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Koch, Alexander [Hrsg.]; Fuchs, Georg [Hrsg.]
Grossherzog Ernst Ludwig und die Ausstellung der Künstler-Kolonie in Darmstadt von Mai bis Oktober 1901: [ein Dokument deutscher Kunst] — Darmstadt, 1901

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https://doi.org/10.11588/diglit.3770#0144

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Felix Commichau: Das Ernst-Ludwigs-Haus.

139

iV*"«J!

der hinter und zwischen ihnen sich aus-
spannt und ragen mit ihren Häuptern noch
über den Scheitel desselben hinweg. Der
erwähnte Bogen ist gewölbeartig vor die
eigentliche Gebäudefläche gezogen und findet
seine Widerlager an den vorgebauten Galle-
rieen, die, wie bemerkt, die Zugänge zu den
Ateliers im Erdgeschosse überdecken. Der
von dem Bogen überwölbte Wand-Abschnitt,
welcher das rechteckige Eingangs-Thor ent-
hält, ist mit einem grosszügigen, goldigen
Ornamente bedeckt, das von nicht übler
Wirkung ist, und jedenfalls viel dazu bei-
trägt, die Betonung der Thorpartie noch
weiter zu heben. Angenehm aus der hellen
Fläche heben sich zwei völlig gleichgestaltete
dunkele Bronze-Figuren über der Eingangs-
Pforte hervor; sie stellen geflügelte Genien
dar, die mit weit ausgestreckten Armen
Lorbeer - Kränze gen Himmel halten. So-
wohl auf diese Figuren, die Rudolf Bosselt
geschaffen, wie auf die beiden Kolossal-
Gestalten des Portales von Ludwig Habich,
werden wir an anderer Stelle näher ein-
gehen. Der obere horizontale
Abschluss des ausgedehnten

Gebäudes hilft dessen innige Beziehung
zum Platze zu verstärken. Jeder Aufbau im
Mittel oder an den Seiten des Hauses hätte
ihm vielleicht zu noch grösserer Wirkung
verholfen; doch wäre es dadurch wohl
auch losgelöst worden aus dem Formen-
Kreise, der den Platz umschliesst. Das
flache Dach, welches sich im Mittelfelde der
Horizontalen über die Mauer streckt, ist zu
zierlich gehalten; die gemalten Ornament-
Partieen unter demselben könnten ganz fehlen.
Die Ausbildung der Neben - Fronten des
Ernst-Ludwigs-Hauses ist mangelhaft. Sie
schädigen den Anblick des Gebäudes von
der Seite ungemein. Zu bedauern ist ferner,
dass man statt des Putzes nicht echtes
Material zur Verblendung des Hauses ge-
wählt hat. Die Mehrkosten einer solchen
stehen zu dem »Mehr« an monumentaler
Wirkung, das sich ergeben hätte, in keinem
Verhältnisse. Die Vorzüge der Haupt-Front,
der sichtlich alle Sorgfalt galt, wiegen die
erwähnten Mängel, vor allem die des
Inneren, nicht auf! — Ein -»Ganzes« ist
darum das Ernst - Ludwigs-
Haus leider nicht geworden.

>apie*eN'

PAUL BÜRCK—DARMSTADT.
 
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