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Koch, Alexander [Editor]; Fuchs, Georg [Editor]
Grossherzog Ernst Ludwig und die Ausstellung der Künstler-Kolonie in Darmstadt von Mai bis Oktober 1901: [ein Dokument deutscher Kunst] — Darmstadt, 1901

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.3770#0026

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Aeusserung gestellt sehen, vornehmlich aber
sollte sie in der Wohnungs- Gestaltung wieder
herrschen und triumphieren. Er selbst ging
mit gutem Beispiele voran; hat er doch als
einer der Ersten von allen regierenden
Fürsten des Festlandes die neue Kunstweise
in seinen eigenen Räumen zur Entfaltung
gelangen lassen. Besser würde man vielleicht
sagen: entfaltet; denn der hohe Herr hat
selbst ein wesentliches Anteil an der Schöpf-
ung dieser wundervollen Gemächer. Mit
dem verfeinerten Geschmacke und dem
aussergewöhnlichen Verständnisse für archi-
tektonische und dekorative Dinge, welches
ihn auszeichnet, hat er zweifelsohne wesent-
lich bei der Ausführung und Zusammen-
stimmung des Ganzen seine Persönlichkeit
zum Ausdrucke gebracht. Vertraut mit dem
Wesen wahrer Kunst, weiss er Innen-Räumen
und Geräten stets seinen Geist, seine In-
dividualität diskret und stilistisch streng ein-
zuprägen, ohne dabei die hervorragenden
Künstler, welche er hierzu beruft, allzusehr
oder falsch zu bevormunden. Wenn es für
diese feine, vornehme Künstlerschaft des
Fürsten noch irgend eines Beweises bedurft
hätte, so hätten ihn die beiden modernen
Gemächer im »Neuen Palais« erbracht. Nie-
mandem, dem es je zuteil wurde, dem hohen
Herrn näher zu treten, wird es entgehen,
dass hier Sein Geist, Sein Geschmack, Sein
Gemüt zu uns spricht durch die edlen Formen
eines Künstlers von hohem Range.

In dem »Neuen Palais« sind es vor-
zugsweise zwei Gemächer, welche für die
Entwickelung des Stiles der neuzeitlichen
Wohnung von höchster Bedeutung sind: das
»Frühstücks-Zimmer« und das »Empfangs-
Zimmer« Ihrer Königlichen Hoheit der Gross-
herzogin Victoria Melita. Das Frühstücks-
Zimmer ist von Baillie Scott in London, bezw.
auf der Insel Man zwischen England und
Irland, entworfen und von der Glückert'schen
Hof-Möbelfabrik in Darmstadt ausgeführt
worden. Das Empfangs-Zimmer ist ebenfalls
von Scott angegeben, jedoch ausgeführt in
der »Guild and school of handicraft«, den

berühmten Werkstätten des bahnbrechenden
englischen Gewerbe - Künstlers Ashbee in
London. Diese Räume wurden in der -»Zeit-
schrift für Innen-Dekoration« (Januar-Heft
1899) veröffentlicht. Auch in der Aussen -
und Innen-Arckitektur des Residenz-Schlosses
fanden unter der Leitung des Grossherzogs
eigenartige Umgestaltungen statt.

Zur Zeit als der hohe Herr genötigt war,
diese Neu - Einrichtungen vorzunehmen, da
war die deutsche Kunst der Wohnungs-Aus-
gestaltung modernen Stiles noch viel zu un-
entwickelt, um ihr eine so vielumfassende
Aufgabe anvertrauen zu können. Kaum
waren die ersten Versuche neuartiger Flächen-
Verzierung bekannt geworden, von Möbeln
gar war nur erst theoretisch die Rede. Bald
wurde das aber anders. Talentvolle junge
Künstler und unternehmende Kunstgewerbe-
treibende gingen auch in Deutschland vor
und gleichzeitig mit der Münchener Aus-
stellung von 1897, auf der das zum ersten
Male zum Ausdruck kam, entstand in Darm-
stadt selbst in der von Alexander Koch
begründeten Zeitschrift »Deutsche Kunst und
Dekoration«, eine litterarische Zentrale für
diese Bewegung. Und der erste deutsche
Fürst, welcher diese hochwichtige nationale
Bewegung in den Gewerbe - Künsten er-
kannte und durch grosse, auf die Ausgestal-
tung ganzer Wohnräume hinzielende Auf-
träge förderte, war wiederum Grossherzog
Ernst Ludwig. Schon sein Arbeits-Kabinet
im »Neuen Palais« übertrug er einem Führer
der deutschen Moderne: Otto Eckmann.

Dem scharfen Blicke und der seltenen
Einsicht in das Wesen und die Richtung
der neuzeitlichen Kunst-Entwickelung, welche
den hohen Herrn auszeichnen, konnte es
nicht entgehen, dass der Schwerpunkt sich
in dem modernen bildnerischen Schaffen mehr
und mehr nach der Seite der angewandten
und dekorativen Künste hin verschob. Die
»kunstgewerbliche Abteilung« auf der Darm-
städter Kunst-Ausstellung im Herbst 1898
hatte es, wie die zu München, Berlin und
Dresden, deutlich dargethan, dass das Kunst-
 
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