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Zentral-Dombauverein <Köln> [Editor]
Kölner Domblatt: amtliche Mittheilungen des Central-Dombau-Vereins — 1845 (Nr. 1-12)

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https://doi.org/10.11588/diglit.1496#0031
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zelnen unmöglich; ein gkmcinsamcs Wirken Mchrer und Bicler zu solchrm
Zw.ckc fand ader dishcr rbcn so wenig Skair, ais es iidcrhaupt zu hvffrn
steht. So ist denn das Material unscrer Geschichte selbst m ncucrcn Pc-
rrodcn oft nichts weiker, als cine trockene urkundliche Nachricht, daß da
odcr dort auf GlaS gemalt und cin grmaltcs Fcnstcr eingcsctzt wordcn, und
der Vorwurf ciner Nomcnciatur triffc'dahcr nicht sowohl unscre Arbeit,
als die Vorarbeiten oder vielmchr dengänzlichenMangel derletz-
teren." (Focrs. folgt.)

! Das Büchlei'n von der fialen Gerechtl'gkeit von Matthias Rori'czcr,
weiland Dombaumei'ster in Rcgensburg, nach ei'nem altcn Drucke
auS dem Jahre 1486 in die heutige Mundart übertragcn und
durch Anmcrkungen erläutcrt. Nebst einem Anhange über dic Con-
structi'on der Wimperge. Mit einem Vorwort von A. Neichens-
pergcr. Mit L6 in dcn Tcrt gcdrucktcn Figuren. Trier 1845.
Druck und Verlag dcr Fr. Lintz'schcn Buchhandlung.

Die ncuere Zeit, wclche uns in dcn lctzten Jahrcn so manche überra-
schende Aufschlüffe üder mitrelallcrliche Kunst — die einzig origincllc un-
serer deulschen Vorfahcen — und namcnilich cinen der großarligsten Zweige
dcrselben, die Bauwcrke, gelicfert, hak auch in dicscn Tagen die Literatur
übcc jenen Gcgcnstand wicdcr mit cinzUncn Schrisicn bercichcrt, die wir
nuc mit Freudcn begrüßen können. Nachoem man durch einen faischcn
Schritt, welchen die Kunst des MittelaUers im 15. Jahrhunderee gcthan,
durch die blinde Begeisterung dcr allcrdings schätzcnswerlhen Anrike, das
Vaterländische zuerst in seincn Grundlagcn verkannt und dann bci Seite
gcschoben, weil man sein Verständniß vcrloren, d-r so gcnannte Geist der
Zeit in wildem Rauschen zu Neucm dcängte, wozri man das alte Heiden-
thum a!s Erundlage unterbreiten kvnnte, das Regelrcchke, Ernste, und die
hohe Einfachheit und Gcwalt — fär die mannigfaltigcn und mituntcr
auch gewiß viel bcqu.mercn, auf allen Fall geistigcren Jnstitutivnen, die das
Ehristenthum geschaffen, von dcnen doch wenigstcns der Eigennutz -inig-
für stch behalten wollte — nicht brauchen kcnnke, so ersann man die so
genannte Renaissance, Wiedergeburk, im eigenilichen Sinne den Kamin-
und Maitressenstyl, der aller soliden großen Grundlage entbehrte, seine
willkürlichen Modelle von Kamin- und Muschelwerk entlehnte und nach
dem natürlichen Laufe der Dinge ins Erbarmliche ausgehcn mußte, bis cr
endlich in Zvpf und Perrücke als W-ndepuncc in dem Kriege gegen allcs,
was da bestand, alt oder neu, heidnisch odec christlich, endeke, - ohne 'auf
den Trümmcrn und der geschaffenen tndui» rnsn auch nur das mindeste
Neue oder Eigcnthümiiche hecvorbcingen zu können. Da standen sie
denn nun in dem aufgeklärten, so mittclreichen Jahrhunderk, „auf der
Spitze drs modernenWelcbewußiseins", „in der Zeir, worin es eine Fr-ude
ist, zu leben," in großer Verlegenheit, was sis einst aufzuweisen hätten,
wenn die Nachwelt ganz einfach die Fcags stellen wücde: Nun, was ist
es denn? Wo stnd euce Werke? Die reiche Ecbschaft der Vecganqenheit
habk ihr in Besitz genommen, seid ihc euren Nachkommen nicht auch etwas
schuldig? werden die sich mik dem Vecdienste einer raduln ri»s->, gleich ei-
nem Blatt weißen Papiers, worauf man Vielcs schrciben kann, odcr cinem
Dilhyrambus auf die Zeit, worin ihr lebt, mit all den Lobredrn, die ihr
selbst hieltet, begnügen? Sie könnten euch vielleicht den Vorwurf machen,
daß ihr eure Saiten etwas zu hoch gespannt, ctwas zu schnell gelebk, übel
mit dem anvertrauken Fideicommißgute gehauset, untceu gewesen gegen
eure Väter, gegen die Nachkommen, gegen euch selbst. Jhr habt zerstörk,
wird es heißen, aber nicht gcbaut. Gottlob! auch diese Zrit ist vorübcr,
wenn auch nicht bei Allrn, doch bei cincm Theile, und w.nn es vielleicht
auch nicht der größte sein sollte, doch immec bei cinem solchen, der groß
genug, die Aufmerksamkeit der Denker auf sich zu ziehen. Es fand sich
auch bald, daß die wieder aufgegriffene Arbeit eine lohncnde war. Da das
Geheimniß der Wifsenschast vrrschlossen, griff man die Sache vor der
Hand praktisch an. Man arbeitete sich immer tiefec hinein, und sieh da!
man fand endlich, daß dasjenige — waS man fceilich hätte ahnen können,
bei reiflichecem Nachdenken unmöglich verfehlen konnte —, welches man
so vft als sinnlos, phantastisch, willkürlich und barbarisch verschrieen, auf
strengen Gefttzen derNatur und des Denkens bcruhe, das Ewigwahre als
Lebensborn zur Grundlage hatte und sich organisch aus dem Leben, dessen
Gefttze sich die Menschen seibst verschlossen, entwickelte. Lange hatte man
vor dieftr stummen Musik, vor diesen kcystallisicten Stcingewächsen deS
Mittelalters gcstanden. Man erforschke die Kcystallisation der Salze, der
Pctrefacten; an jene Werke, die in einer so allgemeincn und tiefcn Bezie-
hung standen zu dem allgemeinen Volksleben, daran hatte Niemand ge-
dacht, und hätte cs je Einer versucht, wie würde man über den Dunkel-
mann hergefahren ftin. wenn er es gewagt, etwas von jener Untersuchung
laut werden zu laffen! Unsinn, Barbarei, abgeschmacktes, abgelhanes
Zeug und dergleichen gewählte Worke würdrn ihm in Hülle und Zülle
entgegen geflutet ftin. Diese phantastischen Wrrke, nach einem stcengen,
regelrechten, vrganischen Gesetze, in ihrer Grundiage und ihcen Ausriffcn
durch und durch aus mathemalischen, geometrischen Verhältnisscn und Fi-
guren entwickelt, wie dies auch bei der Anwendung der Dämpfe und
^.ampfcskräfte, und doch im Gegensatze zu diesen mit echt künstlerischer
Freiheit entwickelt, alle Sinne dcs Menschen, ftine gefammke geistigeThä-
tigkeit nach dem sreien G.efttze dieser unsterblichen, von Gokt stammenden
Krast, des mit ihm verLündeken, aber nicht mit ihm ftlbst zu verwrchftlnden
Gcistcs — das ist nicht möglich! Eine derartige Behaupcung ist ein Frcvel
wider den Adcl der menschlichcn Natur, wider die Würde ftines Verstan-
des, und die bloße Unkcrsuchung eine Empörung gegen die Wiffenschaft und
daS Zeikbewußtsein! Also schloß das edle Selbstbewußtsein der Zeit, die
«mancipirte Versunft; anders aber zrigke sich — was mächtiger ist wie

