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Koch, Alexander [Editor]; Fuchs, Georg [Editor]
Grossherzog Ernst Ludwig und die Ausstellung der Künstler-Kolonie in Darmstadt von Mai bis Oktober 1901: [ein Dokument deutscher Kunst] — Darmstadt, 1901

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.3770#0122

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Georg Fuchs: Die »Mathilden-Höhe« einst und jetzt.

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PAUL BURCK—DARMSTADT.

Pastell-Studie.

Ecke des Parkes aufragt, dessen Augen
wurden überwältigt vom plötzlichen, wunder-
baren Anblicke der grossen, freien Welt,
die sich nun mit einem Male vor ihm zu
sanft in weiter, weiter Ferne verschwimmen-
den Horizonten weitete. Eben umfing ihn
noch das kleine, enge, heitere Hof-Idyll,
beschränkt und ein wenig schläfrig, fröhlich
und doch auch mit einer dumpfen, leisen
Melancholie, und nun schweifte sein Blick
stolz hinaus, weit über die Grenzen des
Fürstentumes über die düsteren Kiefer-Forste,
goldenen Korn-Felder und leuchtenden Dörfer
gen Norden hin, wo der graue Dunst aus
dem Bett des Main's emporstieg und sich
über die freie Reichsstadt Frankfurt lagerte,
gegen Nord-Westen und Westen über das
fette, fruchtbare Ried mit seinen ungezählten
Städtchen und Dörfern, deren Kirchtürme
herüber glänzten, bis zum Silberbande des
Rheins, das an den gelben Kalk - Felsen
rebentragender Hügel entlang aufblitzte und
flimmerte, bis es sich unter der Abendglut
in einen Strom goldenen Feuers verwandelte.
— Im Süden aber steigen die Waldberge
des Odenwaldes sanft empor über nebel-

dunstigen, saftig-grünen Wiesen, Bergreihe
hinter Bergreihe bis zu dem königlich auf-
ragenden Malchen, den man nachher unter
falscher Auslegung einer Stelle bei Tacitus,
die sich aber wohl auf den Brocken im
Harz bezieht, zum Melibocus umbenannt hat.
Wälder, unermessliche Wälder, auch nach
Süd-Osten und Osten, hier aber in reizvoller
Mischung von Buchen, Eichen, Birken und
Ahorn, Kiefern und Lärchen und riesen-
haften, uralten Fichten, die in der Ferne
auf den Kämmen ernst und düster hin-
ziehen; und wo die Strasse ins Gebirg hinein
zwischen ihnen hindurchtritt, da klafft ein
breiter Spalt, durch den die blaue Luft der
Berge leuchtet. Hier ist der Oberwald, jenes
märchenhafte, noch heute wenig betretene
Waldgebiet, das sich stundenlang dahinzieht
in unendlich reicher Abwechselung der Be-
forstung, durchrieselt von Quellen und
Bächen, mit summenden Waldwiesen, auf
denen die Rehe grasen und wo die Heere
der Anemonen sich ausbreiten. Scheu treten
die Pfade und Strassen heraus aus dieser
Einsamkeit der Schatten und steigen herab
zwischen den scharfbegrenzten Parzellen der
 
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