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Koch, Alexander [Hrsg.]; Fuchs, Georg [Hrsg.]
Grossherzog Ernst Ludwig und die Ausstellung der Künstler-Kolonie in Darmstadt von Mai bis Oktober 1901: [ein Dokument deutscher Kunst] — Darmstadt, 1901

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https://doi.org/10.11588/diglit.3770#0299

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Felix Commichau—Darmsladt: Rudolf Bosselt.

RUDOLF BOSSELT—DARMSTADT. Erinnerungs- Medaille für die Ausstellung der Künstler-Kolonie Darmstadt igoi.

Bosselt's künstlerischer Werdegang ist
ein recht eigenartiger. Rein äusserlich be-
trachtet sowohl, wie in psychologischer Hin-
sicht ist er so interessant, das ein besonderes
Eingehen auf ihn an dieser Stelle Pflicht ist.

Bosselt ist im Jahre 1871 zu Perleberg
in der Mark Brandenburg geboren und zwar
in denkbar einfachsten Verhältnissen. Wirt-
schaftliche Beschränkung in allem, was ihn
umgab, war der Grundton seiner Jugend. In
Berlin besuchte er eine Kommunal-Schule,
und verliess dieselbe mit vierzehn Jahren.
»Etwas werden und bald Geld verdienen«,
so lautete der kategorische Imperativ, mit
dem nun das Leben an ihn herantrat. Alle
möglichen bürgerlichen Berufs-Arten wurden
für ihn in Rechnung gezogen, doch schliess-
lich war sein Vater einsichtig genug, dem
Jungen, der sich auf der Schule als guter
Zeichner entpuppt hatte, und den ein un-
bestimmter Drang zu einer feinsinnigeren
Thätigkeit trieb, nachzugeben und ihm zu
versprechen, eine Lehrlings-Stelle in einer
litho- oder xylograpischen Anstalt für ihn zu
ermitteln. Ein Gesuch bei der Abteilung
für Kupferstich in der Reichs - Druckerei
wurde abschlägig beschieden; eine Be-
mühung in der Bronzewaren - Fabrik von
Otto Schulz — Berlin hatte jedoch Erfolg,

und in der Mitte des Jahres 1885 trat Bosselt
in die genannte Anstalt ein, um sich als
Ziseleur auszubilden. —• Unter einem Ziseleur
eines solchen Etablissements ist nicht
ein Künstler zu verstehen, der auf Metall-
Gegenständen Flächen - Muster zu erzeugen
hat, sondern ein Arbeiter, der weniger mit
schöpferischen Eigenschaften als mit Ge-
schick und Intelligenz begabt, an die ein-
zelnen Objekte nach ihrer Fertigstellung im
Gusse die letzte vollendende Hand anzulegen
hat. Lebendige Auffassung, ein gewisses
Verständnis für die Intentionen des Künst-
lers, der das Werk geformt, und eine flotte,
gefügige Hand sind hier, wie gesagt,
Haupt - Erfordernis. Hunderte von Bunzen,
verschiedenartige Feilen, Raspelchen und
Hämmer etc. sind sein Handwerkszeug. —
In kurzer Zeit erwarb sich Bosselt in diesem
Fache ein bemerkenswertes Können und bald
galt er, .so jung er war, als einer der
Geschicktesten in der grossen Werkstätte.
Doch, als die Vielseitigkeit dieses Geschäftes
erschöpft war, verlangte sein Geist nach
mehr. Es drängte ihn, selbstschöpferisch zu
sein, und da sich hierzu in dem Schulz'schen
Etablissement keine Gelegenheit bot, dachte
er an andere Stellungen. Doch seine Be-
mühungen und die seines Vaters, der nun
 
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