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Koch, Alexander [Hrsg.]; Fuchs, Georg [Hrsg.]
Grossherzog Ernst Ludwig und die Ausstellung der Künstler-Kolonie in Darmstadt von Mai bis Oktober 1901: [ein Dokument deutscher Kunst] — Darmstadt, 1901

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https://doi.org/10.11588/diglit.3770#0202

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Ausstellung der Künstler-Kolonie Darmsladt. Ludwig Habich.

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das nach seiner stilistischen Tendenz und
nach seiner edlen Gesamt-Wirkung in der
modernen Plastik eine erste Stelle einnimmt,
das gereicht ihm zur besonderen Ehre.

Über den reizvollen Brunnen Habich's
haben wir bereits in dem Essay »Die
Mathilden-Höhe einst und jetzt« gesprochen,
sodass es genügen dürfte, auf das dort Ge-
sagte und die hier vorgeführten Abbildungen
zu verweisen. Für die Verschönerung unserer
Städte - Bilder durch künstlerische Aus-
gestaltung der Strassen-Kreuzungen, An-
lagen, Parks etc. gibt dieser Brunnen sehr viel
Anregendes, und wir hoffen, dass die hoch-
weisen Magistrate und Bau-Räte deutscher
Städte und Städtlein daran mancherlei zu
Nutz und Frommen der ihrer Obhut anbe-
fohlenen Gemein-Wesen lernen möchten!

In seinem Hause zeigt uns Habich so-
dann, wie man durch skulpturale Mittel das
laufende Wasser zu einem entzückenden
Element der Innen-Ausschmückung und der
poetischen Belebung der Wohnräume machen
kann. Hier finden wir im Vestibulum schon den
elegant durchgebildeten Wand-Brunnen aus
Marmor und vergoldeter Bronze (ausgeführt
von P. Stolz—Stuttgart), und sodann in dem
Musik-Räume, welcher links an die Halle
anstösst, den für S. K. H. den Grossherzog
bestimmten Zimmer-Brunnen, dessen Marmor-
Teile von der Aktien-Gesellschaft Ludwigs-
hafen, dessen Bronze-Guss ebenfalls von
P. Stotz geliefert wurde. Die zierliche Säulen-
Stellung, welche das flache Bassin trägt,
ist ganz entzückend, die Ausbildung der
Kapitälchen überaus fein und anmutig, die
Figur, in einem Tone ähnlich dem des
oxydierten Silbers gehalten, erhebt sich ruhig,
ernst und träumerisch, vielleicht noch etwas
zu plastisch und nicht so schlank und stilistisch-
streng wie es die straffe Säulen-Stellung des
Untersatzes verlangt, aber doch an und für
sich von köstlicher Wirkung und im ein-
zelnen von sorgfältigster Durchbildung.

Wir wollen aber nicht über Dinge orakeln,
die in ihrer sinnfälligen Schönheit so sehr
für sich selber sprechen wie Habich's kleinere
Figuren. Wem entginge der wunderbare
Reiz seines »Narziss« — vielleicht sein edelstes
Werk —, des »Flöten-Spielers«, und der

»Badenden«, die bereits zu den bekanntesten
modernen Klein - Bronzen gehören! Dazu
kommt nun die fantasievolle Kollektion teils
humoristischer, teils grotesker Gegenstände
mit figuraler Ausgestaltung, welche der
Künstler zumeist im unmittelbaren Auftrage
des Grossherzogs bei Brandstätter in München
giessen Hess: Ein Tinten-Fass, mehrere
launische Zigaretten-Anzünder mit Aschen-
Schalen, weiterhin Beleuchtungs-Körper, die
bei Emmel in Darmstadt geschmiedet wurden,
Kleider-Halter, keramische Gefässe und ein
Wasch-Service, von Scharvogel in München
ausgeführt, Schmucksachen verschiedener Art,
teils bei /. Friedma7tn's Nachf. in Frankfurt,
teils bei Th. Fahrner in Pforzheim gearbeitet,
ein kleines Tinten-Fass mit einer Merkur-
Statuette als Verschluss und Petschaft, das
sich durch einen wundervollen Metall-Ton
auszeichnet, wie wir ihn sonst nur bei guten
japanischen Bronzen kennen (von Elkan—
Berlin und Kuppenheim in Pforzheim aus-
geführt) usw. Endlich ist noch die von
Habich selbst angegebene Ausgestaltung
des hübschen Bade- Zimmers zu erwähnen,
namentlich der Wanne, welche das renom-
mierte Spezial - Geschäft für Bade - Ein-
richtungen von Schaffstädt in Giessen ge-
liefert hat, und der an dieser angebrachte
Wasser-Speier und Bronze-Griff. Über der
Bade-Wanne, die ganze obere Hälfte der
Wand einnehmend, befindet sich die in matten,
grün gelben Tönen gehaltene Meeres-Idylle von
KarlSchmollv. Eisenwerth, einem Ausgezeich-
netes versprechenden Darmstädter Künstler,
von welchem wir auch in anderen Räumen
des Hauses, ferner im kleinen Glückert-
Hause und im Wohn-Zimmer Patriz Huber's
verheissungsvolle Talent - Proben erblicken.
Im übrigen findet das Haus Habich's
an anderer Stelle eingehende Würdigung.
Es ist, wenn auch im Wesentlichen ein Werk
Olbrich's und Huber's, dennoch ein erfreu-
liches und klares Zeugnis für die Art seines
Hausherrn und verkündet in allen seinen
Teilen das frohe Wesen des plastisch em-
pfindenden und darstellenden Menschen. —
So wird es für ihn auch die Stätte glück-
lichen Träumens, ernsten Sinnens und ehr-
licher Erfolge werden. G. Fuchs—Darmstadt.
 
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