Kolonie in Darmstadt von Mai bis Oktober 1901: [ein Dokument deutscher Kunst] — Darmstadt, 1901

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https://doi.org/10.11588/diglit.3770#0024

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S5

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dass er entweder schon verrückt sei, oder
dass er doch die grösste Anlage habe, es
sehr bald zu werden.«

Wir müssen es gestehen: erst heute
beginnt diese Anschauung, welche Goethe
schon damals beim Abbruch der Tradition
und Eintreten der Romantik äusserte, sich
bei den Gebildeten zu verbreiten und bei
den Künstlern Nachachtung zu finden. Der
allertollste Karneval der Wohnungs-Maske-
rade liegt kaum hinter uns! Um so bedeut-
samer ist es, um so erfreulicher als Symptom
der Gesundung und des Fortschrittes in der
Nachfolge Goethe's, dass nun auch ein
deutscher Fürst teil nimmt an diesen Be-
strebungen, ja mit der Geberde des Eroberers
die Hand nach dem Banner ausreckte.

Bisher waren im allgemeinen gerade die
Fürsten die eifrigsten Beschützer jener histo-
rischen Richtung der Kunst. Ja in den letzten
Dezennien des Jahrhunderts wurde der Begriff
»moderne Kunst« in nahe Verbindung ge-
bracht mit den Bestrebungen des »Umsturzes«,
und der Klassenkämpfe. Zu dieser Auffassung
mochte das plumpe Vordrängen der vom
aufgeklärten Berlin aus gepriesenen sozialen
Arme-Leute-Malerei und einer verwandten
»naturalistischen« Litteratur Anlass gegeben
haben. Beide Strömungen versiechen wieder.
Ein positives, Formen-findendes Kunst-
Schaffen trat an die Stelle der barbarischen
Tendenz-Malerei mit Feder und Stift. Ein
aufrichtiges Kultur-Bedürfnis ist erwacht
und wendet sich dem' nächstliegenden natur-
gemäss zuerst zu, dem was uns täglich um-
gibt: der Wohnung, dem Geräte, dem Haus!
Gibt es erst einmal eine deutsche Kultur in
solchen Dingen, dann wird allmählich auch
in der Auffassung der anderen Künste ein
ästhetischeres Empfinden freudig erwachen!

Wie gleichzeitig Kaiser Wilhelm II.
auf die modernen Regungen eingeht, die
das deutsche Volk zu einer mächtigen Ent-
faltung seiner Arbeitskraft, seiner Industrie,
seines Verkehrs und Erwerbes ausbilden, wie
Er sich zum Wortführer einer weltumfassen-
den Entwickelung berufen fühlt und so ein

neues wirtschaftliches Kaisertum errichten
will, so weist Grossherzog Ernst Ludwig die
Vorurteile von sich, welche durch entartete
Elemente dem Begriffe »moderne Kunst«
angehängt worden waren, um sie da zu
fördern, wo sie am unmittelbarsten in das
Leben des Volkes eingreift: im Gewerbe!
Und so sehr auch bei oberflächlicher Be-
trachtung die Bestrebungen dieser beiden
blutsverwandten Fürsten nach entgegen-
gesetzten Richtungen zu deuten scheinen, so
besteht doch zwischen ihnen eine innere
Wechselbeziehung tieferer Art, die, als ein
wesentlicher Faktor moderner geistiger Ent-
wickelung, nicht übersehen werden darf.
Denn ganz abgesehen von der geistigen
Bedeutung, welche dem Wollen und Wirken
des Grossherzogs von Hessen innewohnt,
muss auch der erzieherische Wert, den ein
näheres Verhältnis der Gebildeten zur Kunst
und zum geläuterten Kunstgeschmack in
sich birgt und der hierdurch mittelbar be-
dingte politische Vorteil sehr in die Wag-
schale fallen. -»Die werbende Kraft« des
deutschen Volkes soll gehoben werden! Das
ist ein Ruf, der immer lauter und dringender
ertönt, je weiter die Machtstellung des
Deutschen Reiches an allen Meeresküsten sich
ausbreitet. Die Beziehungen des Deutschen
Reiches zum Auslande nehmen immer mäch-
tigere Dimensionen an, und es unterliegt
keinem Zweifel, dass wir erst am Anfange
einer grossen Epoche stehen, welche deutschen
Geist und deutsche Arbeitskraft hinaus rufen
wird in alle Erdteile als Träger der Kultur
und Mehrer des Nationalwohlstandes. Ein
Volk, das sich zu solchen Thaten anschickt,
muss nicht allein Thatkraft und Wissen und
Geld besitzen, sondern auch durch seine an
hervorragender Stelle im Auslande wirksamen
Vertreter eine gewisse »werbende Macht«
ausüben. Es muss imponieren durch das
sichere vornehme Auftreten seiner Repräsen-
tanten, durch die Verfeinerung und den
innerlichen Reichtum seiner kulturellen
Elemente. Die Völker, welche bisher in
der Weltkultur tonangebend waren, die
 
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