sie — das Leben. Es traten Umstände znsammcn, wclche unter GokteS
gütiger Leilung die Kräfte dcr Mcnfthen zu einem guten Ziele srrristM,
wie das manchmal nach ftiner uncndlichcn Barmhcrzigkeit der Fsll. Man
dachte: die Sache ist doch groß, dcr Eindruck gcwaliig, wo man hnischaut,
enldcckt man ctwas Ncucs; daß die Ruine doch so stchm soll, ist cine
Schande für unftr Bolk, für unftre Zeit, wir wvlien das Wcrk nieder
aufgreifen! Und sieh da! die Arbeic ftlbst schloß drn Sinn wiedrr auf.
Man rnldcckte allerlci Gefttze. Daß die Gefttze derStatik bei ekncm drr-
ariigen Wcrie am wenigstcn unbcrückstchligt qcbliebcn, daS konnte sich
auch der Nichtkcnncr wohl sagen, dcnn das Wcrk stand cbcn so sicher,
als lcicht, die Aeit und Unwctter kvnnkcn an ftincr Scha'e sresscn, die
Mcnschen in Unmuth und Frevcl die Maucrn nicderreißm, diefe aber ftlbst
stürzkcn ohne die mächtigste Veranlassung von untcn und ost ohne große
Gewalt von Wind und Wcttcr nicht zusammen. Auch sah man, baß die
Kcäste Druck und Gegcndruck nichk ohne das ticfste statische Bcwußtftin,
ohne hohe maihcmatifche und physische Kenntniffe crthcilt war.n. Die
schwcrste Last war auf die Icjchtcste Weise getragen und gchobcn, das war
allcs klar. Daß sich ab-r auch das Wcrk ftlbst in ein strenges Systcm
bringen und diefts wiedcrum in Grundriß, Aufriß und biS in die klcinste
Verzierung, mic Ausnahme dcijmigcn, chie in den Organismus des Lcbens
fal!en,,geometrisch cnlwickcln licßc, mi»äindcrn Wortcn, daß die großen
Baumcistcr dcs Miitelaikers zu den Kenntniffcn eincs Ncwlon auch jcne
eines La Place, La Grange besaßcn, ohne daß sie darum alle Büchcr übcr
dicfe Dinge schricbm, da sie Sicinc hatkcn und dcs Papiercs wohl cnt-
brhrcn konnten, das ichren d!e ncuercn Forschungcn von Tag zu Tag im-
mec mehr und mchr. Daß aber auch zuwcilen einzclne, in der nichk
schreibftligen Zcit, die Sacbe nicht b!oß prakiisch, sondern auch theoreiisch
bchanüelt, zeigt uns das oben angckündigte Schriftchm, für dcffm würdc-
voll« und sorgfältige Herausgabe wir alle Anerkennung schuldig sind.

