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Koch, Alexander [Hrsg.]; Fuchs, Georg [Hrsg.]
Grossherzog Ernst Ludwig und die Ausstellung der Künstler-Kolonie in Darmstadt von Mai bis Oktober 1901: [ein Dokument deutscher Kunst] — Darmstadt, 1901

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https://doi.org/10.11588/diglit.3770#0046

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Die sRunDSTem=tesuns Des KunsTteR-Hauses.

Am 24. März 1900 fand auf der Gross-
J~\. herzoglichen Mathilden-Höhe zu Darm-
stadt die feierliche Grundstein-Legung zu dem
Atelier-Gebäude der Künstler-Kolonie statt,
welches sich dort bereits im Spätherbste nach
den Plänen des Architekten Olbrich fertig
erheben sollte. Die Künstler hatten an eine
Anzahl von Freunden und Förderern der
Kunst, sowie an die Spitzen der Behörden
Einladungen ergehen lassen, und auch sonst
hatte sich ein zahlreiches, festlich gestimmtes
Publikum eingefunden. Um 5 Uhr erschienen
der erhabene Begründer und Schirmherr der
Kolonie, Grossherzog Ernst Ludwig, Prinz
Wilhelm von Hessen, ein feingebildeter
Freund und Förderer der Kunst, welcher
leider schon wenige Wochen später im kräf-
tigsten Mannesalter hinweggenommen wurde,
sowie Prinz Franz Josef von Battenberg mit
Gemahlin auf dem anmutig dekorierten Fest-
Platze. Nachdem der Baumeister, J. M. Olbrich,
die Erlaubnis zum Beginn der Feierlichkeiten
erbeten und erhalten hatte, trat Hof-Schau-
spieler Wagner an den Grundstein heran,
um mit dem Vortrage des aus diesem An-
lasse gedichteten Festspieles von Georg Fuchs
(vergl. S. 47) die Weihe des Grundsteines
einzuleiten. Sodann richtete der Baumeister
an Se. Kgl. Hoheit den Grossherzog eine
kurze Ansprache, in welcher er den Gefühlen
der Dankbarkeit und Begeisterung Ausdruck
gab, welche sämtliche Mitglieder der Kolonie
vereine in der Verfolgung der erhabenen
Ziele, die ihnen von der Hand ihres hoch-
gesinnten Protektors gesteckt worden seien,
und diesen ersuchte, selbst die Weihe des
»Ernst-Ludwigs-Hauses« vornehmen zu
wollen. Hierauf ergriff der Grossherzog den

dargereichten Hammer und that die üblichen
drei Schläge mit den Worten: -»Mein Hessen-
land blühe und in ihm die Kunst!« Ihm
folgten die übrigen anwesenden Mitglieder
des Grossherzoglichen Hauses, sowie die
Herren der Kolonie. — Abends beschloss
ein von der Künstler - Kolonie gegebenes
Fest-Mahl in engerem Kreise die Feier.
Aus Anlass der Grundstein-Legung er-
schien auch eine Alexander Koch heraus-
gegebene Fest-Schrift, welche sämtlichen
Fest-Teilnehmern dargereicht wurde. Diese
brachte an erster Stelle eine künstlerische
Adresse, die von der Künstler-Kolonie zum
Geburtstage des Grossherzoglichen Paares
(25. November 1899) überreicht worden war
und in weiten Umrissen gewissermassen das
Programm der Kolonie enthielt. Soweit dieses
von allgemeinem Interesse ist, sei es hier
mitgeteilt. Nachdem die Organisation der
Kolonie etc. dargelegt, und die Absicht, ein
»Dokument deutscher Kunst« von bleibendem
Werte zu schaffen, ausgesprochen ist, fährt
die Adresse fort: »Diese Aufgaben, die den
vorläufigen Endzweck aller Bestrebungen
der Kolonie bilden, gipfeln: in der Errich-
tung einer Arbeitsstätte mit einer Halle als
Sammelplatz der originellsten und künstlerisch
vollendetsten Schöpfungen der Kolonie; in
der Errichtung einfacher und reicher aus-
gestatteter Familien-Häuser, welche als ge-
schlossenes, individuelles Ganzes in über-
zeugender Weise die richtigen Grundsätze
unserer Kunst-Empfindung zum Ausdrucke
bringen; in der Errichtung einer proviso-
rischen Halle für beste neuzeitliche Flächen-
kunst und solcher Objekte, die als Wert-
messer gegen hier ortige Leistungen erbeten
 
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