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Koch, Alexander [Editor]; Fuchs, Georg [Editor]
Grossherzog Ernst Ludwig und die Ausstellung der Künstler-Kolonie in Darmstadt von Mai bis Oktober 1901: [ein Dokument deutscher Kunst] — Darmstadt, 1901

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https://doi.org/10.11588/diglit.3770#0199

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IQ2

Ausstellung der Künstler-Kolonie Darmstadt. Ludimg Habich.

PROF. J. M. OLBRICH—DARMSTADT.

Das Haus Habich: West-Front.

Habich wollte diesen Weg nicht gehen, allein
er hat doch ein gewisses Empfinden für die
Grösse einer solchen Stilistik gezeigt, nament-
lich darin, wie er die Figuren aus den rohen
Stein-Massen hervorwachsen lässt und die
Stein-Massen selbst roh und schwer an den
Rück-Seiten der Gestalten als Binde-Glied
mit der Architektur bestehen Hess. Man
vermag die ernste Wirkung, welche dieses
Motiv bei voller Entfaltung ausüben könnte,
zu ahnen, wenn man die Rück-Ansicht der
weiblichen Figur betrachtet, welche hier ab-
gebildet ist. Es musste freilich bei dieser
Andeutung des monumentalen Gedankens
der Angliederung sein Bewenden haben,
denn die Architektur bot unserem Bildhauer
fast gar keine Handhabe und Hess ihn da
im Stich, wo sie in kräftigster Entfaltung zu-
sammen mit der Skulptur einem gemeinschaft-
lichen Höhenpunkte hätte zuwachsen sollen.
Die Architektur verbot dem Bildhauer
geradezu die Monumentalität und die strengste
Fassung des Gedankens. Vor einer solchen

freundlichen, ländlichen Putz - Fassade, die
so weiss und mädchenhaft-unschuldig herab-
lächelt, wäre es fast gefährlich, die ernsten
Sinnbilder der göttlichen Dinge aufzurichten.
Die unentwegte Heiterkeit und die zufriedene
Anmut des Hauses hätte da leicht einen
bedenklichen Kontrast darstellen können.
Habich siegte darüber, indem er alle Ge-
danken, Empfindungen und Bekenntnisse
dem einen Gefühl stolzer, zuversichtlicher
Jugend-Kraft unterordnete, indem er in die
Gestaltung dieses Motives alles einfasste und
mit naiver Sinnen-Freude zur machtvollen
Form erhob, ohne dabei in eine Sphäre
hineinzureichen, welche innerlich zu sehr dem
Geiste des Hauses widersprochen hätte.
Wenn trotzdem ein nicht zu vereinbarender
Gegensatz zwischen Architektur und Skulptur
bHeb, so lag das nicht an ihm, sondern an
der Grundverschiedenheit des Materiales
und der ästhetischen Prinzipien. Dass Habich
gleichwohl ein Monumental-Werk hier vor
dem Ernst-Ludwigs-Hause auf gesteht hat,
 
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