l-a kailieärsle äe 6»I«xne. IVvtice srelieolaAique sur les restsu-
rations, ensemble le« tiLrsux executss, en voie ä'execuiion
ou prazeie«, pour I'sclievement inteArsl äe ce wouument.
ksr 1e Lsrou äe Loisin. Kmie.-is, 1845.

Es ist cine erstculiche Erfthcinung für uns, baß wir fthcn, wie unftre
gcbildetcn Nachbarn, dic Franzoftn, auch unftrm Dombaue ein aufmerk-
famcs Auge schenken, und die Art und Wcift, wie die Gelchrten jmes
gewaltigen Landcs, von denm si'ch so vieie ais große, praktischc Staats-
l.ute auszeichnen, gegen ihnen xersönlich unbekanni-, abcr sür das Gcmein-
gut dcr Mcnschheit, die Sache der Wissenschaft und Kunst, dic, wie die
Religion, keine Völkerscheiden kcnnen, erglühte Deutschc benehmen, wofür
wir hiermit unftrn herzlichstcn Dank aussprcchen, möchte wohl in den Aei-
tcn der Tccnnung und Wpaltung besonders bemerkenswerlh crscheinen.

Hätte daher auch das obige Werk für den Deutschen kcin weitercs Ja-
tereffe, als die für einen Fremden richkige Auffaffunq des ganzen Gcgen-
standes, so müßte ihn doch die cdle Begeisterung und der gesunde Sinn,
der sich darin an so vielen Stellen aussprichk, nicht wenig erfreuen.

P r i s a c.

N a ch t r- a g.

Meinen Aufsatz über Kölns atte Kirchcn beschloß ich mit der Bitte um
Ausklärungen und Bcrichligungen. Mehre sind mir von wackeren Män.
nern zugekommen, und ich halte cs für Pflicht des Dankes, si'e zu vecöf-
fmtlich.n. Die erste Mitchcilung einer kundigcn und bekannlen Fcdcr, die
flch auS Bescheidenheit nichk nannle, laulel also:

Nr. 8. Hirtz-Eapelle.

Die Eapelle der ehemaligen Ritterfamiiie Schwarz von Hirsch hefindet
sich gleich am nördlichen Eingange der Kirche St. Maria im Capitolund
enlhält viele SehenSwürdigkciten; ihrec wird erwähnt in dem Buche:
„Köln und Bonn", herausgegcbm vom Buchhändler Bachem im Zahre
1828. Seike 99.

109. Ueber daS clolieKium linll.iosicum sind ftiner Zeit nähere Nachrich-
ten mitgetheilt worden im Beiblatte zur „Kölnischen Ieikung", bei derBc-
schrcibung des Lormzplatzes.

Ein vornehmer, frommer, gelehrter Priester, Nicolaus Viqenius vsn
Harlem, errichtete nämlich im Hauft zur Stessen (jetzt das Haus Skein,
Lorenzplah) ein Seminar nebst ciner Capelle, zu Ehren der heiligen Bo-
nifacius und Wiiibrordus für katholische Holländer, welche sich dem geist-
lichen Stande widmen wollten, gegen Ende dcS 16. Jahrhunderts.

Auch das in der großen Budengasse gclegene oppenheim'sche Haus ge-
hörte noch im Jahre 1611 dsm euliogiu i>»i,'»nckica.

114. Die Stclle, worauf die Eapelle oder der Betfaal des Eonvents
Heribert bei St. Andreas stand, ist nicbt wieder bsbaut worden und ist
dem Eonventsonds daher eine namhastc Entschädigunq aus den städtischen
Mitteln gezahlt worden, damik eine steicreAnsi'chts?) der St. Andrcaskirche
gewonnen und erhalten wükde. (Bergl. die Verhandlungen bei der Armen-
verwaltung.)

116. U-ber die Hubertus-Eapelle und den anschießcnden Garten, welche
der Erzbischof im Jahre 1586 vder 87 den Jefuiten geschenkt hat, findet
'ich nähcre Nachricht in SimoniS' „Geschichte der Jcsuiten zu Köln."
(Manuscripk.)

124. Die Lambertus-Capelle lag nicht über dem Paffenkhore, sondern
über dem anstoßendcn Durchgange zwischen der ehcmaligen Domde-
chanei, jetzigcn Propstri, «nd dem krakamp'schen Haust auf dcm Dom-
 
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